Valentino Rossi: Hätte er mit dem Slick gewonnen?
Valentino Rossi brauste in der Aufwärmrunde zum MotoGP-Rennen in Assen mit einem Hinterradslick los, doch dann verliess den Vorjahressieger der Mut. Er traute dem Wetterfrieden nicht – und rollte in die Boxengasse statt auf seinen Startplatz. Der Yamaha-Star stieg vor seiner Box auf das Regen-Motorrad mit den Stahlbremsen um.
Er musste deshalb aus der Boxengasse starten, wie auch Broc Parkes (Sturz in der Aufwärmrunde) und Scott Redding (Box vor der Aufwärmrunde zu spät verlassen).
Beim australischen PBM-Aprilia-Piloten Broc Parkes aus dem Team von Hühnerzüchter Paul Bird erwies sich der Crash als Glücksfall. Er zwang ihn nämlich dazu, vom Regen-Bike auf das Triclen-Motorrad umzusteigen und mit Slicks loszupreschen.
Das erwies sich schliesslich als beste Strategie. Denn Parkes wurde auf Platz 6 gespült, während die Asse nach den Runden 6 und 7 ihre Maschinen wechselten. Er sackte nachher auf Platz 11 hinter Stefan Bradl ab, trotzdem besiegte er Redding, Lorenzo und Co.
Parkes hat seit dem Katar-GP, wo Fahrer wie Lorenzo, Bradl, Bautista, Pol Espargaró und Smith stürzten, keinen Punkte eingeheimst. In Doha schaffte er Platz 15.
Aber der 32-jährige Parkes, zweifacher Supersport-Vizeweltmeister, zeigte auch fahrerisch eine starke Vorstellung. Er lag nach acht Runden mit den Slicks nur 19 Sekunden hinter Leader Andrea Dovizioso – obwohl er aus der Boxengasse losgefahren war.
«Ich glaube, wenn Rossi auf seinem Hinterradslick geblieben und damit vom seinem Startplatz losgefahren wäre statt aus der Boxengasse, hätte er das Rennen gewinnen können. Auf jeden Fall wäre er aufs Popdest gekommen», stellte der Belgier Christophe «Beefy» Bourguignon fest, der Crew-Chief des LCR-Honda-Teams von Stefan Bradl.
Doch Rossi wurde wankelmütig und fuhr dann auf Platz 5. Zum dritten Platz von Pedrosa fehlten ihm 18,3 Sekunden, zum Sieger Márquez 25,8 sec.
Bourguignon: «Wir hatten bei Stefan keine Wahl. Die Option, mit dem Trocken-Bike und mit Slicks loszufahren, bestand in diesem Moment nicht mehr...»
Denn Bradl war in der Besichtigungsrunde mit dem «dry bike» gestürzt. Es wurde dann in unbeschreiblicher Hektik von der Crew repariert – und war für den Motorradwechsel nach Runde 7 auf wundersame Weise wieder einsatzbereit.
«Es war auf jeden Fall schwer, bei so einem Typ von Rennen die beste Strategie zu wählen», meinte Bourguignon.
Broc Parkes hatte das LCR-Team übrigens in eine kleine Verlegenheit gebracht. Die Buchstaben für seinen Namen fehlten an der Box, deshalb konnte Bradl nicht angezeigt werden, wer bis Runde 22 am Schluss vor ihm auf Platz 10 lag...