Dani Pedrosa: «Es gab einige schwierige Jahre»
Dani Pedrosa
Im Vorjahr gelangen Repsol-Honda-Star Dani Pedrosa sieben GP-Siege, aber nach einem Sturz beim Philipp-Island-GP verpasste er den Titelgewinn gegen Jorge Lorenzo (Yamaha) um 18 Punkte. Wir haben uns mit dem 27-jährigen Spanier über Vergangenheit und Zukunft unterhalten.
Dani, du hast jetzt sieben MotoGP-Jahre bei Repsol-Honda hinter dir. Welches Jahr war das schwierigste für dich?
Vom technischen Standpunkt aus waren 2007 und 2008 am schwierigsten. Ich würde sagen, man kann sogar 2009 noch dazuzählen. 2007 war unser Motorrad in der ersten Saison mit 800 ccm nicht konkurrenzfähig. 2008 gab es das Problem mit den Reifen. (Bridgestone war damals den Michelin von Honda meist überlegen, Anm. der Red.). Ausserdem war ich verletzt, und das Motorrad hat mit dem damaligen Set-up nicht harmoniert. Das waren sehr schwierige Jahre. Ich hatte wirklich arge Mühe. Ich bemühte mich zu verstehen, warum wir nicht richtig vorwärts kamen. Ich hatte viel Kopfweh! Ich habe viel gegrübelt, warum wir an einem Wochenende gewinnen konnten und am nächsten hoffnungslos verloren waren – mit zehn Sekunden Rückstand im Rennen. Das war eine schwierige Phase. Anderseits habe ich in dieser Zeit viel gelernt. Und ich habe seither viel mehr Erfahrung, was die Technik betrifft. In diesem Bereich habe ich viel dazugelernt.
Als Casey Stoner für 2011 zum Repsol-Honda-Team stiess, hat er als Rennfahrer neue Massstäbe gesetzt. Er war dir klar überlegen. Du hast dann deine Fahrweise umgestellt, zum Beispiel die Traction-Control weniger verwendet und mehr auf dein Gefühl in der Gashand vertraut.
Ja, im Jahre bevor als Casey kam, haben wir massgebliche Arbeit geleistet, um zu Yamaha aufzuholen. Während der Saison 2010 ist uns das gelungen. Als Casey bei uns eingetroffen ist, war das Motorrad der Yamaha bereits ebenbürtig. Dann hat er den Speed erhöht, indem er weniger Elektronik benützt hat. Ausserdem konnten wir dank seiner Erfahrung die Kupplung etwas verbessern. Das hat ein paar neue Türen aufgestossen – für die Motorbremse, für den Fahrstil.
Als Casey 2011 die Weltmeisterschaft gewonnen hat, konnte ich mich nicht sehr stark verbessern. Das lag auch an den Verletzungen, die sich über den Grossteil der Saison erstreckt haben.
Für 2012 habe ich meinen Fahrstil geändert. Ich habe die Maschine mehr sliden lassen, ich habe das Motorrad weniger gezügelt. Das hat mir sehr geholfen, mehr Kontrolle zu erlangen und mit erhöhter Sicherheit am Limit zu fahren.
Du hast im Oktober in Malaysia erstmals in deiner Karriere einen Regen-GP gewonnen. Du hast damals gesagt, du hättest auf nicht alltäglich Weise für solche Verhältnisse trainiert. Mit einer Motocrossmaschine im Sand auf Slicks, habe ich gehört?
Nein, nein, das war es nicht. Für die Regenrennen habe ich schon 2008 und 2009 mit einem speziellen Training begonnen. Ich werde das eines Tages verraten. Heute ist es noch zu früh dafür. Ich war bis dahin immer sehr schwach im Regen. Also habe ich mir etwas einfallen lassen. So habe ich mich Schritt für Schritt gesteigert, immer mehr Selbstvertrauen bekommen – bis zum ersten Sieg im Nassen.
Alle haben geglaubt, du würdest wegen deiner Jockey-Figur in der 800-ccm-Klasse besser zurechtkommen. Aber ausgerechnet mit der schweren 1000er hast du 2012 deine beste Saison hingezaubert?
Ja, es ist genau das Gegenteil von dem eingetreten, was alle erwartet haben. Als ich 2006 mein Debüt mit der 990er gemacht habe, habe ich besser abgeschnitten als 2007 mit der 800er. Und als wir zur 1000er gewechselt haben, war es die gleiche Story. Ich weiss nicht genau, woran das liegt. Ich fühle mich mit dem grösseren Motor irgendwie wohler. Ich mag diese Power.
Du bist 2006 in deiner ersten MotoGP-Saison Vizeweltmeister geworden. Auch Lorenzo wurde 2008 in seiner ersten Saison in der Königsklasse gleich WM-Zweiter. Kann dein Teamkollege Marc Márquez 2013 auch so einen grandiosen Einstieg schaffen?
(Dani lacht.) Ich denke, das ist möglich. Er hat viel Talent. Und er hat bis zum Saisonstart noch zwölf Testtage. Ich glaube, er wird für das erste Rennen gut vorbereitet sein.
Für Stefan Bradl warst du 2012 meistens zu schnell. Er ist WM-Achter geworden. Wie beurteilst du seine Rookie-Saison?
Sehr gut. Er hat viele Menschen im Fahrerlager beeindruckt. Ich denke, es ist eine grosse Befriedigung für das LCR-Team von Lucio Cecchinello, einen Fahrer mit Biss und Ehrgeiz und guten Resultaten zu haben. Er hat manchmal gute Rundenzeiten vorgelegt, besonders im Nassen. Stefan ist eine gute Saison gefahren.
Wie beurteilst du die Chancen von Valentino Rossi nach der Rückkehr zu Yamaha?
Ich glaube an sein Talent. Deshalb erwarte ich, dass er wieder auf seinem Niveau von 2010 fahren wird. Aber nach den zwei Ducati-Jahren lässt sich schwer abschätzen, wie er mit der neuen Situation zurechtkommt und wie stark er sein wird.
Ducati hat zwei desaströse Jahre erlebt. Wie lange werden sie brauchen um wieder Rennen gewinnen zu können?
Ich bin mir nicht sicher. Ich kenne das Team nicht. Aber Dovizioso ist technisch sehr gut gewappnet. Er hat bei Honda und Yamaha viel Erfahrung gesammelt. Er kann ihnen helfen, wieder stärker zu werden. «Dovi» ist auch ein Fahrer, der sich mächtig ins Zeug legt, um bessere Resultate zu erreichen. Wenn sich Nicky nicht verletzt, denn er war in letzter Zeit oft ausser Gefecht, können die beiden gut abschneiden.
Du bist bisher alle Motorrad-WM-Läufe auf Honda gefahren. Mit 125 ccm, 250 ccm, 990 ccm, 800 ccm und 1000 ccm. Kannst du dir vorstellen, eines Tages eine neue Herausforderung zu suchen und umzusteigen? Zum Beispiel 2015 auf Ducati, wenn sie bis dahin ein siegfähiges Motorrad haben.
Gut, die Zukunft ist die Zukunft. Man weiss nie. Wir haben in der Vergangenheit schon mit Ducati verhandelt. Aber am Schluss bin ich bisher immer bei Honda geblieben.