MotoGP: Ohne Zigaretten-Geld weniger Prototypen
2015 müssen alle in der Superbike-WM nach seriennahem Evo-Reglement fahren, auch wenn dieses bis heute nicht definiert ist. In der MotoGP-Klasse unternimmt WM-Vermarkter Dorna ebenfalls alles, um die Kosten zu senken. Lediglich Honda und Yamaha wehren sich noch gegen die Einführung der Einheitssoftware von Magneti Marelli. Ducati verwendet sie freiwillig, um die Vorteile des Open-Reglements (mehr Sprit, mehr Motoren, weichere Reifen, Motorenentwicklung frei) zu genießen.
Trotz aller Bemühungen klafft zwischen Superbike und MotoGP eine riesige Kostenlücke. Kawasaki zieht es vor, mit einem Zehntel des Budgets bei den Superbikes zu gewinnen, als in der MotoGP-WM um zehnte Plätze zu kämpfen. Für kleine Hersteller wie EBR (Buell), MV Agusta oder Bimota ist MotoGP Utopie, bei den Superbikes sind sie dabei.
Gibt es Bestrebungen, MotoGP so günstig zu machen, dass neben Honda, Yamaha und Ducati auch andere Hersteller mitfahren können, fragten wir Dorna-Manager Javier Alonso. 2015 kehrt immerhin Suzuki werksseitig zurück. «Das hängt vom Markt ab», hielt der Spanier gegenüber SPEEDWEEK.com fest. «Sicher ist: Hätten wir die Regeln bei den Superbikes wie letztes Jahr gelassen, hätten wir keine 25 Motorräder in der Startaufstellung, sondern nur 17 oder 18. Das ist nicht gut für die Show. Die Änderungen, die wir in MotoGP vorgenommen haben, bescherten uns 23 oder 24 Motorräder. Vor einigen Jahren hatten wir 18. Wir brauchen Meisterschaften mit einer guten Show auf der Strecke.»
Goldene Zeiten der Zigaretten-Sponsoren
«Was ein Motorrad kostet ist unwichtig, so lange es die Leute bezahlen können», meint Alonso. «Als wir in MotoGP noch Zigaretten-Sponsoren hatten, war die Startaufstellung voll mit Prototypen. Ein Team ging zu einem Hersteller, legte das Geld auf den Tisch und kaufte ein Motorrad. Doch so ist es heute nicht mehr. Deshalb müssen wir den technischen Level von MotoGP senken und damit auch die Kosten. Gleichzeitig müssen wir dafür sorgen, dass die Motorräder gleichwertig sind. Heute ist es für einen jungen talentierten Fahrer sehr schwierig, ein Motorrad von den Top-3-Herstellern zu bekommen und Rennen zu gewinnen. Das wollen wir ändern. Für Superbike gilt das Gleiche. Wenn wir Morgen Sponsoren finden, die viel Geld ausgeben wollen, können wir die Sichtweise auf die Meisterschaft ändern.»
«Die Materialkosten in einer seriennahen Rennserie wie der Superbike-WM sind minimal», hält Aprilia-Rennchef Romano Albesiano dagegen. «Deshalb finde ich es fehl am Platz, auf diese Kosten das Hauptaugenmerk zu richten. Durch die Evo-Regeln spart ein Team vielleicht 100.000 Euro pro Saison. Die Meisterschaft läuft aber Gefahr, an Attraktivität und Publikum zu verlieren. Wenn der technische Level zu weit reduziert wird, dann machen nur noch die Fahrer und Techniker den Unterschied aus – und lassen sich fürstlich dafür entlohnen. Dann wird Superbike womöglich teurer als MotoGP»