Suzuki: 2014 mit Reihenmotor – und Cal Crutchlow?
Davide Brivio wird Suzuki-Teammanager
Suzuki kehrt nächstes Jahr offiziell mit einem Zwei-Fahrer-Werksteam in die MotoGP-Weltmeisterschaft zurück. Bisher hatte Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta den Japanern mit Projektleiter Sahara an der Spitze nahegelegt, sich mit einem existierenden MotoGP-Team zu verbünden. Die Rede war vom Power-Electronics-Team von Jorge Martinez, das jetzt Claiming-Rule-Maschinen von ART-Aprilia einsetzt und mit Aleix Espargaró und Randy de Puniet über zwei starke Piloten verfügt. Aber die Dorna wollte keine eigenen Startplätze freiräumen. Dagegen sträubten sich die Suzuki-Manager heftig, jetzt muss die Dorna nachgeben.
Denn Suzuki hat bereits den ehemaligen Yamaha-Teammanager Davide Brivio verpflichtet, was sich bereits im Winter angekündigt hatte und dann lange Zeit dementiert worden war. Brivio betrieb jahrelang das MotoGP-Werksteam von Yamaha, als dieses zu Beginn der Viertakt-Ära von den Niederlanden nach Italien übersiedelt wurde. Brivio besass damals alle Trucks und Hospitality-Fahrzeuge sowie die Rennwerkstätte in der Nähe von Monza. Aber Yamaha stellte sich dort vor vier Jahren auf eigene Beine. Brivio agiert seither nur noch als persönlicher Berater von Valentino Rossi. Dazu war er Manager von Lukas Pesek.
Jetzt baut Brivio das neue Suzuki-Werksteam auf. Der erste öffentliche Test mit der neuen Reihenvierzylinder-GSX-R wird am Montag nach dem Barcelona-GP am 17. Juni auf dem Circuit de Catalunya stattfinden; es wird das erste Aufeinandertreffen mit den neuen Gegnern sein. In der selben Woche trifft Suzuki in Aragón auf das Repsol-Honda-Werksteam sowie LCR-Honda mit Stefan Bradl.
Suzuki jetzt mit Reihenmotor statt V4
Suzuki war Ende 2011 aus der MotoGP-WM ausgestiegen, zum ersten Mal war das Mitte der 1980er-Jahre passiert. 2011 war nur noch das Ein-Fahrer-Team mit Alvaro Bautista eingesetzt worden. Suzuki brauchte damals Geld, um den 20-Prozent-Anteil der Volkswagen-Gruppe an der Börse zurückkaufen zu können. Und die Japaner brauchten Zeit, um den unglückseligen V4-Motor ins Museum zu stellen und den neuen Reihen-Vierzylinder zu entwickeln.
Da Suzuki in der Superbike-WM immer wieder mit der GSX-R1000 erstklassige Resultate erzielt hatte, verstand sowieso niemand, warum man sich für die MotoGP-Klasse für ein V4-Triebwerk entschieden hatte. Denn es existierte im Werk kein Knowhow für so ein Motorenkonzept. In Silverstone fuhren die Suzuki-Superbike-Asse vor zwei Jahren noch Zeiten, die im MotoGP-Rennen für den sechsten Startplatz gereicht hätten.
Zu Erinnerung: Als für 2012 die MotoGP-Viertakter mit 990 ccm eingeführt worden, wollten Kawasaki und Suzuki ursprünglich in einem Joint-Venture Motoren und Fahrwerke gemeinsam entwickeln, um Entwicklungskosten zu sparen und weil die Forschungs- und Entwicklungs-Abteilungen im Vergleich zu Honda und Yamaha personell extrem unterbesetzt waren. Dazu war wenig Hightech-Viertakt-Knowhow vorhanden, ausserdem waren die finanziellen Ressourcen beschränkt. Aber dann gingen beide Werke getrennte Wege – und scheiterten auf unterschiedliche Weise. Kawasaki zog sich Ende 2008 zurück.
Kommt Crutchlow für 2014?
Als Testfahrer sind bisher Haudegen Nobuatsu Aoki und der 25-jährige Takuya Tsuda vorgesehen, der in diesem Jahr in Japan die Superstock-600-Meisterschaft bestreitet.
Als Crew-Chief hat Suzuki längst den erfahrenen Briten Tom O’Kane zurückgeholt, der 2012 für ein Jahr bei BMW tätig war, als die Bayern noch mit dem MotoGP-Einstieg sympathisierten.
Welche Fahrer nächstes Jahr für Suzuki an den Start gehen werden, ist offen. Cal Crutchlow steht ganz oben auf der Wunschliste, auf jeden Fall ist ein Routinier für die Entwicklung gefragt. So könnte auch Nicky Hayden ein Thema werden, wenn sich Crutchlow für Ducati entscheidet. Dazu will Suzuki einen jungen Draufgänger wie Moto2-Pilot Takaaki Nakagami, der freilich von Honda umworben wird. Brivio wäre ein schneller Italiener recht, aber Iannone ist bei Ducati gebunden, Rossi bis Ende 2014 bei Yamaha.
Ja, und wie wird die Dorna das Startplatz-Problem lösen? Carmelo Ezpeleta wird wohl zwei Claiming-Rule-Teams je einen Platz wegnehmen – da kommen Paul Bird Motorsport, Forward Racing, Avintia Blusens und IodaRacing in Frage. Oder Cardion AB Racing.