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Pit Beirer (KTM): Jetzt Ski fahren!

Von Werner Jessner
Advent bedeutet High Noon, die letzten Tage vor dem Test sind hingegen die ruhigsten: KTM-Sportchef Pit Beirer erlaubt einen Blick hinter die Kulissen der MotoGP-Produktion. Was passiert wann und in welcher Reihenfolge?

Am 28. November 2023, zwei Tage nach dem Saisonfinale, fand auf dem Circuit Ricardo Tormo in Valencia der finale Test des Jahres statt. Nicht nur war das die erste Chance für Newcomer Pedro Acosta, seine ersten Meter in der MotoGP zurückzulegen: Für die Teams war das der entscheidende Tag, um die Parameter für die kommende Saison festzuzurren und die Basis für jenes Bike zu legen, mit dem man in die kommende Saison gehen wird.

 

Ab diesem Moment ist, so KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer, „die Kugel aus dem Lauf“. SPEEDWEEK.com erlaubt er einen Blick hinter die Tore der Motorsport-Abteilung, die dieser Tage ausnahmsweise fast leer ist.

 

Was passiert zwischen dem letzten Test in Valencia zu Saisonende 2023 und dem ersten Test in Sepang 2024 genau in Mattighofen/Munderfing, und zu welchem Zeitpunkt?

Es ist eine extrem intensive Zeit. Das letzte Rennen war spät im November, dann folgte noch der Dienstags-Test – dir bleiben im Prinzip nur drei Wochen bis Weihnachten. Der Mannschaft steckten 8 Rennen in 10 Wochen in den Knochen – dementsprechend leer und müde war sie. Gleichzeitig läuft eine Maschinerie auf Hochtouren, die schon Wochen, teils Monate vorher gestartet wurde, um das 2024er-Bike fertig zu kriegen.

 

Was dauert da so lang?

Anfang Januar musst du 10 neue MotoGP-Bikes für 4 Rennfahrer plus einen Testpiloten aufbauen. Da laufen alle Prozesse zusammen. Es gibt Langläufer wie Rohmaterialien, die teilweise schon im Sommer bestellt werden müssen. Bearbeitungsprozesse und Härtungsverfahren dauern. Etliche Schlüssel-Teile behältst du bis Anfang Dezember nach dem letzten Test offen. Das ist der Moment, in dem das Feedback der GP-Fahrer einfließt. Bis dahin hat das Test-Team entwickelt.

 

Was steht im E-Mail, das am Dienstagabend von Valencia aus nach Munderfing geht? Was ist das Briefing für die Produktionsabteilung?

Diese Zylinderkopf-Version mit jener Elektronik, diese Gabel und jene Schwinge haben sich als die beste herausgestellt. Die jeweiligen Roh-Teile liegen daheim schon alle parat. Jetzt hast du drei Wochen, um das alles umzusetzen. Das macht den Advent zum High Noon der Motorrad-Produktion. Über Weihnachten geben wir den Leuten bis auf wenige Ausnahmen in Lager und Beschaffung frei. Nach Dreikönig haben wir full house, und die Bikes werden aufgebaut. Logistisch ist das eine Herausforderung. In zwei Wochen werden nicht nur sämtliche Bikes assembliert, sondern auch in Kisten verpackt und fertig zum Verschiffen gemacht.

 

Von wie viel Material sprechen wir da?

Es sind 48 Übersee-Kisten mit rund 12,5 Tonnen Material. Die wurden vergangene Woche nach Sepang zum ersten Test verschifft. Da war jede Stunde verplant, um die bestmögliche Performance in Kisten zu packen.

 

Früher anzufangen, ginge also nicht?

Ja, man könnte natürlich im Sommer gemütlich beginnen und einen entspannten Zeitplan haben. In der Realität willst du natürlich jede Stunde Prüfstands-Erfahrung, jede Test-Runde, alles gesammelte Wissen bis zur letzten Sekunde ins neue Motorrad reinpacken.

 

Und wenn die Kisten am Schiff sind, geht ihr Ski fahren?

Tatsächlich ist Ende Januar die erste Verschnaufpause nach einer verdammt intensiven Phase. Und ja, diese Woche hat die Mannschaft wirklich einen Ski-Tag! Für uns ist die Kugel aus dem Lauf. Die Bikes, die letzte Woche aufs Schiff gegangen sind sind die, mit denen wir den ersten GP in Qatar bestreiten werden. Natürlich werden wir weitere Entwicklungsteile bringen und permanent nachlegen, aber die Basis ist jetzt einmal fertig. Elemente wie Chassis, Motor und Fahrwerk sind fix. Jetzt gehts auf die Ski-Piste, dann ab nach Sepang.

 

Der Shakedown-Test in Sepang findet vom 1. bis 3. Februar statt, der erste offizielle Test vom 6. bis 8. Februar.

 

Ergebnis Valencia-Test (28. November):

1. Viñales, Aprilia, 1:29,253 min
2. Binder, KTM, + 0,028 sec
3. Bezzecchi, Ducati, + 0,093 sec
4. Marc Márquez, Ducati, + 0,171
5. Raúl Fernández, Aprilia, + 0,263
6. Alex Márquez, Ducati, + 0,385
7. Di Giannantonio, Ducati, + 0,409
8. Bastianini, Ducati, + 0,543
9. Miller, KTM, + 0,648
10. Marini, Honda, + 0,703
11. Bagnaia, Ducati, + 0,717
12. Quartararo, Yamaha, + 0,769
13. Mir, Honda, + 0,798
14. Augusto Fernández, KTM, + 0,824
15. Martin, Ducati, + 0,899
16. Morbidelli, Ducati, + 0,953
17. Zarco, Honda, + 1,030
18. Acosta, KTM, + 1,223
19. Rins, Yamaha, + 1,311
20. Crutchlow, Yamaha, + 1,512
21. Nakagami, Honda, + 1,723
22. Aleix Espargaró, Aprilia, + 3,059
23. Savadori, Aprilia, + 3,431

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