Stefan Bradl: «Ein lehrreiches Offroad-Training»
Stefan Bradl trainierte nach dem 16. Dezember vier Tage in Südfrankreich mit dem dreifachen MX3-Weltmeister Yves Demaria und verbrachte vor dem Jahreswechsel noch drei weitere Tage bei einem Trainingslager in Barcelona.
Bradl trainiert momentan mit seinem neuen Trainer Bernd Thurner sechs Tage pro Woche, am Sonntag wird pausiert. «Oder wir machen dann ein lockeres Regenerationstraining. Der Bernd ist echt super. ich bin happy mit ihm», stellt Bradl begeistert fest.
Stefan, dein Training mit Bernd Thurner ist sehr vielfältig?
Ja, gestern Samstag waren wir zum Beispiel im Wald, da haben wir ein Bootcamp gemacht.
Als Bootcamp bezeichnet man üblicherweise Trainingslager für verhaltensauffällige und schwer erziehbare Jugendliche. Trifft das auch bei dir zu?
(Er lacht). Ja, diese Bezeichnung trifft es eigentlich ganz gut.
Was wird gemacht bei so einem Bootcamp?
Nein, wir haben das nur zur Gaudi Bootcamp genannt. Wir waren halt im Wald auf einem Trimm-dich-Parcours mit Hindernissen. Da haben wir auf allen Stationen Krafttraining eingebaut.
Und wie war der Trainingsaufenthalt in Spanien?
Am ersten Tag nach der Anreise haben wir ein Leistungszentrum besucht. Da bin ich abgemessen worden, es wurde ein EKG gemacht, mein Körperfett gemessen, Gewicht, Grösse und so weiter.
Dann habe ich einen Leistungstest mit Maske und Schläuchen absolviert. Ich bin auf dem Ergometer geradelt, bis ich umgefallen bin. Ich habe den Puls bis auf 212 Schläge hochgejagt.
Danach gab es eine Ruhepause. Nachher habe ich in diesem Leistungszentrum ein bisschen Gymnastikübungen gemacht. Dort wurden auch schon andere Motorradrennfahrer betreut, grossteils Spanier. Man hat mir auch erzählt, was andere Fahrer trainiert haben.
Das ist alles von meinem Teamchef Lucio Cecchinello organisiert worden. Es war interessant für mich und beruhigend zugleich, weil ich gesehen habe, dass die dort sehr ähnlich trainieren wie ich. Rumpfmuskulatur, Balance, Gleichgewichtsübungen und so weiter.
Das war deckungsgleich mit dem, was ich schon bei Yves Demaria erfahren und auch bisher gemacht habe.
Dann folgte das Motorrad-Training?
Ja, am nächsten Tag sind wir Trial gefahren. Ich hatte einen Lehrer, der diesen Sport sehr gut beherrscht. Die Spanier dominieren ja in dieser Sportart... Ich bin zum ersten Mal Trial gefahren. Wir sind auf einem richtigen Parcours rungekurvt, ich musste Hindernisse bewältigen und so weiter. Das war sehr schwierig für mich, weil das alles sehr langsam vor sich geht.
Das war ein sehr gutes Training für die Arme, die stark beansprucht werden. Ausserdem stehst du dauernd in den Fussrasten. Für das Balancegefühl war das recht lehrreich. Wir sind ungefähr zweieinhalb Stunden gefahren.
Nachher wurden am Nachmittag noch Kraft- und Gymnastikübungen absolviert.
Dirt-Track-Training stand auch auf dem Programm?
Ja, am dritten Tag sind wir mit 100-ccm-Honda Dirt-Track gefahren. Da waren wir den ganzen Tag auf der Strecke. Wir haben Rennsimulationen gemacht, es waren auch andere Fahrer dort; wir sind auch einige Rennen gefahren über 30 Minuten.
Das ist jetzt nicht sehr anstrengend, weil diese Bikes nicht viel Leistung haben. Aber du darfst keinen Fehler machen, weil du sonst den ganzen Schwung verlierst. Du musst immer konzentriert bleiben. Deshalb war es ein sehr effektives Training.
Am 4. Februar beginnt der erste Sepang-Test. Ist bis dahin noch ein weiteres Offroad-Training geplant?
Das weiss ich nicht genau. Vielleicht trainiere ich bis Sepang nonstopp weiter daheim mit Bernd. Dann können wir die Grundlagenausdauer weiter verbessern und eine richtig gute Basis schaffen.
Aber vielleicht hole ich mir aus Italien meine 250-ccm-Cross-Honda und fahre damit in Friedrichshafen einmal Indoor-Supermoto. Das machen Peter und Philipp Öttl auch manchmal. Vielleicht werde ich mich da mal anschliessen.