Schwarze Flagge: Was sagen Pedrosa und Lorenzo?
Die schwarze Flagge für Marc Márquez war natürlich Gesprächsthema Nummer 1 nach dem Phillip-Island-GP.
«Ich weiss nicht, was bei Márquez los war», rätselte Lorenzos Teammanager Wilco Zeelenberg. «Er hatte in Runde 10 in der Kurve kurz vor der Boxeneinfahrt einen bösen Slide. Vielleicht hat ihn der aus dem Konzept gebracht.»
Wie sah Jorge Lorenzo die extrem eilige Boxenausfahrt con Márquez, die zu einem High-Speed-Zusammenstoss in der ersten Kurve führte?
«Ich kann nicht genau einschätzen, was passiert ist. Ob er das Signal nicht gesehen hat oder ob er sich nicht erinnert hat, dass er nach Runde 9 oder 10 reinfahren muss, später war es nicht erlaubt...»
Jorge, fasse ich nach, ich meine die Boxenausfahrt. Márquez knallte rechts rücksichtslos auf die Fahrbahn, direkt vor dir und Pedrosa. Wie hast du diese Situation erlebt?
«Ah, jetzt verstehe ich die Frage», entgegnete der Weltmeister von 2010 und 2012. «Ich habe daran auch mitgewirkt an dieser Kollision. Ich habe mich beim Anbremsen ein bisschen verschätzt. Ich wurde rausgetragen, konnte nicht so eng wie üblich einbiegen. Ausserdem hat er nicht geschaut, ob jemand auf der Ideallinie angebraust kommt. Wie gesagt: Wer sich auf der Rennstrecke befindet, hat Vorrang gegenüber den Fahrern, die aus der Boxengasse auf die Piste einbiegen.»
Lorenzo braucht in Zukunft solche Optionen nicht mehr, also Rennen über 19 Runden mit Zwangs-Boxenstopp zum Motorradwechsel, noch dazu auf trockener Fahrbahn.
«Wenn alle Stopps binnen zwei Runden absolviert werden müssen wie heute, dann beherrscht bei 23 oder 24 Piloten eine Menge Verkehr», gibt der Yamaha-Star zu bedenken. Wenn so viele Motorräder reinfahren und rausfahren, dazwischen immer wieder ein paar langsame, dann kann es gefährlich werden. Die einen kommen rein, die andern fahren los. Da ging es drunter und drüber.»
«Ich bin mit dem zweiten Motorrad anfangs fast gestürzt, weil die Karbonbremsen kalt waren. Die Stopps, die kalten Reifen, das alles macht es gefährlich als bei einem herkömmlichen Rennen.»
Dani Pedrosa stimmte zu. «Heute mussten wir das akzeptieren. Es war ein Notfalls, weil die Reifen die normale 27-Runden-Distanz nicht überlebt hätten», gab Dani zu bedenken. «Aber die Verantwortlichen müssen sich überlegen, wie solche Vorkommnisse künftig vermieden werden können. Man hat uns ja alle fünf Minuten ein neues Rennformat aufgetischt. Zuerst 27 Runden, dann 26, am Schluss 19. Da machen wir uns doch in der ganzen Welt lächerlich. Normalerweise werden Motorradrennen ohne Pflichtstopps gefahren. Die Reifenfirmen sollten uns Reifen liefern, welche die Renndistanz durchstehen....»
Dani Pedrosa war auch ein Leidtragender von Márquez ungestümer Boxenausfahrt. Er musste das Gas zudehen und verlor viel Schwung. Danach war Lorenzo auf und davon.
«Marc ist auf die Fahrbahn rausgefahren. Er ist dann mit Jorge zusammengestossen. Ich war nicht weit dahinter... ich habe meine Linie geöffnet, um nachher ganz innen rechts einbiegen zu können. Meiner Meinung nach muss ein Fahrer, der von der Box kommt, seinen Kollegen, die sich auf der Rennstrecke und auf der Ideallinie befinden, Vorrang gewähren», stellte Dani fest.
War Márquez nicht vorsichtig genug? Pedrosa: «Er hätte besser aufpassen können...»
Eine Frage drängt sich auf: Warum hat die Race-Direction Márquez nicht gleich beim Wegfahren an der Box gehindert? Es war seit 2 MInuten klar, dass er disqualiiziert werden muss.
Die Antwort: Repsol-Honda hatte sich im Gegensatz zu Yamaha-Manager Wilco Zeelenberg nicht über die Konsequenzen eines verspäteten Boxenstopps informiert.
Deshalb wurde in der Boxengasse noch ein bisschen diskutiert, ehe die scharze Flagge und die Nr. 93 rausgekramt wurden.
«Es wurden am Samstag und Sonntag hier ganz neue Vorschriften gemacht, aber es gab keine verpflichtende Meetings zwischen Teammanagern, Fahrern und Piloten», wunderte sich der vierfache 500-ccm-Vizeweltmeister Randy Mamola.
Deshalb fehlte Repsol-Honda der Plan.