MotoGP: VR46-Team ist nicht einverstanden

Bastianini: «Titel? Auch ohne Verletzung schwierig»

Von Simon Patterson
Enea Bastianini spricht im Interview über seine mühsame und von Verletzungen geprägte erste MotoGP-Saison als Ducati-Lenovo-Werksfahrer und den Befreiungsschlag in Sepang.

Durch seine Beförderung von Gresini Racing ins Werksteam der Roten aus Borgo Panigale sprang Enea Bastianini für die Saison 2023 von der GP21 direkt auf die GP23. Die Umstellung war groß, neben dem Motorrad war auch Crew-Chief Marco Rigamonti und die Mannschaft neu für den WM-Dritten und vierfachen Saisonsieger von 2022.

Zu allem Überfluss wurde Bastianini gleich in der Sprint-Premiere beim Saisonauftakt 2023 in Portimão am 25. März vom gestürzten Luca Marini mit ins Kiesbett gerissen, dabei zog sich der Ducati-Werksfahrer einen Bruch des rechten Schulterblatts zu. Ein erster Comeback-Versuch in Jerez Ende April Schlug fehlt, erst beim Italien-GP in Mugello kehrte die «Bestia» am zweiten Juni-Wochenende ins Renngeschehen zurück.

Dazu kamen im September die Verletzungen am linken Fußknöchel und der linken Hand nach dem von ihm verursachten Startcrash in Barcelona, eine weitere Zwangspause im September war die Folge. So verpasste der Italiener 2023 ganze sieben von 20 Grands Prix.

Immerhin gewann Bastianini in Sepang im November noch ein Rennen. Es war allerdings sein einziger Podestplatz der Saison, WM-Rang 15 entspricht nicht den Erwartungen an einen Werksfahrer. Trotz des Vizetitels von Pramac-Ass Jorge Martin hielt Ducati an Eneas Zwei-Jahres-Vertrag bis Ende 2024 fest.

Enea, wie schwierig war das vergangene Jahr für dich?

Mental und auch körperlich war es eine schwierige Saison. Nach der ersten Verletzung habe ich gemerkt, dass es schwierig oder sogar unmöglich war, schnell wieder auf die Strecke zurückzukehren. In dem Moment habe ich auch realisiert, dass meine Chancen, den Titel zu gewinnen, bei 0 oder 1 lagen – das war sehr, sehr merkwürdig.

Als ich dann zurückgekehrt bin, hat es mit meiner Schulter in den ersten drei oder vier Rennen nicht gut funktioniert. Und als ich wieder in Ordnung war, bin ich wieder gestürzt und habe mich erneut verletzt. Auf mentaler Ebene war das so, so schwierig. Ich bin immer fokussiert und positiv eingestellt, aber es war hart, das zu schaffen. Ich bin aber zurückgekommen, ich habe gewonnen und das war für uns alle so schön.

Warum war die zweite Verletzung mental noch schwieriger wegzustecken?

Es war anders, aber am Ende läuft es auf dasselbe hinaus. Mein Fehler in Barcelona hat mich geärgert. Nach einem guten Start war ich ein bisschen nervös, denn ich wusste innerlich, dass ich nach dem Start in der ersten Kurve vorne dabei sein wollte. Ich habe ein bisschen später gebremst und, nun ja, das Desaster ist passiert. Es ist anders gelaufen als in Portimão, aber das Ergebnis ist am Ende dasselbe: Du sitzt zu Hause.

Wann hast du realisiert, dass deine Saison gelaufen war?

Die größere Verletzung war die erste. Danach – nach drei Monaten – dachte ich, dass es wie vorher sein würde. Ich habe aber die Kraft in meiner rechten Schulter verloren, im Gym war es sehr schwierig für mich zu trainieren.

Mental war es schwierig, aber vor dem Catalunya-GP habe ich mich wieder stark gefühlt – und dann bin ich wieder gestürzt. Unter dem Sturz hat auch die Schulter erneut gelitten und es war danach wieder schwierig, im Training mit dem Oberkörper zu arbeiten.

Umso wichtiger war nach diesen Rückschlägen der Sieg in Sepang.

Der war wichtig. Ich war an dem Wochenende sehr fokussiert auf mein Ziel. Ich habe am Samstag gemerkt, dass ich von der Pace her schnell war. Also habe ich mir gesagt: ‚Okay, morgen kann ich gewinnen.‘ Ich bin mit diesem Ziel und nichts anderem in das Rennen gegangen. Mein Ziel war nicht, auf dem Podium zu stehen, ich wollte einfach wieder gewinnen.

Ich habe gesehen, dass Alex Márquez Runde für Runde nah dran war – einmal 0,7 sec, dann 0,5, danach wieder 0,7. Es war knapp. Ich habe am Ende hart gepusht – auch über dem Limit – und wir haben es geschafft.

Wie wichtig war es, dass dir Ducati das Vertrauen ausgesprochen hat?

Das ist sehr wichtig für mich, denn die Bestätigung von Ducati bedeutet: ‚Okay, wir stehen hinter dir.‘ Sie kennen mein Potenzial, alle bei Ducati, und im vergangenen Jahr hat sich dieses Potenzial nicht gezeigt. Am Ende schon, aber wegen der Verletzungen war ich immer im Rückstand. Es war einfach sehr schwierig. Ducati hat mich aber jederzeit unterstützt und jetzt ist mein Verhältnis auch zu meinem Crew-Chief und all meinen Ingenieuren sehr gut. Ich bin glücklich, in diesem Team zu sein.

Hättest du ohne diese Verletzungen um den WM-Titel 2023 kämpfen können?

Es wäre sehr schwierig gewesen, weil das Motorrad von 2022 sehr gut war und mit meinem Fahrstil Spaß gemacht hat. Das 2023er-Bike war schwieriger ans Limit zu bringen. Es war merkwürdig, denn eine meiner Stärken liegt im Kurveneingang und mit dem Motorrad war es schwierig zu verstehen.

Am Ende hat es aber gut funktioniert. In Malaysia und in Katar war ich konkurrenzfähig, weil wir etwas verstanden hatten. Das Team kennt mich auch besser. Aber ja, es wäre für mich schwierig gewesen, den Titel zu gewinnen, auch ohne die Verletzungen.

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