Cal Crutchlow wankelmütig: 2015 Ducati? Oder Suzuki?
Das bleibt noch vier Wochen lang eine spannende Frage: Fährt Cal Crutchlow auch 2015 bei Ducati?
Der letztjährige WM-Fünfte hat einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben, er kann aber am Saisonende 2014 aussteigen. Ducati hingegen kann ihn von der Arbeitgeberseite her nicht loswerden.
Dieses Zugeständnis mussten die Roten im Juni 2013 machen, um den Draufgänger (vier Podestplätze 2013 auf Tech3-Yamaha) nach Borgo Panigale lotsen zu können.
Crutchlow lästert seit dem Jerez-GP unaufhörlich über Ducati.
«Wir sollten heute eine ‹big celebration› machen. Ich habe ein Rennen beendet, zum ersten Mal seit einem Monat», meinte Crutchlow am Samstag in Assen nach dem neunten Platz, besiegt von den Markenkollegen Dovizioso (2.) und Iannone (6.).
Gigi Dall’Igna äusserte sich nach dem Rennen nur über die starke Performance von Dovizioso. Über Crutchlow verlor er kein Wort.
Der Engländer benimmt sich wie ein Elefant im Porzellanladen, trotz einer Jahresgage von 2,5 Millionen Euro lässt er kein gutes Haar an Ducati.
«Dabei sollte er sich lieber fragen, warum er im Rennen von Assen 37,3 Sekunden auf Dovizioso verloren hat», meinte ein Ducati-Manager.
Die Italiener wollen Crutchlow loswerden, sie wollen und werden aber keine Abfindung bezahlen, so wie es einst Ferrari bei Raikkönen gemahct hat.
Und Crutchlow versicherte in Assen, an den Gerüchten, er bereite den Absprung bei Ducati vor, sie nichts dran. «Ich denke nicht einmal über andere Optionen für 2015 nach», stellte er fest. «Meine Priorität ist es, bei Ducati zu bleiben.»
Fakt ist: Ducati möchte 2015 lieber den pflegeleichten (und schnellen) Andrea Iannone auf die zweite Werks-Ducati setzen.
Die Ducati-Rennchefs Dall’Igna und Paolo Ciabatti haben Crutchlow jedenfalls ein Ultimatum bis Ende Juli gesetzt. Bis dann muss er mitteilen, ob er zu bleiben beabsichtigt. In diesem Fall müsste Iannone ein drittes Jahr bei Pramac-Ducati fahren.
Crutchlow zu seiner Vertragssituation: «Es ist eine Angelegenheit zwischen Ducati, meinem Management und mir.»
In acht WM-Rennen hat Crutchlow nur zwei Top-Ten-Plätze errungen: Platz 6 und Doha, Platz 9 in Assen. «Du hast gute Jahre und du hast schlechte Jahre», zeigt sich Cal resigniert. Und: «Ich habe noch nie auf einem Motorrad so viel riskiert – für so schlechte Resultate.»
Aus dem Ducati-Lager ist zu hören, dass Crutchlows Gemütszustand wankelmütig sei. Manchmal tendiere er zum Bleiben, manchmal lasse er die Möglichkeit einer Trennung anklingen.
Aber die Alternativen sind nicht hinreissend. Gresini-Honda ist kaum machbar, weil dort die Energy-Drink-Firma Go&Fun Hauptsponsor ist, Crutchlow jedoch von Monster gesponsort wird. Und dieser Geldgeber wird auch 2015 bei ihm an Bord bleiben. Ausserdem: Nissin-Bremsen und Showa-Suspension, auch das ist nicht nach dem Geschmack von Crutchlow.
Ein Ausweg könnte Suzuki sein. Crutchlow-Manager Bob Moore, der ehemalige Motocross-Weltmeister, hat sich bereits mit den obersten Suzuki-Management getroffen.
Das bestätigt auch Suzuki-Teammanager Davide Brivio: «Wir haben mit Cal gesprochen. Es ist bekannt, dass er selber entscheiden kann, ob er nächstes Jahr bei Ducati bleibt. Es ist verständlich, dass er sich nach anderen Möglichkeiten umsieht.»