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Silverstone: Eine GP-Strecke mit langer Geschichte

Von Helmut Ohner
Die MotoGP gastiert auch 2024 in Silverstone

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Wenn am 2. August Pecco Bagnaia, Marc Marquez, Pedro Acosta und Co. zum ersten Mal auf den 5,9 km langen Silverstone Circuit rollen, ist die Strecke zum 23. Mal Austragungsort des britischen Motorrad-WM-Laufes.

Von 1949 bis einschließlich 1976 fand der britische Motorrad Grand Prix auf der Isle of Man statt. Der über 60 Kilometer lange Snaefell Mountain Course entsprach in den 1970er-Jahren längst nicht mehr den gestiegenen Sicherheitsansprüchen. Der Italiener Giacomo Agostini verweigerte sein Antreten, nachdem 1972 sein Freund Gilberto Parlotti tödlich verunglückt war, und viele seiner Kollegen folgten seinem Beispiel. Auch der britische Ausnahmekönner Barry Sheene machte kein Hehl daraus, dass er die Strecke hasste.

Dem Motorradweltverband «Fédération Internationale de Motocyclisme» (FIM) blieb nichts anderes übrig, als den WM-Status für den britischen WM-Lauf neu zu vergeben. Für den «British Motorcycle Grand Prix» des Jahres 1977 wurde schließlich der in der englischen Grafschaft Nottinghamshire gelegene Silverstone Circuit auserkoren, wo man bis 1986 blieb. 1987 wanderte der GP-Tross für 23 Jahre nach Donington. Erst 2010 kehrte der man auf die Strecke zurück.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges verfügte Großbritannien über keine große Rennstrecke. Man machte aus der Not eine Tugend und funktionierte alte Militärflugplätze um, so auch in Silverstone, wo zwischen 1943 und 1946 die Royal Air Force einen Stützpunkt hatte. Für das erste Rennen 1948 wurden die drei Start- und Landebahnen mit Haarnadelkurven verbunden. Die Veranstaltung, die den Autos vorbehalten war, lockte über 100.000 Zuschauer an, die den Sieg des italienischen Maserati-Fahrers Luigi Villoresi bejubelten.

Im Jahr darauf änderte man den Streckenverlauf, man fuhr jetzt auf den Verbindungsstraßen. Dieses Layout sollte bis 1986 nur kleinere Korrekturen wie die Verlegung der Boxengasse oder den Bau einer Schikane in der Woodcote-Kurve erfahren. Im Oktober 1949 durften erstmals auch die Zweiradpiloten die Strecke für eine Veranstaltung nutzen. Der spätere GP-Sieger Maurice Cann (Moto Guzzi 250), Peter Romaine (AJS 350) und Leslie Graham (AJS 500), der erste Motorrad-Weltmeister in der Königsklasse, hießen die Sieger.

Die Highspeed-Strecke ist seit der Geburtsstunde der Automobil-Weltmeisterschaft bis auf wenige Ausnahmen auch die Heimstätte des britischen Formel-1-Laufes. Am 13. Mai 1950 fand auf ihr das erste Rennen der WM-Geschichte statt. Es wurde eine Beute des Alfa-Romeo-Fahrers Giuseppe «Nino» Farina. Der bereits 43-jährige Italiener war nicht nur der erste Grand-Prix-Sieger, er gewann nach zwei weiteren Siegen in der Schweiz und in Italien vor dem Argentinier Juan Manuel Fangio und seinem Landsmann Luigi Fagioli auch die Weltmeisterschaft.

Seit 1948 hat sich die Länge des Asphaltbandes mehrmals verändert. War die Strecke ursprünglich 6,4 Kilometer lang, wurde sie zwischenzeitlich auf 4,649 Kilometer verkürzt. Heute misst eine Runde 5,9 Kilometer. Seit 2022 steht der All Time Lap Record vom Franzosen Johann Zarco (Prima Pramac Ducati) bei 1:57,767 Minuten (Schnitt 180,3 km/h). Im selben Jahr erreichte der Italiener Enea Bastianini auf der Gresini-Ducati die bisherige Höchstgeschwindigkeit von 340,6 km/h.

Der Südafrikaner Hugh Neville «Kork Ballington» ist in Silverstone mit sechs GP-Siegen der erfolgreichste Fahrer, gefolgt vom Spanier Angel Nieto (5). Auch aus deutschsprachiger Sicht gab es den einen oder anderen Triumph zu vermelden. Der Deutsche Toni Mang blieb viermal erfolgreich. Der Österreicher August Auinger feierte zwei seiner fünf GP-Siege auf der ultraschnellen Piste. Die Schweizer Thomas Lüthi und Randy Krummenacher trugen sich wie die Deutschen Martin Wimmer, Jonas Folger und Stefan Bradl je einmal in die Siegerliste ein.

Dass der Silverstone Circuit nicht zuletzt wegen der hohen Geschwindigkeiten gefährlich war, wurden durch einige schwere Unfälle vor Augen geführt. 1980 gab es mit dem britischen Seitenwagen-Piloten Mal White und dem Franzosen Patrick Pons gleich zwei Todesopfer zu beklagen und 1983 kam es im Lauf der 500ccm-Klasse zu einer verhängnisvollen Kollision zwischen dem nach einem Defekt langsam fahrenden Nordiren Norman Brown und dem Schweizer Peter Huber. Für beide Fahrer kam jede Hilfe zu spät.

Streckendaten
Länge 5,9 Kilometer, Streckenbreite 15 Meter, längste Gerade 770 Meter, zehn Rechts- und acht Linkskurven.
Renndistanzen
MotoGP 20 Runden, Moto2 17 Runden, Moto3 15 Runden.

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