Tech3-Yamaha: Nur Plan B für Cal Crutchlow?

Tech3-Yamaha-Teambesitzer Hervé Poncharal nimmt vor dem Le-Mans-GP Stellung zu den Transfergerüchten mit Pol Espargaró, zum Material von Cal Crutchlow und zur Zukunft von Bradley Smith.



SPEEDWEEK.com hat bereits mehrmals berichtet, dass Moto2-Star Pol Espargaró längst einen MotoGP-Vorvertrag mit Yamaha abgeschlossen hat – zuletzt haben wir das nach dem Jerez-GP geschrieben. Anfangs wurde diese Neuigkeit von Hervé Poncharal dementiert. Jetzt bestätigt er diesen Deal.

Hervé, Cal Crutchlow beschwert sich oft, dass er keine neuen Teile von Yamaha zum Testen erhält?
Cal hat jetzt eine ultra-konkurrenzfähige Maschine. Man hat ja gesehen, was er in Katar, Texas und Spanien geleistet hat – in den Rennen und auch im Qualifying. In der MotoGP-Klasse werden die Motoren versiegelt, es weiss also keiner genau, wie es in ihrem Innersten aussieht. Aber unsere Motoren sind fast identisch mit den Werksmotoren; wir stecken jetzt in der dritten Entwicklungsphase seit dem ersten Sepang-Test.
Anfang Februar haben wir zuerst das neue Chassis getestet, für den zweiten Sepang-Test kam ein Update. Ein weiteres für den Montag-Test in Jerez. Cal kann also nicht behaupten, dass wir keinen aktiven Support und kein konkurrenzfähiges Material haben.
Masao Furusawa, der ehemalige Entwicklungschef, hat immer betont, bei Yamaha gibt es nie zwei Werksmaschinen und zwei Kundenmaschinen, sondern vier offizielle Motorräder. Natürlich kann ich nicht behaupten, Cal habe genau dasselbe Motorrad wie Jorge und Valentino. Aber auch Valentino verwendet nicht immer dasselbe Chassis wie Jorge. Technisch gesehen befindet sich Cal in seiner sehr guten Situation. Er gilt für die Yamaha Motor Corporation als Werksfahrer.

Pol Espargaró soll einen Yamaha-Vertrag haben und 2014 bei Tech3 fahren. Wie sieht deine Fahrerpaarung für nächstes Jahr aus?
Ich rede mit Yamaha momentan über eine Vertragserneuerung. Der aktuelle Vertag läuft am Jahresende aus. Wir reden jetzt über 2014, 2015 und 2016. Zumindest über zwei Jahre. Da ich keinen neuen Vertrag habe, kann ich nicht mit Fahrern reden. Ich weiss nicht, welches Material ich für die nächsten zwei Jahre erhalte. Ich selber habe mit Pol nie über einen Tech3-Deal gesprochen.
Aber Yamaha hat sich mit Espargaró unterhalten. Das ist sicher. Er ist einer der talentiertesten jungen Fahrer. Die MotoGP wäre ein logischer Schritt für ihn. Bei Honda hat er keinen Zugang, weil sie vier Fahrer für 2014 unter Vertrag haben. Zwei bei Repsol, je einen bei Gresini und einen bei LCR. Wenn Pol 2014 MotoGP fahren will, muss er sich logischerweise mit Yamaha unterhalten.
Aber ich bin da nicht in jedes Detail eingeweiht und weiss nicht, ob er schon unterschrieben hat.
Ich weiss, dass Yamaha 2014 vier Maschinen einsetzen wird; Cal hat als einziger der heutigen Fahrer keinen Vertrag. Nur für 2013. Wir haben jetzt erst Mitte Mai; deshalb kann ich nicht sagen, ob Pol Espargaró an die Stelle von Cal treten wird. Ich liebe Cal und werde ihn auf dem Laufenden halten, sobald sich auf dem Transfermarkt etwas ändert. Er ist attraktiv für alle Firmen. Ob er bei Yamaha bleibt oder weggeht, lässt sich jetzt nicht abschätzen.
Cal hat uns schon Mitte 2012 gesagt, dass er auch mit Ducati verhandelt. Er sagte uns damals, Ducati habe bei ihm Priorität, wenn es klappen würde. Aber Ducati hat sich für Andrea Dovizioso entschieden; Cal blieb also bei uns. Er wollte jedoch nur einen Ein-Jahres-Vertrag, um für 2014 wieder auf dem Markt sein. Hätte er für zwei Jahre unterschrieben, wäre er jetzt nicht in dieser Situation.
Vielleicht ist Tech3 nur sein Plan B. Aber jeder Fahrer muss seine Situation selber managen. Es ist richtig, dass Cal ein bisschen laut und ungestüm ist. Aber wir bewegen uns auf einem freien Markt. Yamaha hat das Recht, eigene Entscheidungen zu treffen.

Wie sieht es mit dem Tech3-Vertrag von Bradley Smith für 2014 aus?
Im Moment fahren Cal Crutchlow und Bradley Smith bei uns. Wir befinden uns immer noch im ersten Saisondrittel und konzentrieren uns zu 100 Prozent auf 2013. Ich habe Sponsoren, die in mein Team investieren und Ergebnisse erwarten. Auch für mich stehen die Resultate 2013 im Vordergrund. Diese Aufgabe beschäftigt mich mehr als die Frage, welche Fahrer ich nächstes Jahr haben werde.
Der Frankreich-GP ist sehr wichtig für mich. Nicht nur, weil wir ein französisches Team sind. Monster ist der GP-Sponsor, auch für unsere anderen Sponsoren Black & Decker, Stanley and DeWalt, Motul und Yamaha Motor France ist der Frankreich-GP wichtig. Deshalb konzentrieren wir uns vorerst auf dieses Rennen.
Die Medien schreiben und reden gerne über künftige Verträge. Für uns steht das nicht im Vordergrund.