MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Kein Weltmeister der Herzen

Kolumne von Matthias Dubach
MotoGP-Weltmeister Casey Stoner

MotoGP-Weltmeister Casey Stoner

Wir alle wollen Rennfahrer, die authentisch sind und ihre Meinung sagen. Aber Honda-Star Casey Stoner hinterlässt mit seiner Ehrlichkeit derzeit nur Kopfschütteln.

Durch seinen früh in der Saison bekannt gegebenen Rücktritt hat es MotoGP-Weltmeister Casey Stoner in der eigenen Hand, den Fans zu vermitteln, wie er in Erinnerung bleiben soll. Doch damit beginnt das Problem: Der Honda-Werksfahrer stapft in seiner letzten Saison zielsicher wie ein Orientierungsläufer in alle verfügbaren Fettnäpfchen. Das Bild, das Stoner derzeit abgibt, ist dasjenige eines launischen Burschen, der sich die letzten verbliebenen Sympathien verscherzt.

Das neueste Beispiel der Stonerschen Nicht-Diplomatie stammt aus dieser Woche. In einem Interview erklärte der Weltmeister – kurz zusammengefasst – dass der starke Eindruck von MotoGP-Rookie Stefan Bradl täusche, da dessen guten Resultate nur wegen Fehlern von Stoner selber zustande gekommen wären. Natürlich rückte Bradl auf dem Sachsenring wegen Stoners Sturz in der letzten Runde noch auf Rang 5 vor. Aber Bradl hat in diesem Rennen Valentino Rossi, Alvaro Bautista, Cal Crutchlow und Nicky Hayden besiegt. Das hatte herzlich wenig mit einem Fehler von Stoner zu tun.

In Mugello unterlief dem Weltmeister mit einem Ausritt in das Kiesbett erneut ein Patzer. Aber Bradl lag bei diesem Rennen vom Start weg sowieso vor Stoner und hatte mit Andrea Dovizioso um das Podest gekämpft.

Stoner beendete 2006 seine Debüt-Saison in der MotoGP-WM auf Rang 8, Bradl belegt derzeit den sechsten Platz.

Niemand hat etwas gegen Motorrad-Stars, die offen ihre Meinung kundtun, es ist sogar wünschenswert und erfrischend. Aber wenn Bradl für seine Auftritte sogar von gegnerischer Seite (zum Beispiel Nicky Hayden, Yamahas Lin Jarvis, Tech3-Chef Herve Poncharal) gelobt wird, hinterlässt Stoners Meinung nur Kopfschütteln.

Stoner bezweifelte ausserdem das Niveau der Moto2-WM und stellte fest, dass noch kein Ex-Moto2-Pilot je ein MotoGP-Rennen gewonnen habe. Der Australier scheint zu vergessen, dass diese Klasse erst seit 2010 existiert. Marc Marquez wird 2013 der erste Moto2-Pilot sein, der sofort auf einer siegfähigen Maschine sitzen wird.

Vielleicht kann sich Stoner ja seinen Rücktritt trotz erheblichem Rückstand auf Leader Jorge Lorenzo Ende Saison mit dem dritten WM-Titel vergolden. Aber ein Weltmeister der Herzen wird der Australier nicht mehr.

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