Pecco Bagnaia: Valencia – eine Frage des Respekts
Francesco Bagnaia: «Es ist auch eine ethische Frage»
Doppelweltmeister Francesco Bagnaia war als frischer GP-Sieger nach Malaysia gereist – es war bereits der neunte GP-Triumph 2024 und der 15. Sieg der Saison für die Startnummer 1. Trotz der beeindruckenden Bilanz ist Bagnaia auf der Zielgeraden der Meisterschaft der Jäger. Der offizielle Werksfahrer liegt vier Rennen vor Schluss 17 Zähler hinter Jorge Martin auf der Kunden-Ducati.
Beim Stichwort «Druck» zuckt Bagnaia aber nicht zusammen, im Gegenteil: «Der Druck gehört dazu und ich genieße es auch ein Stück. Natürlich ist damit auch eine Gefahr verbunden, denn es gibt eine hohe Chance, dass Jorge die Meisterschaft gewinnt. In Wahrheit ist es ein gutes Gefühl. Nicht jeder Pilot geht damit gleich um, aber ich kann sagen, dass ich auch gelernt habe, damit umzugehen. Ich bin in einem sehr guten Team und schon in den letzten zwei Jahren haben wir damit zu tun gehabt.»
Pecco Bagnaia hebt heraus: «Dass ich nun 17 Punkten hinten liege, ist eine neue Situation, aber wir haben als Team gelernt damit umzugehen. Und der Schlüssel ist es, die Ruhe zu bewahren, obwohl wir angreifen müssen. Klares Ziel für die Rennen in Sepang ist es, mehr als nur drei Punkte wie zuletzt in Thailand gutzumachen.»
Neben dem freundlichen Abtasten der beiden Titel-Rivalen war das bestimmende Thema auch bei der Auftakt-Pressekonferenz in Sepang die Situation in der Katastrophen-Region um Valencia. Während hinter den Kulissen intensiv an der Bewertung der Lage und deren möglichen Konsequenzen gearbeitet wird, hielt ein sichtlich betroffener Pecco Bagnaia nicht mit seiner persönlichen Sicht zurück.
Die Startnummer 1 sagte am Nachmittag in Sepang: «Es ist unfassbar, was sich in Valencia abspielt, die Menschen dort erleben gerade ihren schlimmsten Albtraum und wir sollten uns bemühen, ihnen so nahezustehen, wie es geht. Praktisch können wir gerade nicht helfen, aber wir haben in Italien letztes Jahr Ähnliches erlebt und wir können mit ihnen fühlen.»
Während derzeit völlig offen ist, ob eine Durchführung des traditionell in Valencia stattfindenden Finales möglich ist, gab der Italiener zu bedenken: «Für mich ist der wichtigste Punkt die ethische Seite. Sind wir ehrlich, das Finale in Valencia ist eine große Rennsport-Party, für alle ist ein Moment von Genuss und Freude. Das passt für mich mit der jetzigen Situation dort nicht zusammen. Es geht hier auch um Respekt. Wir leben alle unter dem gleichen Himmel und aus meiner Sicht wäre es nicht richtig, dort zu fahren. Wäre es meine Entscheidung, ich würde es vorziehen, dort nicht zu fahren.»
Doch gleichzeitig räumte der Werkspilot ein: «Aber es ist nicht meine Entscheidung. Ich bin mir sicher, dass die Dorna als Veranstalter die richtige Entscheidung treffen wird. Ich denke aber auch, es gibt in dieser Situation mehrere Optionen.»
Aus sportlicher Sicht muss Pecco Bagnaia auf eine vollständige Meisterschaft mit 20 Events pochen. Käme es zu einer Absage des Saisonfinales, die Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung würden massiv sinken.
Gefragt nach einer möglichen Wunschrennstrecke als Valencia-Ersatz sagte der Titelträger: «Eigentlich möchte ich dazu zum jetzigen Zeitpunkt gar nichts sagen, es ist zu früh und nicht meine Aufgabe», ließ sich dann aber noch zu einem Statement hinreißen, das zeigte, dass Bagnaia auch in der schwierigen Situation seinen Humor nicht verloren hat: «Assen, wäre eine gute Idee.»