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MotoGP-Werksfahrer als wertvolle Geheimnisträger?

Von Thomas Kuttruf
Hier kommt nichts raus. Doch manche Informationen finden immer einen Weg

Hier kommt nichts raus. Doch manche Informationen finden immer einen Weg

Wie wertvoll werden die Infos eines Jorge Martin über die Technik der Ducati GP24 für Aprilia-Racing sein? Was kann Maverick Vinales den KTM-Ingenieuren über die Aprilia RS-GP erzählen? Wenig, lautet die Antwort.

Der aktuell besonders lebendige Transfermarkt wirft in loser Abfolge etliche Argumente zur Bewertung der jeweils möglichen Fahrer-Hersteller-Abkommen in die Luft. Immer wieder wird die Erfahrung der einzelnen Piloten mit ihren Arbeitgebern ins Feld geführt. Jüngste Beispiele sind die beiden Top-Transfers von Jorge Martin und Enea Bastianini, in deren Umfeld sich auch die Frage stellt, inwiefern die neuen Arbeitgeber, hier Aprilia und KTM, vom Insiderwissen ihre neuen Piloten profitieren werden.

Komplett von der Hand zu weisen ist die Behauptung, dass mit den Fahrern auch bedeutende Informationen in die Box der Konkurrenz wandern nicht, doch die Realität, gehört differenziert betrachtet.

Erstens gilt: MotoGP-Piloten sind keine Ingenieure und können mit Ausnahme von Zahnmediziner Miguel Oliveira auch keine akademischen Abschlüsse vorweisen. Die 22 schnellsten Motorradfahrer der Welt werden für ihren mutigen Einsatz an den Lenkerstummeln bezahlt. Ein technisches Grundverständnis und Erfahrung im Umgang mit der komplexen Materie ist zwar hilfreich bei der Kommunikation mit dem Team, doch entscheidend ist allein das Fachwissen bei der Bedienung des Renngerätes.

Dass zweitens, in der aktuellen Generation derart komplex geworden ist, dass selbst Techniker ohne Erfahrung innerhalb des MotoGP-Zirkels die Zusammenhänge des Systems nicht nachvollziehen können. In den Werken hat sich viel Spezialwissen angehäuft, welches auch nur von Spezialisten korrekt interpretiert werden kann. Ingenieure nutzen die Piloten zwar als Spiegel und Verbindung zur Realität auf der Strecke, um zu verstehen, welche Strategie die Konkurrenz verfolgt, dafür ist ein Interview mit einem Fahrer nicht geeignet.

Wenn es darum geht, zu lernen, welche Rezepturen die Konkurrenz einsetzt, dann sind die Ingenieure nicht auf Halbwissen, sondern auf harte Fakten angewiesen. Eine gängige Methode ist es daher, den Gegner exakt zu vermessen. In der Praxis bedeutet dies, dass jedes Team Ressourcen gebildet hat, um jede Runde aller Mitbewerber penibelst zu dokumentieren. Aus Rundenzeiten und Reifenmischungen sowie Terabyte an Daten lassen sich konkretere Informationen über die Leistungsstrategie oder den Benzinverbrauch rückschließen als durch das Prinzip «Stille Post».

Erst jüngst bestätigte Ducati-Corse-CEO Gigi Dall’Igna gegenüber italienischen Medien, dass er keine Gefahr darin sehe, dass ein Jorge Martin wichtige Betriebsgeheimnisse in die Aprilia-Rennabteilung nach Noale entführen wird.

Dennoch ist ein Wissenstransfer über die Piloten nicht völlig von der Hand zu weisen. Denn viel mehr als um technische Detaillösungen, Materialspezifikationen oder Grad-Angaben im Zehntelbereich, sind auch Arbeitsweisen und Kommunikationsstrukturen relevant.

Doch auch hier transportieren nicht nur die Piloten Informationen. Auch Mechaniker, Techniker und Manager wechseln gelegentlich die Fronten und selbst wenn sie Treue zeigen, innerhalb eines Fahrerlagers kennt jeder jeden. Vergleichbar mit kleinen Mäusen gibt es Informationen, die ihren Weg überall finden. Die großen Geheimnisse, etwa die Konstruktionsdaten eines Seamless-Getriebes, die wandern sicher nicht im Lederkombi eines MotoGP-Fahrers vom einer in die andere Box.

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