Brad Binder: «Genieße es mehr, am Limit zu pushen»
Brad Binder: Voller Fokus in der Startaufstellung
Mit zwei Sprintsiegen in Termas de Río Hondo und Jerez sowie der insgesamt drittbesten Punkteausbeute über die kurze Distanz zählte Brad Binder 2023 zu den Gewinnern des neuen Formats. Nicht nur deshalb hat der WM-Vierte aus Südafrika wenig auszusetzen, wenn 2024 im bisher längsten GP-Kalender der Geschichte gleich 44 Starts für die Königsklasse MotoGP angesetzt sind.
Brad, was gefällt dir besser, der Sprint oder das lange GP-Rennen? Ist die Herangehensweise eine andere?
Es ist merkwürdig, weil ich letztes Jahr oft das Gefühl hatte, dass das Sprintrennen körperlich fordernder war. Denn im Hauptrennen musst du den Reifenverschleiß und diese Dinge beachten, im Sprint dagegen heißt es von der ersten Runde an Attacke-Modus. Es fühlt sich an wie eine Qualifying-Session über zehn oder zwölf Runden. Und ganz ehrlich, ich bevorzuge den Sprint, weil ich es mehr genieße am Limit zu pushen, anstatt zu versuchen, mit den Reifen bis zum Ende durchzukommen.
Sind 44 Rennen in einer Saison zu viele?
Es sind viele. Ich habe aber eine andere Einstellung als andere Jungs, weil ich nicht jede Woche nach Hause fahren kann. Ich bin im Grunde von Januar bis Dezember in Europa. In der Zeit geht es für mich darum, Rennen zu fahren, die Performance abzurufen und meinen Job zu machen. Ich genieße das Rennfahren. Das ist alles, was ich tun will.
Du würdest die immer weiter steigende Anzahl der Rennen also nicht verringern?
Ich meine… Klar fängt es an, viel zu sein. Es sind viele aufeinanderfolgende Wochen, in denen wir unterwegs sind. Mit den zwei Rennen pro Wochenende nimmt jeder Fahrer große Anstrengungen und viel Risiko auf sich. Ja, es fordert wirklich seinen Tribut, aber letzten Endes ist es das, was ich genieße.
Wie stehst du zum Format der GP-Wochenenden? Es sieht fast so aus, als hättet ihr immer weniger Zeit dafür, einfach Rennfahrer zu sein, und immer mehr PR-Verpflichtungen und all diese Dinge.
Ja, das ist definitiv so, vor allem in der vergangenen Saison. Man bekommt nicht mehr so viel Zeit in der Box, wie man es gerne hätte. Gerade jetzt, wenn alles so eng getaktet ist, weil wir bereits am Samstagnachmittag ein Rennen fahren und das Qualifying am Samstagvormittag stattfindet. Wir verbringen viel Zeit mit Medienverpflichtungen.
In den vergangenen Monaten fanden hinter den Kulissen immer wieder Gespräche für die Gründung einer Art Fahrergewerkschaft statt. Braucht es so eine Vereinigung? Und wenn ja, wofür?
Ich glaube, dass es für die Zukunft eine gute Sache ist. Es ist gut, wenn alle Fahrer sich versammeln und gemeinsam über Themen sprechen, die aufkommen könnten. Wenn sich alle Fahrer in einer bestimmten Sache einig sind, ist es immer gut, mit einer Stimme zu sprechen, die uns weiterbringen kann.