Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Teamwechsel: Should I stay or should I go?

Von Werner Jessner
Marc Márquez auf Ducati: ein ungewohntes Bild. Viele Stars haben Team gewechselt. Manche erfolgreich, andere nicht. (K)eine Anleitung.

Wie viel ist Loyalität wert? Wann folgt man dem Lockruf von Geld, Ruhm oder einem vermeintlich besseren Bike? Wann verlässt man die Ehefrau für die Geliebte, aber wann bleibt man besser, wo man ist? Kurze Antwort: Es gibt keine einfache Antwort. Das zeigt die Historie der MotoGP.

 

Daheim bleiben!

 

Ducati galt jahrelang als glamourös, kurz vor dem Durchbruch zum Sieger-Team – und frustrierte doch Legionen hoffnungsvoller Fahrer. Einer wollte das im Jahr 2011 endgültig ändern: der große Valentino Rossi! Unter lauten Fanfaren wechselte er von seinem siegreichen Yamaha-Team zum quasi italienischen Nationalteam, nur um nach zwei frustrierenden Jahren dort reumütig zu den Japanern zurückzukehren. Das verband ihn mit dem unvergessenen Nicky Hayden, der Honda bereits zuvor für Ducati verlassen hatte, um schließlich wieder heim zu „Big H“ zu kommen. 

 

Einer, der mit Yamaha gleich drei Mal Weltmeister wurde, ist Jorge Lorenzo. Jeglicher Aufbruch zu vermeintlich grüneren Ufern danach geriet zum Desaster: Nach neun Jahren bei Yamaha war der Abstecher zur Geliebten Ducati ein schmerzhaftes Abenteuer, das nach nur zwei Jahren auch schon wieder vorbei war. Doch die nächste Beziehung (Honda) währte noch kürzer: Nach einem einzigen Sommer voller Schmerz und Tränen war auch diese Affäre vorbei, und Jorge beendete seine Karriere komplett.

 

Abhauen!

 

Einer jener Fahrer, bei denen sich das Fremdgehen lohnte, war Casey Stoner. Jahrelang in anderen Farben als Ducati-Rot unvorstellbar, wechselte er 2011 zu Repsol Honda und wurde auch da Weltmeister. Parallele zu Lorenzo: Auch Stoners letzte Geliebte im Paddock vor seinem Ruhestand war eine Repsol-Honda. (Dass er später als Testfahrer wieder bei Ducati andocken sollte zeigt hingegen, wo er sich eigentlich zu Hause fühlte).

 

Manche Karrieren hoben überhaupt erst ab, nachdem die Fahrer das angestammte Heim verlassen hatten. Nur wenige werden sich daran erinnern, dass Andrea „Desmo-Dovi“ Dovizioso seinen ersten MotoGP-Sieg auf einer Honda geholt hat (genau wie einst der heutige KTM-Werksfahrer Jack Miller.) Oder Yamaha-Tester und Ersatzfahrer Cal Crutchlow: Er hat kein einziges Rennen auf einer Yamaha gewonnen, sondern alle auf Honda. Ein Extrembeispiel ist Johann Zarco: Er musste mit Yamaha, KTM und Honda erst drei Fabrikate durchprobieren, um endlich mit einer Ducati seinen ersten GP gewinnen zu dürfen.

 

Forever!

 

Wirkliche Markentreue ist selten in der MotoGP. Fabio Quartararo hat seine Karriere in der Königsklasse mit Yamaha begonnen und ist noch immer dort. Pecci Bagnaia kennt nur die Ducati, genau wie Enea Bastianini, Marco Bezzecchi, Fabio di Giannantonio und Jorge Martín (der sich dafür einst spektakulär von einem langfristigen KTM-Vertrag lossprengte). Taka Nakagami ist nur auf einer Honda vorstellbar. Doch einer übertrifft in Sachen Loyalität alle: Brad Binder geht 2024 in seine bereits zehnte Saison mit KTM (Moto2 und MotoGP) – das ist Rekord im aktuellen Starterfeld. Übrigens: Einen Fahrer, der auf allen in der Startaufstellung vertretenen Fabrikaten zu Rennen angetreten wäre, gab es noch nie.

 

Was uns das über die Zukunft von Marc Márquez bei Ducati sagt? Erst einmal überhaupt nichts. Die Geschichte lehrt: Es gibt viele Wege zum Erfolg. Ob daheimbleiben oder fortgehen, vielleicht auch wieder zurückkommen: Es kommt immer darauf an, was man daraus macht.

 

Ein paar durchaus überraschende Bilder aus der Vergangenheit finden sich in der Galerie oben.

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