Ducati: Was kann Gobmeier ausrichten?
Ducati-Neuling Andrea Dovizioso
Bernhard Gobmeier wird ab Januar 2013 als neuer General Manager von Ducati Corse alle Hände voll zu tun haben, um den Laden auszumisten. Nach den zwei trostlosen Jahren mit Valentino Rossi (nur ein Podest auf trockener Fahrbahn) ist die Ducati-Rennabteilung verunsichert; es gibt keine professionelle Marschrichtung für die Weiterenwicklung, die Entmachtung von Konstrukteur Filippo Preziosi kommt mindestens um ein Jahr zu spät.
Ing. Preziosi war bis zur Nominierung von Bernhard Gobmeier General Manager von Ducati Corse, eine Aufgabe, welcher er nie gewachsen war. Er wird jetzt zum «Director of Research & Development» in der Ducati Motor Holding degradiert. Er soll dort direkt Claudio Domenicali unterstellt werden, dem Geschäftsführer der Ducati Motor Holding. Aber Domenicalis Position ist seit der Ankunft von Audi-Manager Wolfgang Dürheimer auch nicht stärker geworden. Preziosi hat jedenfalls künftig mit dem Rennsport nicht mehr viel am Hut. Er soll sich um die Serienentwicklung kümmern.
Das ist auch gut so, denn im Rennteam wird ihm vorgeworfen, er sei ausschliesslich Motoren-Spezialist und ein hemmungsloser Anbeter der desmodromischen Ventil-Steuerung. Er hat es aber nie geschafft, den Fahrern wie Nicky Hayden und Valentino Rossi ein Motorrad mit brauchbarer Leistungsentfaltung hinzustellen. Bei den Fahrwerken wechselte er im Handumdrehen von Stahlrohrgitterahmen über das Karbon-Monocoque zum eilig zusammen geschusterten Alu-Chassis. Die Konkurrenzfähigkeit liess trotzdem bei allen neuen Konzepten zu wünschen übrig.
Ob die Desmodromik 2014 bei maximal 20 Liter Spritverbrauch pro Rennen (heute und 2013 sind 21 Liter erlaubt) und nur fünf Motoren pro Saison, was zu einer maximalen Drehzahl von knapp über 16 000/min führen wird, noch zeitgemäss sein wird, darf bezweifelt werden. Heute dreht der Ducati-Desmosedici-Motor mehr als 18 500/min.
Gobmeier sieht sich mit den MotoGP-Fahrern Andrea Dovizioso (Vertrag bis Ende 2014) und Hayden (nur für 2013 unter Vertrag) konfrontiert. Ducati-Eigentümer Audi hat längst ein Auge auf Stefan Bradl geworfen, doch der hat seine Vereinbarung mit HRC bis Ende 2014 unterschrieben und wird zwei weitere MotoGP-Jahre bei LCR-Honda bestreiten.
Gobmeier wird die Kontakte zu Bradl trotzdem nicht abreissen lassen. Er traf sich schon vor einem Jahr zweimal mit dem Moto2-Weltmeister und wollte ihm damals ein Jahr im BMW-Superbike-Werksteam schmackhaft machen. 2014 sollte er dann für BMW die MotoGP-WM bestreiten. Bradl lehnte dankend ab.
Und dann erschien im Juni 2012 mit Stephan Schaller ein neuer Geschäftsführer bei BMW Motorrad. Er blies alle Werkseinsätze ab, die MotoGP-Pläne wurden für die nächsten fünf Jahre ad acta gelegt.
Bernhard Gobmeier hat den Motorrad-Rennsport bei BMW liebgewonnen. Bei Ducati Corse kann er seine Leidenschaft ausleben. Hier steckt der Motorsport in den Genen. Mit der finanziellen Unterstützung von Audi und dem Technik-Know-how des VW-Konzerns sollte es Ducati mittelfristig schaffen, im MotoGP-Sport zu Honda und Yamaha aufzuschliessen. Aber es wird eine Mammutaufgabe.