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Britischer TV-Deal: Die Degradierung der MotoGP

Kolumne von Matthias Dubach
Moderatorin Azi Farni wird 2014 nicht mehr für die BBC von der MotoGP berichten

Moderatorin Azi Farni wird 2014 nicht mehr für die BBC von der MotoGP berichten

Ab 2014 gibt es in Grossbritannien die MotoGP-WM nur noch gegen Bezahlung zu sehen. Bei Sender BT Sport sind die Zweiräder lediglich willkommene Staffage im Kampf um die Fussball-Konsumenten.

Stell dir vor, Cal Crutchlow gewinnt 2014 seinen ersten Grand Prix, und kaum ein Brite schaut hin. Eine Utopie? Nein, denn GP-Promoter Dorna hat diese Woche die MotoGP-TV-Übertragungsrechte für Grossbritannien und Irland an den Pay-TV-Sender BT Sport verkauft, ab 2014 werden auf der Insel die drei GP-Klassen nur noch im Bezahlfernsehen zu sehen sein. Bisher kümmerten sich die BBC – eine der präsentesten TV-Stationen im GP-Fahrerlager – und der britische Ableger von Eurosport um die MotoGP und sorgten so für die Verbreitung im Free-TV.

BT Sport geht erst im nächsten August auf Sendung, der Spartenkanal gehört zum bereits existierenden Fernseh-Angebot von BT (British Telecommunications), einem Grossunternehmen in den Bereichen Telefon, Internet und TV. Die kolportierten fünf bis neun Millionen Euro pro Jahr für die MotoGP-WM sind für BT ein Klacks, für die Dorna ein willkommener Geldsegen. Dem spanischen Promoter ist aber vorzuwerfen, dass bei diesem Deal hauptsächlich die eigene (leere) Geldbörse im Visier war und nicht die möglichst gute Verbreitung der eigenen Sportart. Die MotoGP wird nun in Grossbritannien ausgerechnet jetzt, wenn mit Crutchlow erstmals seit Jahren wieder ein podestfähiger Pilot dabei ist, hinter die Bezahlschranke gedrängt.

Die ohnehin schon spärlichen Sponsoren von Piloten wie Danny Kent, Bradley Smith oder John McPhee werden wenig begeistert sein, statt bei der BBC ab 2014 nur noch auf dem ungefähr 27. Kanal eines Abosenders ihre Logos sehen zu können. Es kommt nicht von ungefähr, dass eine Rennserie wie die Motocross-WM um jede Sekunde im frei zugänglichen TV kämpft und sich nicht nur gegen Bezahlung präsentieren möchte.

BT will mit seinem neuen Sport-Angebot den auf der Insel seit Jahren im Sportbereich dominierenden Sender Sky angreifen. Dabei geht es hauptsächlich um Fussball, Fussball und Fussball. BT hat sich die Live-Rechte an 38 Spielen der englischen Premier League gesichert. Die Rechte im Fussball sind so begehrt, dass die Partien einzeln verkauft werden. Die MotoGP ist dagegen ein zartes Mauerblümchen, das sich BT im Vorbeigehen noch in sein Portfolio einverleibt hat, um dem geneigten Kunden eine möglichst grosse Auswahl anbieten zu können. Dass bei BT Sport neben dem dominanten Fussballangebot die Motorrad-WM im selben Atemzug wie Frauen-Tennis, Frauen-Fussball und die «Ultimate Fighting Championship» (regelarmer, sprich brutaler Kampfsport) genannt werden, spricht Bände.

Es wäre aber nicht das erste Mal, dass ein solcher Kampf zwischen den Sendern unliebsam endet. Aus Deutschland kommt die Milliarden-Pleite von Leo Kirchs Pay-TV-Imperium als warnendes Beispiel, auch in England verschwanden schon Sender von der Bildfläche. Geriete BT Sport in solche Turbulenzen, könnte die MotoGP rasch zum Streichungsopfer werden und ganz auf der Strecke bleiben.

Es ist äusserst unwahrscheinlich, dass 2014 massenhaft britische Fans 18 Pfund pro Monat hinblättern werden, um MotoGP zu sehen. Zumal in den gekauften Paketen oft auch Kanäle (und rennfreie Monate) zwangsweise mit dabei sind, die einen nicht die Bohne interessieren. Auch in Italien, wo 2014 die MotoGP ebenfalls vom Free- ins Pay-TV abwandert (Rai zu Sky) und aktuell in Deutschland mit Sport1+ gibt es das Problem, dass verhältnismässig wenige Zuschauer bereit sind, extra zu bezahlen. In vielen Köpfen gilt Fernsehen als Gratismedium, obwohl über die Rundfunkgebühren Abgaben erforderlich sind. Lieber wird zähneknirschend das wenig üppige Angebot im Free-TV hingenommen, statt sich den Luxus von werbeunterbruchsfreiem Pay-TV zu gönnen. Schon seit den Neunziger Jahren versuchen nun die Bezahlsender diese offensichtlich hohe psychologische Hürde bei den Konsumenten zu überspringen, oftmals aber vergeblich.

Im Vergleich zu den Briten können sich die Fans in Deutschland noch glücklich schätzen. Sport1 überträgt auch 2014 die MotoGP-WM. Wenn auch oft Kommentatorenstil, Sendezeiten und Werbepausen Kritikpunkte darstellen – die MotoGP ist im Free-TV zu sehen. Wer alle Rennen live und ohne Unterbrechung sehen will, kann noch immer auf den kostenpflichtigen Sport1+, Sport1+ HD oder den auf dieses Jahr noch professioneller gewordenen Pay-Live-Stream von motoGP.com ausweichen.

Die Wahl zwischen Bezahlen und Nichtbezahlen haben die Briten und Italiener im nächsten Jahr nicht mehr.

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