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Quartararo (Yamaha): «Werden Opfer bringen müssen»

Von Bernhard M. Höhne
Der MotoGP-Weltmeister von 2021, Fabio Quartararo, erlebt eine schwere Saison. Vor Silverstone sprach der Yamaha-Pilot über seine Erwartungen für die zweite Saisonhälfte und nächstjährige Markenkollegen.

Das Yamaha-Werksteam um Fabio Quartararo und Alex Rins macht derzeit eine Schwächephase durch, die nur von der des Honda-Werksteams überboten wird. Zwar wurden die Motorräder beider japanischer Marken im Laufe der Saison weiterentwickelt, doch merkliche Schritte nach vorne blieben bislang aus.

Entsprechend süffisant reagierte Quartararo auf die Frage eines Journalisten im Pressegespräch in Silverstone am Donnerstagnachmittag, was er sich für die zweite Saisonhälfte erhoffe: «Hoffentlich wird sie besser als die erste Hälfte!»

Entsprechend gab er sich zunächst auch eher skeptisch beim Blick auf das anstehende MotoGP-Wochenende. Zwar habe das Team im Laufe der Sommerpause Verbesserungen erarbeitet und man habe auch neue Lösungsansätze für bestehende Probleme ausgetüftelt. Ob diese bereits jetzt Früchte tragen, sei aber noch nicht abzusehen: «Solange wir nicht alle Neuerungen auf der Strecke ausprobieren können, können wir nicht abschätzen, wie gut unser Paket funktioniert. Wir hatten schon oft Erwartungen, die enttäuscht wurden. Deswegen möchte ich erst abwarten. Am Freitag können wir vielleicht erstmals abschätzen, wie gut wir abschneiden können.»

Merkliche Verbesserungen seien jedenfalls schon im freien Training vonnöten, damit die beiden Yamaha-Piloten den ersten Qualifikationsabschnitt überspringen können: «Das Ziel ist, dass wir am Freitag direkt ins Q2 einziehen. Wenn uns das nicht gelingt, dann haben die Verbesserungen nicht genug gebracht!»

Als zuletzt größte Schwäche seiner Yamaha M1 machte der Franzose das Fahrverhalten aus. In diesem Bereich seien die Japaner in Relation zur Konkurrenz im Laufe der letzten Jahre merklich ins Hintertreffen geraten: «Das Handling war in der Vergangenheit unsere Stärke, nun ist es unsere Schwäche. Unser Motor ist jetzt stärker, aber das Kurvenverhalten ist schlechter. Das Anbremsverhalten ist schlechter, es gibt viele Bereiche, in denen wir Probleme haben.»

Ein Problem sei, dass man bei der Weiterentwicklung nicht in allen Bereichen gleich viele Fortschritte erzielen könne. So blieben einige Bereiche immer hinter anderen zurück: «Es ist immer so, dass du in einem Bereich etwas opfern musst, um in einem anderen etwas zu gewinnen. Und wir werden auf jeden Fall Opfer bringen müssen, um das Handling an unserem Motorrad zu verbessern. Wir müssen allerdings noch herausfinden, wie groß das tatsächlich sein wird.»

Hoffnungen ruhen auf einer neuen Entwicklungsstufe des Reihenvierzylinder-Motors der Yamaha. Bereits früher in der Saison konnte Quartararo zwei verschiedene Spezifikationen im Vergleich testen. Man arbeite im Team daran, die vielversprechendere der beiden so schnell wie möglich einsetzen zu können, doch dies könne noch dauern. Der Franzose hegt die Hoffnung, mit Hilfe des neuen Motors gleichzeitig eine verlorengegangene Stärke der M1 wiedererlangen zu können, wenn auch auf Kosten von Spitzengeschwindigkeit: «Die neue Spezifikation würde uns beim Handling helfen, damit wir die Vorteile wiedererlangen, die wir 2020 und 2021 hatten. Es wäre so wie vor ein paar Jahren. Wir würden vielleicht auf den Geraden etwas verlieren, aber wären dafür in den Kurven wesentlich schneller. Ich glaube, der Motor wird eine große Hilfe sein.»

Das Einsatzdatum des neuen Motors ist noch unklar. Es könnte bis zum Rennwochenende in Japan dauern, doch so lang möchte Quartararo nicht warten: «Ich treibe das Team an, die neue Spezifikation schneller einsetzen zu können, denn das Rennen in Japan ist noch weit entfernt. Wenn es nach mir geht, dann setzen wir sie schon morgen ein.»

Angesprochen auf seine Fahrerkollegen hatte der Franzose klare Standpunkte. Zunächst begrüßte er, dass Alex Rins auch in der kommenden Saison sein Teamkollege sein wird: «Ich finde das großartig. Alex hat dieses Jahr schon einen guten Job gemacht!» Besonders im Hinblick auf die Weiterentwicklung der MotoGP-Yamaha sei der Spanier wertvoll: «Das Feedback, das er eingebracht hat, war nahezu das gleiche wie meines, obwohl sein Fahrstil völlig anders ist.»

Auf einen Kandidaten für den Sitz auf der Kunden-Yamaha des Pramac-Teams wurde Quartararo ebenfalls angesprochen, auf seinen Freund, Moto2-Pilot Tony Arbolino: «Meiner Meinung nach ist er bereit. Er hatte eine Phase, in der er zehnmal hintereinander aufs Podium gekommen ist.»

Dessen derzeitige Schwächephase sei kein Argument gegen die Verpflichtung des Italieners. Fabio: «Er hat lediglich dieses Jahr nicht die Resultate zeigen können. Aber das war bei mir damals genau das Gleiche. Ich hatte auch nie mehr als zwei Siege am Stück, nie mehr als drei Podiumsplatzierungen hintereinander, und war dennoch bereit für die MotoGP. Das ist er auch. Ich weiß genau, wie hart er arbeitet.»


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