Yamaha: Hitzeschlappe beim Grand-Prix-Auftakt
Gleich vorweg: Es wäre vermessen zu behaupten, Yamaha wäre beim MotoGP-Auftakt in Thailand nicht konkurrenzfähig gewesen. Der Auftritt der nun vier M1-Piloten war vielmehr von einer auffälligen Zweigleisigkeit gekennzeichnet.
In den Trainingssessions, sowohl am Freitag als auch im Qualifying, konnten sich zumindest zwei Piloten gut bis sehr gut in Szene setzen. Ausgerechnet in der 2024 schwächsten Disziplin – dem erfolgreichen Zustechen in einer Zeitattacke – waren Fabio Quartararo aus der offiziellen Werksmannschaft und Pramac-Neuzugang Jack Miller gut aufgestellt.
Beiden Piloten gelang es, sich souverän ins Qualifying zu fahren, wobei Miller flotter war. Das galt auch für das Q2 selbst, das der Australier auf einem erstaunlichen vierten, der Franzose Quaratararo auf dem befriedigenden zehnten Rang beendete.
Während Quartararo nahezu gleich schnell unterwegs war wie bei den jüngsten Testfahrten in Buriram, war Miller sogar auf einer schnellen Runde eine nochmalige Verbesserung um beeindruckende 0,6 sec gelungen.
Die jeweiligen Teamkollegen Alex Rins und Miguel Oliveira (Pramac) deuteten mit den Startplätzen 17 und 19 an, was auf das Yamaha-Projekt während des GP-Rennens zukommen sollte.
Vor dem Hitzemarathon über 26 Runden applaudierte die Yamaha-Mannschaft Frontmann Quartararo, der sich im Buriram-Sprint als Siebter gut geschlagen hatte, zu den ersten WM-Punkten. Hätte Jack Miller den zwischenzeitlichen fünften Rang nicht im Kies versenkt, so wäre es ein famoser Auftakt gewesen.
In der Hauptveranstaltung offenbarte sich dann die große Schwäche – der Dauerlauf. Ohne Ausnahme waren die Piloten der M1 im Rückwärtsgang unterwegs. Miller konnte als Elfter – von Startplatz 4 – noch die effizienteste Schadensbegrenzung betreiben. Miguel Oliveira profitierte allein von den Ausfällen und wurde 14.
Böse erwischte die beiden offiziellen Werksfahrer der etablierten Einheit im Massimo Meregalli. Fabio Quartararo rutschte mit vollem Einsatz auf den letzten Punkterang und Alex Rins rettete sich mit über einer halben Minute Rückstand als 17. eine Radlänge vor Rookie Somkiat über die Ziellinie.
Teammanager Massimo Meregalli kommentierte das frustrierende Ergebnis so: «Insgesamt war es ein sehr schwieriges Wochenende für unser Team. Wenn man sich die Ergebnisse ansieht, war die Reifenwahl, die wir getroffen haben, wahrscheinlich nicht die richtige. Aber in den letzten Tagen hatten wir immer das Gefühl, dass wir es mit den anderen Reifenoptionen nicht besser machen konnten. Wir müssen die Daten genau analysieren, um zu verstehen, was Fabio daran hinderte, so zu fahren, wie er es normalerweise tut.»
Auch für die Pleite seines zweiten Schützlings hatte der erfahrene Meregalli keine Erklärung, außer der, dass der Spanier besonders unter der heftigen Hitzeentwicklung seines Renners litt: «Alex war der Hinterreifen komplett hinüber, und außerdem war sein Motorrad so heiß, dass er sich das linke Bein verbrannt hat.»
Trotz der nochmals gestiegenen Temperaturen, die Fabio Quartararo am Sonntag als unzumutbar empfand, lässt sich das schwache Abschneiden nur über die mangelnde Erprobung der letzten M1-Ausbaustufe über eine GP-Distanz erklären.
Nach dem Test in Buriram hatte Teammanager die Schwerpunkte bestätigt: «An diesen beiden Tagen haben wir vor allem an der Feinabstimmung der Motorräder für den GP gearbeitet, und wir haben viel Zeit auf die Elektronik-Setups verwendet. Wir haben eine anständige Sprintrennen-Simulation durchgeführt, und am Ende des Tages haben wir ein paar Zeitattacken gefahren, die gezeigt haben, dass wir auch in Buriram wieder in der Lage waren, den Abstand zur Bestzeit zu verringern.»
Dass es Yamaha gelungen ist, sich deutlich zu steigern, ließ sich auch in Thailand feststellen. Nur eben nicht im Großen Preis, der wichtigsten Etappe eines MotoGP-Events. Der Schwerpunkt in den kommenden Wochen dürfte damit klar sein – und auch vermeintlich gemäßigtere Temperaturen werden nicht nur Yamaha helfen, den Rückstand auf die MotoGP-Bikes aus Bologna zu verkürzen. Nach dem ersten von 22 MotoGP-Wochenenden liegt Yamaha auf dem letzten Platz der fünf Hersteller.
Ergebnisse MotoGP Buriram, Grand Prix (2. März):
1. Marc Márquez (E), Ducati, 26 Runden in 39:37,244 min
2. Alex Márquez (E), Ducati, +1,732 sec
3. Francesco Bagnaia (I), +2,398
4. Franco Morbidelli (I), Ducati, +5,176
5. Ai Ogura (J), Aprilia, +7,450
6. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, +14,967
7. Johann Zarco (F), Honda, +15,225
8. Brad Binder (ZA), KTM, +19,929
9. Enea Bastianini (I), KTM, +20,553
10. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +21,546
11. Jack Miller (AUS), Yamaha, +22,315
12. Luca Marini (I), Honda, +23,940
13. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +24,760
14. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +26,097
15. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +26,456
16. Maverick Viñales (E), KTM, +28,770
17. Alex Rins (E), Yamaha, +31,095
18. Somkiat Chantra (T), Honda, +31,480
19. Pedro Acosta (E), KTM, +42,115
20. Lorenzo Savadori (I), Aprilia, +46,827
– Joan Mir (E), Honda, 11 Runden zurück
– Raul Fernandez (E), Aprilia, 6 Runden zurück
WM-Stand nach 2 von 44 Rennen:
1. M. Marquez, 37 Punkte. 2. A. Marquez 29. 3. Bagnaia 23. 4. Morbidelli 18. 5. Ogura 17. 6. Bezzecchi 10. 7 Binder 10. 8. Zarco 9. 9. Bastianini 7. 10. Di Giannantonio 6. 11. Miller 5. 12. Marini 4. 13. Quartararo 4. 14. Acosta 4. 15. Aldeguer 3. 16. Oliveira 2. 17. Mir 1. 18. Viñales 0. 19. Rins 0. 20. Chantra 0. 21. Savadori 0. 21. Fernandez 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 37 Punkte. 2. Aprilia 17. 3. KTM 12. 4. Honda 10. 5. Yamaha 8.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 60 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 32. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 24. 4.Trackhouse MotoGP Team 17. 5. Red Bull KTM Factory Racing 14. 6. Aprilia Racing 10. 7. LCR Castrol Honda 9. 8. Red Bull KTM Tech3 7. 9. Prima Pramac Yamaha Racing 7. 10. Honda HRC Castrol Team 5. 11. Monster Energy Yamaha 4.