Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Stefan Bradl (10.): «Das war ein komplettes Chaos»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl kommt nach dem Stopp aus der Box, hinten flitzt Rossi vorbei

Stefan Bradl kommt nach dem Stopp aus der Box, hinten flitzt Rossi vorbei

Stefan Bradl stürzte in der Besichtigungsrunde, das Motorrad wurde hektisch repariert, es ging drunter und drüber. Ein Erlebnisbericht der besonderen Art.

Das war kein Rennwochenende nach dem Geschmack von Stefan Bradl und von LCR-Honda-Teamchef Lucio Cecchinello. Der Bayer lag in den Trainings immer nur auf den Rängen 8 bis 10, stürzte in der ersten Besichtigungsrunde vor dem Rennen wegen eines heftigen Regenschauers und brachte dann nur Platz 10 heim – wie in Jerez, damals plagte ihn das arm-pump-Problem im rechten Unterarm.

Bradl blieb in der WM auf Platz 8 sitzen, obwohl Pol Espargaró im Rennen stürzte und punktelos blieb, ausserdem rückt ihm Andrea Iannone (nur noch 5 Punkte zurück) bedrohlich nahe.

Beim Crash in der Besichtigungsrunde wurde das Trocken-Bike von Bradl beschädigt, es musste hektisch repariert werden. «Es kann sein, dass ich heute beim Arbeiten zum ersten Mal in diesem Jahr ein paar Schweisstropfen vergeudet habe», erklärte Mechaniker Chris Richardson.

Helmut Bradl atmete nach dem Rennen hinter der Box durch. «Was soll ich sagen? Nach dem Sturz ist alles hektisch geworden. Stefan war dann immer eine Runde zu spät, beim Boxenstopp auch.»

Stefan, was wäre ohne diesen Sturz möglich gewesen?

Was wäre möglich gewesen? Keine Ahnung, ich war körperlich eigentlich schon fertig, bevor das Rennen losgegangen ist. Ich bin am Arsch gewesen. Ich wusste gar nicht, was eigentlich los ist. Ich bin in dieser Besichtigungsrunde um diese Kurve rumgefahren, habe auf die Schikane ganz gemütlich hingebremst – und zack-bumm, bin ich da gelegen.
Nachher habe ich echt etwas Zeit gebraucht, bis ich gewusst habe, wo ich eigentlich bin. Ob ich grad träume, ob das jetzt eine Verarschung ist. Ich habe dann gesehen, dass das Motorrad kaputt ist. Ich bin dann über die Strecke gelaufen und über die Mauer gesprungen. Dann bin ich zu meiner Box gesprintet und habe dort das zweite Motorradl genommen, bin rausgefahren. Gott sei Dank hats dann wieder geregnet... Wenns aufgehört hätte, hätte ich gleich daheim bleiben können.

Du bist auf Regenreifen gestartet?

Ja, wir waren zuerst auf Regenreifen unterwegs. Damit habe ich im Rennen kein Gefühl für das Motorrad aufbauen können. Ich war zu langsam im Regen, ich war zu langsam im Trockenen, ich habe viel Zeit verloren, als die Strecke noch nass war, ich habe kein Gefühl für das Limit gehabt. Dann bin ich auch noch eine Runde zu spät an die Box zum Motorradwechsel gefahren, zusammen mit Lorenzo, Smith und so weiter.
Dann haben wir das Motorrad wieder gewechselt, Mit den Slicks habe ich zuerst gedacht, ich habe einen Plattfuss hinten, weil es so schwer zu lenken war. Erst als sich der Reifen erhitzt hat und der Luftdruck höher geworden ist, ging es besser. Aber ich habe dann nicht mehr viel machen können.

Das Crash-Bike wurde hektisch repariert?

Ja, das haben sie ganz gut hingekriegt. Es war ein komplettes Chaos.

Aber von Broc Parkes auf der Open-Aprilia wolltest du dich nicht auf Platz 11 abschieben lassen?

Ich habe zuerst gar nicht gewusst, ob der überhaupt zum Rennen gehört. Ich dachte zuerst, er ist überrundet. Als ich dann auf der Boxentafel gesehen habe, dass ich ihn noch packen muss, habe ich ihn noch geschnappt.
Aber das ganze Wochenende war zum Abhaken. Ich bin froh, dass ich jetzt heimfahren darf. Schade.
Auf dem Sachsenring in zwei Wochen müssen wir schauen, dass wir ein bisschen weiter vorne ins Ziel kommen.

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