BMW und MotoGP: Kommt endlich ein Bekenntnis?
BMW und die MotoGP-WM – eine endlose Geschichte. BMW kündigt seit mehr als zehn Jahren seinen Einstieg in die MotoGP-WM an, aber er wurde jedes Mal wieder abgeblasen.
Doch jetzt bahnt sich ein Commitment der Bayern in der MotoGP-WM an. Der Einstieg soll in Etappen erfolgen, vielleicht wird er bereits beim GP von Deutschland am übernächsten Wochenende auf dem Sachsenring ausposaunt.
Ein erstes Zugeständnis war die Teilnahme von Berthold Hauser bei der Teamvorstellung des Claiming-Rule-Teams Came Iodaracing in Italien mit den Piloten Danilo Petrucci und Lukas Pesek Anfang Februar 2013.
Iodaracing-Teambesitzer Giampiero Sacchi, jahrelang als einflussreicher General Manager der Piaggio Group für die Renneinsätze von Aprilia, Gilera und Derbi in der 125er- und 250er-WM verantwortlich, war im letzten September mit seinem MotoGP-Team von Aprilia auf Suter-BMW umgestiegen, weil er sich von BMW eine engere Zusammenarbeit erwartete. Doch 2012 hatte der neue BMW-Motorrad-Geschäftsführer Stephan Schaller alle Werkseinsätze abgeblasen, der Vertrag mit dem Rennteam alpha Racing wurde nach fünf Jahren nicht verlängert.
Inzwischen ist den BMW-Verantwortlichen klar geworden, dass die Superbike-WM nicht die beste Plattform darstellt und mit der Dilettanten-Truppe von BMW Italia langfristig gegen Kawasaki und Aprilia kein Staat zu machen ist.
BMW: Ein Drei-Stufen-Plan
Deshalb will sich BMW jetzt offiziell als Motorenlieferant für die MotoGP-WM bekennen. Es wird über einen Drei-Stufen-Plan nachgedacht.
Sacchis Team Iodaracing könnte in einem ersten Schritt erstmals die neueste Ausbaustufe der S 1000 RR-Superbike-Rennmotoren erhalten, die momentan rund 225 PS leisten. Nachher soll der überragende Reihenvierzylinder mit pneumatischen Ventilen aufgepeppt werden, die dazu gehörende Technologie ist bei BMW durch die Formel-1-Einsätze vorhanden. Der dritte Schritt wäre dann die Entwicklung eines 1000-ccm-Prototypen-Motors für 2015 oder 2016. Er müsste 250 bis 260 PS leisten. Auch Konzepte für ein Schnellschaltgetriebe werden bereits angedacht.
So ein Drei-Stufen-Plan macht durchaus Sinn. Denn BMW könnte sich wie einst in der Formel 1 vorerst mit der Rolle des Motorenlieferanten begnügen und als Claiming-Rule-Team 2014 vom neuen Reglement profitieren: 24 statt 20 Liter Tankinhalt, zwölf statt fünf Motoren, Einheits-Elektronik von Magneti Marelli.
Als Werksteam müsste BMW gleich im ersten Jahr im Rennen mit 20 Liter auskommen. Als Neueinsteiger dürfte BMW aber immerhin neun statt fünf Motoren verheizen.
Es fehlt an Manpower
Das Problem bei BMW: Bisher existiert vorläufig kein Entwicklungsbudget für die MotoGP, auch die Manpower wurde nach dem Zusperren des Superbike-Werksteams auf ein Minimum reduziert. Die Restmannschaft unter Superbike-Projektleiter Stephan Fischer ist nur noch für die Motoren und die Elektronik zuständig.
Aber eine Kooperation mit Iodaracing und Sacchi macht Sinn. BMW trifft auf einen seriösen Partner, Suter Racing (dreimal hintereinander Marken-Weltmeister in der Moto2) baut die bewährten Rolling-Chassis, irgendwann könnte «powered by BMW» auf den CR-Maschinen stehen.
Und wenn Aleix Espargaró die CR-Aprilia in Assen auf Platz 8 steuern kann, sollte 2014 auch eine Ioda-BMW mit einem Spitzenchauffeur unter die Top-Ten fahren können.
Die Official Cars steuert BMW in der MotoGP-Szene schon seit vielen Jahren bei. Auch der «BMW M Award» für den besten MotoGP-Qualifyer hat Tradition. Viele Spitzenfahrer steuern einen BMW-Flitzer.
Ein bisschen mehr Weiss-Blau würde dem Startfeld gut tun. Dass Konkurrent Audi seit einem Jahr Eigentümer von Ducati ist und etwas strauchelt, sollte die Münchner beflügeln.
Ein günstigerer Zeitpunkt für ein Bekenntnis zum Spitzensport auf zwei Rädern wird nicht mehr kommen.
Herr Schaller, zeigen Sie den Mut, von dem Ihre Vorgänger Dr. Herbert Diess und Hendrik von Kuenheim verlassen wurden.