Rossis Freund Uccio bangt: «Marc kann Vale überholen»

Valentino Rossi mit «Uccio» Salucci
Nach dem Großen Preis von Argentinien stand den Mitgliedern der VR46-Mannschaft die Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Mit der richtigen Reifenwahl für ihre Piloten Franco Morbidelli und Fabio Di Giannantonio – soft statt medium – erfuhr das Team von Valentino Rossi beste Sichtbarkeit auf den Bildschirmen. Beide Piloten landeten in den Top 5 und Morbidelli jubelt erstmals als Ducati-Pilot von einem Grand-Prix-Podium. Der Italo-Brasilianer sicherte mit seinem starken Auftritt in Südamerika WM-Rang 4 ab.
Hätte es der VR46-Neuzugang bis ganz nach vorne geschafft, es wäre der neunte GP-Sieg für den in Rom lebenden Athleten der VR46-Akademie aus Tavullia gewesen. Zehnmal mehr Triumphe stehen dafür seit letztem Sonntag auf dem Konto des achtfachen Weltmeisters Marc Marquez. Mit seinem 90. Sieg zog «MM93» mit der 2017 verstorbenen GP-Legende Angel Nieto gleich.
Nach seinem vierten Rennen als Ducati-Werksfahrer sieht Rekordjäger Marquez wieder ein Ziel klar vor Augen: Valentino Rossi. Der bis heute größte Motorrad-Held der Italiener liegt in der ewigen Bestenliste mit 115 Siegen noch klar vor der #93. Auch in Sachen WM-Titeln rangiert Rossi mit neun Erfolgen (sieben davon in der Königsklasse) vor Marc Marquez.
Während die spanische Community den Gleichstand zwischen Nieto und Márquez feiert, schaut Italien weniger begeistert auf die Siegerliste der Königsklasse. Die Beziehung zwischen Rossi und Marquez hat bis heute Sonderstatus. Seit dem Eklat der Kontrahenten beim Malaysia-GP 2015 gehen sich die MotoGP-Ikonen kategorisch aus dem Weg.
Nach der Zieldurchfahrt in Termas de Rio Hondo nahm sich der beste Freund Rossis, VR46-Teamdirektor Alessio «Uccio» Salucci, der Situation sportlich an. Gegenüber dem spanischen Magazin AS räumte «Uccio» ein: «Ich glaube, dass Marquez Rossi einholen wird. Marquez hat es gut gemacht, seinen 90. Sieg zu erringen, und es stimmt sicher, dass sein Ziel jetzt die 115 Siege von Valentino sind. Marc ist sehr stark, er hat ein fantastisches Motorrad und ein fantastisches Team. Ich hoffe, dass er es nicht schafft, aber ich denke, er wird es schaffen.»
Die Einschätzung des seit Jugendtagen mit Rossi eng verbundenen Salucci ist nicht unrealistisch. Dennoch bleibt die Marke des Italieners vorerst noch in weiter Ferne. Da die Sprint-Rennen als Marketing-Programm nicht zu den Grand-Prix-Siegen gezählt werden, kann der Spanier Rossi selbst bei einem 100-Prozent-Durchmarsch frühestens 2026 einholen.
Um innerhalb seiner Vertragsdauer mit Ducati bis Ende 2026 die Rossi-Bestmarke zu knacken, müsste der Spanier zunächst seine eigene Rekordmarke von 13 Siegen pro Saison überbieten. Aufgrund der aktuellen Leichtigkeit, die die «MM93» an den Tag legt, ein zulässiges Gedankenspiel. Doch um an 25 weiteren GP-Sonntagen zu dominieren, braucht es sehr viel mehr als einen perfekten Doppel-Startschuss in die Saison.
Auf einem anderen Papier steht zudem die Frage: Wie lange setzt sich der mit 32 Jahren bereits massiv gesundheitlich angeschlagene Spanier weiter den Strapazen einer MotoGP-Saison aus? An frischer Motivation, sich an Rossi heranzurobben, wird es derzeit sicher nicht mangeln.
Die Top-10 der Motorrad-Straßen-WM nach GP-Siegen
1. Giacomo Agostini: 122 Grand-Prix-Siege
2. Valentino Rossi: 115
3. Angel Nieto: 90
= Marc Marquez
5. Mike Hailwood: 76
6. Jorge Lorenzo : 68
7. Mick Doohan: 54
= Dani Pedrosa: 54
9. Phil Read: 52
10. Jim Redman: 45
= Casey Stoner: 45