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Marc Márquez: «Ich habe Vertrauen gefunden»

Von Gerraint Thompson
Marc Márquez in Sepang

Marc Márquez in Sepang

Repsol-Honda-Neuling Marc Márquez kam beim MotoGp-Test in Sepang glänzend zurecht. «Aber am ersten Tag war ich völlig verloren», sagte er.

Moto2-Weltmeister Marc Márquez testete in dieser Woche in Sepang und fuhr erstaunliche Rundenzeiten. Mit 2:01,355 min wäre der Spanier im GP-Training auf dem achten Startplatz (vor Stefan Bradl) gelandet. Im Gespräch mit www.speedweek.com zeigte sich der Repsol-Honda-Werkspilot recht zuversichtlich.

Wie sind deine MotoGP-Tests in dieser Woche in Sepang nun wirklich verlaufen?

«Gut. Ich bin sehr zufrieden mit dem Verlauf. Entscheidend ist, dass wir uns vom ersten bis zum letzten Tag kontinuierlich verbessern konnten, vor allem auch was die Änderungen meines Fahrstils betrifft. Am Anfang sah es gar nicht so sehr danach aus, doch die Fahrweise ist im Vergleich zur Moto2-Klasse wirklich sehr unterschiedlich.»

In Valencia hast du erklärt, einer der Schlüssel sei, mehr Last aufs Vorderrad zu bringen. Hast du das jetzt, wo du schon einiges mehr gefahren bist, unter Kontrolle? Oder fehlt noch einiges?

«Ich habe jetzt schon mehr übers Vorderrad gepusht und gespürt, was sich da tut. Um ehrlich zu sein: Am ersten Tag fehlte mir noch eine ganze Menge. Doch je mehr Runden ich drehte, desto mehr wuchs mein Vertrauen. Doch trotzdem fehlt mir noch ein bisschen. Denn ich bin zwar in der Lage, das Vorderrad zu pushen, es ans Limit zu treiben, doch was mir noch fehlt, ist es schnell zum Einlenken zu bringen.»

Ist das Gefühl, eine MotoGP-Maschine zu bewegen, die schiere Kraft unter sich haben, auf einer grossen und breiten Rennstrecke wie Sepang ausgeprägter als in Valencia?

«Ja. In Sepang habe ich den Unterschied zur Moto2-Maschine deutlicher gespürt. Vor allem am ersten Tag war ich völlig verloren, was die Referenzpunkte beim Anbremsen am Ende der beiden langen Geraden anging. Es fiel mir schwer, die Bremspunkte zu finden, weil du sehr schnell dort ankommst, viel schneller als in der Moto2-Klasse. Ich habe viele solcher Unterschiede festgestellt, habe aber gleichzeitig auch gemerkt, was das Wichtigste ist: Das Motorrad schnell und in der richtigen Art und Weise am Kurvenausgang aufzurichten, bevor du Gas gibst. Alles in allem ist mir das Fahren in Sepang jedoch schwerer gefallen als in Valencia.»   

Wie hast du dich mit der Elektronik angefreundet, mit der du dich in Valencia noch kaum auseinandersetzen konntest?

«Wir haben nicht viel mit der Elektronik gearbeitet. Doch immerhin habe ich angefangen, festzustellen, wie sie funktioniert. Punkt für Punkt habe ich meine Meinung an die Techniker weitergegeben. Hinterher haben sie mir erklärt, ob es das war, was sich abspielte oder etwas anderes. Doch ja, Schritt für Schritt habe ich alles besser verstanden. Das Beste daran war, dass ich allmählich den Mut und das Selbstvertrauen gefunden habe, verschiedene Einstellungen auszuprobieren, zum Beispiel die Traktionskontrolle bewusst zum Eingreifen zu bringen, um zu sehen, wie das Anti-Wheelie-Programm funktionierte. Dinge, die ich mit genügend Runden an jedem Tag zu verstehen gelernt habe, auch wenn mir logischerweise unter diesem Aspekt noch viel fehlt.»

Am letzten Tag wolltest du eine Rennsimulation machen, musstest wegen einsetzendem Regen aber abbrechen. Wie lief sie bis zu diesem Zeitpunkt?

«Wir hatten geplant, zwischen 15 und 18 Runden abzuspulen. Das Rennen hier lief glaube ich über 22 Runden. Die Idee war, einen etwas längeren Sprint zu machen, doch leider hat es in der zehnten Runde zu regnen begonnen. Während unserer drei Testtage habe ich Runs von jeweils vier oder fünf Runden absolviert, deshalb war es wichtig, eine solche Simulation zu versuchen, um zu sehen, welchen Rhythmus wir im Rennen gehabt hätten und wie die Reifen bei vielen aufeinanderfolgenden Runden nachlassen würden. Ich fing gerade an, diesen Dingen auf den Grund zu gehen, als es zu regnen anfing.»

Jetzt, wo du das Motorrad schon ein bisschen besser kennst: Ist alles, wie du es dir vorgestellt hast? Oder ist es leichter – oder vielleicht sogar schwerer?

«Sicher habe ich nach und nach das nötige Zutrauen zu dem Motorrad gefunden, das mir zu Anfang logischerweise fehlte. Auch jetzt fehlt mir noch ein guter Teil davon. Es ist ein bisschen wie damals, als ich in die Moto2-Klasse aufgestiegen bin und das Gefühl hatte, dass das Motorrad immer noch mit mir fährt statt umgekehrt. Natürlich sitze ich im Sattel und versuche, konstant zu fahren. Doch noch habe ich nicht das Gefühl, dass ich alles zu 100 Prozent unter Kontrolle habe. Ich hoffe, dass ich das Motorrad nach den Tests im kommenden Februar und März in Malaysia und Jerez besser in der Hand habe. Fest steht, dass man mit diesen Motorrädern sehr viel arbeiten muss, und zwar auf der Piste ebenso wie abseits der Rennstrecken.»

Du hast auch den neuen Prototypen für 2013 ausprobiert, der drei Kilogramm mehr wiegen muss. Ist das der Hauptunterschied oder ist dir noch mehr aufgefallen?

«Ich habe einige positive und auch einige negative Punkte festgestellt, doch alles in allem ist das Motorrad sehr ähnlich wie das alte. Es hat wegen des Reglements diese drei Kilogramm mehr, doch das Fahrverhalten ist fast gleich wie bei der 2012er-Maschine. Auch das Chassis ist ein bisschen anders. Ich bin zuvor nur mit dem Motorrad von Casey Stoner gefahren, und die neue Maschine ist in einigen Punkten besser geworden, doch gab es auch andere, wo mir etwas fehlte und mir das Motorrad weniger stabil vorkam. Doch das Motorrad hat Potenzial und wird mit entsprechender Arbeit an der Abstimmung noch besser werden. Ausserdem darf man nicht vergessen, dass ich das Motorrad noch nicht bis an sein Limit getrieben habe, weshalb ich die guten und schlechten Punkte des neuen Motorrads noch gar nicht mit letzter Klarheit identifizieren kann.»

Gemessen daran, dass du noch nicht am Limit bist, sieht die Bilanz nicht schlecht aus. Wenn man die Zeiten des letzten Grand Prix in Sepang als Referenz nimmt, warst du ziemlich schnell...

«Stimmt, am Dienstag sind wir ein paarmal rausgefahren, um zwei oder drei schnelle Runden zu drehen. Doch viel wichtiger ist, dass wir am letzten Tag die nötige Konstanz gefunden und dabei einen guten Rhythmus vorgelegt haben, der uns erlaubte, einige wichtige Dinge auszuprobieren. Wir haben bei diesen Tests nicht versucht, eine spektakuläre Rundenzeit hinzuhämmern, sondern es ging einfach nur darum, sich mit dem Motorrad anzufreunden. Die Rundenzeiten sind dann von alleine gekommen. Das Wichtigste für mich war, dass ich mich von Mal zu Mal wohler fühlte und das Fahren immer leichter wurde. Aber wie ich schon gesagt habe: Ich sehe selbst, dass es noch viele Punkte gibt, an denen ich mich verbessern kann, und dass mir einfach Kilometer fehlen, um die Reaktionen des Motorrads noch besser kennenzulernen.»

Bist du dort, wo du sein wolltest nach diesen Tests?

«Nein, denn es lief alles sogar viel besser als erwartet. Ich dache, mir würde das Ganze etwas schwerer fallen, dass es schwerer wäre, an diesem Punkt anzukommen. Es ist zwar nicht unbedingt leicht, an diesen Punkt zu kommen, aber es ist machbar. Doch die eigentliche Arbeit beginnt erst, die nämlich, zu den Schnellsten aufzuschliessen.»

Landsmann Alvaro Bautista war in Sepang beeindruckt. Er hat erklärt, dass du nicht schlecht fährst und sehr schnell lernst ...

«Es war mir sehr recht, dass Alvaro auch hier zum Testen war. Vor allem am ersten Tag konnte ich einiges abschauen, als ich hinter ihm her fuhr, um so schnell wie möglich zu lernen. Doch wir haben sehr viele Dinge ausprobiert und ich möchte mich weder mit dem Gedanken an Rundenzeiten noch mit der Frage belasten, ob ich jetzt schneller oder langsamer unterwegs bin. Bei vielen meiner Runs fuhr ich langsamer, weil ich die Linien änderte und mir anzugewöhnen versuchte, das Motorrad wie Dani oder Casey zu steuern. Nur so, wenn du Runde für Runde Dinge ausprobierst, wirst du am Ende schneller. Mir nützt es überhaupt nichts, eine Runde am Limit zu drehen. Es ist viel wichtiger, Schritt für Schritt einen Rhythmus zu finden und sich daran anzupassen, was dieses Motorrad und diese Klasse von dir will.»

Auf den Fotos sieht es so aus, als wärst du bequem und sicher unterwegs, mit dem Ellbogen am Boden...

«Stimmt – vor allem am letzten Tag hat das Fahren jede Menge Spass gemacht!»

 

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