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Freddie Spencer über Márquez, Rossi & die Open-Class

Von Sharleena Wirsing
Der zweifache 500-ccm-Champion Freddie Spencer verfolgte wie tausende Fans den spannenden Kampf zwischen Marc Márquez und Valentino Rossi in Katar.

Bevor Marc Márquez 2014 mit 20 Jahren und 266 Tagen MotoGP-Weltmeister wurde, war Freddie Spencer der jüngste Champion der Königsklasse. 1983 holte «Fast Freddie» seinen ersten 500-ccm-Titel. Zwei Jahre später feierte er seinen historischen Doppeltitelgewinn in der 250-ccm- und der 500-ccm-Klasse. Derzeit baut der heute 52-Jährige eine neue Riding School in Südfrankreich auf.

Du baust eine neue Freddie Spencer Riding School am Circuit Paul Ricard auf?

Ja, es wird eine Riding School, aber noch mehr als das. Es ist mehr eine Motorsporterfahrung und eine Weiterentwicklung meiner Riding School in Las Vegas. Hier wird es etwas persönlicher zugehen. Dieses Projekt passt gut in diesen Abschnitt meines Lebens und die Strecke ist unglaublich. Vor zwei Wochen haben wir bereits ein kleines Programm versucht, doch nun strukturieren wir es mehr in ein richtiges Riding Centre um. Es werden kleine Gruppen gebildet, die ideal für aufstrebende Fahrer sind. Jeder kann teilnehmen und ich halte die Trainings persönlich ab. Ich werde die Fahrer genau beobachten und ihre Probleme dann mit ihnen besprechen.

Hast du den spannenden Kampf zwischen Marc Márquez und Valentino Rossi in Katar beobachtet?

Ja, ich habe das Rennen in Marseille verfolgt, dort lebe ich derzeit. Es war ein großartiger Kampf. Valentino hatte gesagt, dass das Qualifying nicht ausschlaggebend sei und auch im letzten Jahr war er in Katar stark. Ich war nicht überrascht, dass er an der Spitze war. Doch es war auch sehr spannend, wer noch in der Führungsgruppe war: Stefan Bradl, Alvaró Bautista und Bradley Smith. Jorge Lorenzo stürzte in der ersten Runde, sonst wäre er sehr schwer zu schlagen gewesen. Der Kampf zwischen Valentino und Marc war sehr aufregend. Doch man muss abwarten, was in Austin passiert. In mancher Hinsicht ist Katar einzigartig, aber das Rennen brachte in diesem Jahr sehr viel Spannung.

Könnte man sagen, dass die Performance von Marc Márquez bereits einen Vorausblick auf den Rest der Saison gab?

Ich glaube, dass Katar für den Punktestand sehr wichtig war. Márquez fuhr wahrscheinlich nicht mit hundert Prozent Einsatz. Das musste er nicht. Er machte nur, was nötig war und das war eine sehr reife Entscheidung. Es macht keinen Unterschied, ob man ein Rennen mit 20 Sekunden oder zwei Tausendstel Vorsprung gewinnt. Er nahm auch im Training und Qualifying kein Risiko auf sich. Sein Ansatz ist anders als im letzten Jahr: keine Zwischenfälle, erst schnell sein wenn es zählt und dann das Rennen gewinnen. Doch er und Valentino machten einen sehr guten Job.

Rossi selbst sagte, dass die ersten sechs Rennen über seine weitere Karriere entscheiden werden.

Ich weiß, dass ihn der Sieg 2013 in Assen motiviert hat. Es hat ihm sehr viel bedeutet und sein Selbstvertrauen erneuert. Wenn er das gesagt hat, dann glaube ich ihm. Nachdem er seinen Crewchief gewechselt hat, steht er nun unter mehr Druck als zuvor.

Jorge Lorenzo beklagte mangelnden Grip. Hattest du in deiner Karriere auch mit Frustration über die Reifen zu kämpfen?

In den letzten Jahren haben sich die Reifen an einem Punkt, nämlich 2012, verändert. Zu diesem Zeitpunkt hatte Honda damit Probleme. Im Moment sind es harte Zeiten für Lorenzo und Yamaha. Ich erinnere mich noch an die ersten Gürtelreifen. Sie haben für mich nicht funktioniert. Es ist schwer, wenn so etwas passiert. Für Jorge ist es wahrscheinlich ein schleichender Verlust des Gefühls, wenn er gerade auf der Reifenkante fährt. Auf diese Weise wird es schwierig, ans Limit zu gehen und wenn nötig darüber hinaus. Jorge ist ein kontrollierter Fahrer, der viel Gefühl braucht. Sein Stil lebt von der Präzision. Ich verstehe das, denn ich fuhr ein bisschen wie er und ein bisschen wie Marc. Es ist schwer zu akzeptieren, dass man nicht voll ans Limit gehen kann. Bei neuen Reifen muss man die Abstimmung der Federung anpassen. Es geht darum, einen Kompromiss zu finden.

Was hältst du von den Open-Bikes und davon, dass Ducati dieselben Vorteile nutzt?

Die Open-Bikes haben das Feld näher zusammengebracht. Diese Klasse ist stärker eingeschränkt, aber sie sorgt für großartigen Rennsport. Doch wir müssen abwarten, wie lange das Feld so nahe beieinander bleibt. Die Werke dürfen die Motoren im Gegensatz zu den Open-Teams nicht verändern. Vielleicht ist das gut und macht es interessanter. Die Unterschiede werden noch interessanter sein, wenn Ducati einige Vorteile verliert. Ich verstehe die Entscheidung von Ducati, denn sie müssen konkurrenzfähiger werden. Das ist eine großartige Möglichkeit für Ducati.

Das nächste Rennen findet in Austin statt. Im letzten Jahr konnte Márquez dort siegen und deinen Rekord als jüngster GP-Sieger in der Königsklasse einstellen. Wird er 2014 erneut dominieren?

Im letzten Jahr sah Marc dort sehr souverän aus und die Honda funktioniert auf dieser Strecke gut. Es geht um viel Speed und gute Beschleunigung. Es lastet viel Druck auf Jorge und Yamaha, aber die Saison ist noch lang und es ist erst das zweite Rennen. Trotzdem wird Jorge zusätzlichen Druck spüren, denn er hat bereits 25 Punkte Rückstand. Sehr interessant werden aber einige andere Jungs sein. Wir werden sehen, ob Aleix Espargaró weiter beeindrucken kann und man sollte auch ein Auge auf Bradl, Smith und Bautista werfen. Die neuen Regeln machen es spannenden und jeder rätselt, was passiert.

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