Cal Crutchlow: Ducati-Deal ist unterschriftsreif
Cal Crutchlow
Die Lage auf dem Transfermarkt für 2014 wird etwas übersichtlicher. Cal Crutchlows Manager Bob Moore traf sich am Samstagabend in Laguna Seca mit Ducati-MotoGP-Projektleiter Paolo Ciabatti. Moore und Crutchlow hatten nach einem ersten Meeting vor Trainingsbeginn ein paar neue Forderungen gestellt, die am Samstag alle erfüllt wurden.
Aus Crutchlows Umfeld war zu hören, man sei handelseinig, die Unterschrift nur noch Formsache.
Crutchlow-Manager Bob Moore: «Wir haben keinen Zeitdruck. In den nächsten zwei Wochen fällt die Entscheidung. Auf jeden Fall vor Indy.»
Ducati Corse bezahlt Crutchlow in den nächsten zwei Jahren ein Fixum von jährlich 1,5 Millionen Euro, dazu stattliche Bonusprämien für Top-Ten- und Podestplätze.
HRC: Keine Offerte für Crutchlow
Repsol-Honda-Teamprinzipal Livio Suppo und HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto dementieren die Gerüchte, HRC habe Crutchlow ein Angebot gemacht. Aber es gab vorübergehend Pläne, Crutchlow für 2014 bei LCR-Honda zu parken. Zudem wurde Crutchlow für 2015 ein Platz neben Marc Márquez im Repsol-Honda-Werksteam in Aussicht gestellt. Der Brite hätte dann den Platz von Dani Pedrosa einnehmen können.
Dass Livio Suppo mit Dani-Pedrosa-Manager Alberto Puig nicht das beste Einvernehmen hat, ist kein Geheimnis. Denn Pedrosa und Puig waren eingeschnappt, um es vorsichtig zu formulieren, als Livio Suppo für 2011 seinen ehemaligen Ducati-Schützling Casey Stoner zu Honda schleuste.
Crutchlow weiss: Bei Repsol-Honda könnte ihm 2015 neben dem überragenden Marc Márquez der Untergang drohen. Deshalb zieht er den Wechsel zu Ducati vor. Dort steckt er in einem renommierten Werksteam – und die Gage sieht appetitlich aus.
Die HRC-Manager wollten in erster Linie verhindern, dass Crutchlow mit einer Werks-Yamaha bei Tech3-Team bleibt. Denn der kampflustige Cal hätte dort 2014 zur Bedrohung für Márquez und zum Spielverderber für den nächsten Honda-Titelgewinn werden können. Bei Ducati stellt Crutchlow für 2014 keine Bedrohung dar.
Es sei denn, Ducati gelingt der grosse Schachzug mit Gigi Dall’Igna als neuem Technischen Direktor. Der Aprilia-Konstrukteur blamiert die Ducati-Truppe momentan mit seinem Aprilia-Fliessbandrenner. Er muss bei Ducati bis 30. Juli Bescheid sagen, ob er bei Ducati als Technical Director die Nachfolge des entlassenen Filippo Preziosi antritt.
«Wenn Piaggio-Chef Colaninno keine Aprilia-MotoGP-Rückkehr beschliesst, wird Gigi zu Ducati wechseln», verriet uns ein Insider in Laguna Seca. Und die MotoGP-WM ist für Aprilia momentan finanziell fünf Nummern zu gross.
Das Warten auf Crutchlows Ducati-Deal
Sobald Cal Crutchlow bei Ducati unterschrieben hat, ist Stefan Bradls Platz bei LCR-Honda 100-prozentig gesichert. «Ich möchte mit Stefan nicht nur nächstes Jahr unbedingt weitermachen, sondern am liebsten in den nächsten zehn Jahren», versicherte LCR-Teambesitzer Lucio Cecchinello im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.
Was Lucio Cecchinello auf jeden Fall verhindern wollte: Er will Stefan Bradl nicht verlieren und ausserdem nicht für Crutchlow ein Jahr lang den Steigbügelhalter vor dem Wechsel zu Repsol-Honda spielen.
Von HRC kommen deutliche Signale für ein direktes Agreement mit Stefan Bradl. So einen Vertrauensbeweis gab es von Seiten HRC in einem Kundenteam seit Marco Simoncelli 2011 nicht mehr. Es wäre eine Besiegelung einer entsprechenden Absichtserklärung vom November 2012. «Wir haben schon mehrmals gesagt, dass wir zu 90 Prozent bei LCR-Honda mit Stefan weitermachen», erklärte Repsol-Honda-Teamprinzipal Livio Suppo gegenüber SPEEDWEEK.com. «Das ist bei uns die Priorität. Wir müssen aber noch die wirtschaftlichen Grundlagen dafür schaffen. Die momentanen Ergebnisse von Stefan helfen uns dabei stark, das ist keine Frage. Er hat in Laguna Seca bewiesen, dass er eine starke Performance bringen kann, wenn er unter Druck steht. Das ist wichtig. Wir wollen die Vereinbarung für 2014 so bald als möglich unter Dach und Fach bringen. Wir tun alles, um Stefan bei LCR zu halten. Teamchef Lucio Cecchinello hat uns erklärt, dass er langfristig an Stefan interessiert ist.
Man kann sich ausmalen: Sobald Crutchlow bei Ducati unterschreibt, hat Bradl bei LCR-Honda keinen Gegenspieler mehr. Alle Fahrer aus der aktuellen Top-Ten-Liste haben Verträge für 2014 – mit Ausnahme von Nicky Hayden. Und der stellt auf dem Transfermarkt keine Gefahr für Bradl dar.
Stefan Bradl zeigt sich entspannt. Er konnte sich sich ausmalen, dass er schlimmstenfalls 2014 zu Ducati wechseln hätte müsssen, wenn Crutchlow bei Honda angedockt hätte. Und Suzuki-Teammanager Davide Brivio erkundigte sich in Laguna Seca bei Stefan Bradl bereits nach dessen Vertragssituation.
Aber der deutsche WM-Sechste hat klare Prioritäten. «Ich will das bestmögliche Motorrad, und das habe ich bei Honda», ist der Bayer überzeugt.
Bei Tech3-Yamaha fahren dann 2014 Pol Espargaró und Bradley Smith. Bei Gresini dürfte Bautista mit der RC213V aufmarschieren. Teamkollege wird voraussichtlich Scott Redding – auf einem neuen Production-Racer von Honda.