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Stefan Bradl/Forward: «Es sieht vielversprechend aus»

Von Günther Wiesinger
Stefan Bradl

Stefan Bradl

Es war schon seit zwei Wochen ein offenes Geheimnis: Stefan Bradl steht vor der Vertragsunterzeichnung mit Forward-Yamaha. Wie kam es dazu?

Stefan Bradl (24) steht vor einer Vertragsunterzeichnung bei Forward-Yamaha, das ist seit zwei Wochen ein offenes Geheimnis – und wird jetzt immer konkreter.

LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello räumte ein, dass er dem Deutschen erst verspätet ein konkretes Angebot für 2015 machen konnte. Deshalb will er jetzt Cal Crutchlow von Ducati Corse weglocken – oder Alvaró Bautista engagieren, der in den letzten zweieinhalb Jahren beim Konkurrenzteam Gresini-Honda fuhr.

SPEEDWEEK.com hat Stefan Bradl zur aktuellen Situation befragt.

Stefan, du hast dich in den letzten zwei Wochen kaum zu den Vertragsverhandlungen geäussert. Inzwischen steht wohl laut Lucio Cecchinello fest, dass du nächstes Jahr bei Forward-Yamaha fahren wirst?

Ich will da nicht vorgreifen. Ich habe noch keinen Vertrag unterschrieben.

Aber Forward-Yamaha-Teambesitzer Giovanni Cuzari sagt schon seit drei Wochen, du seist bei ihm erste Wahl. Du wolltest dich vor dem Indy-GP entscheiden, in welchem Team du 2015 fahren wirst.

Ja, da brauchen wir nicht lang drum herum reden. Wir stehen kurz vor einer Vertragsunterzeichnung. Es müssen nur noch ein paar Details geklärt werden. Wir haben uns in den grundlegenden Belangen bereits geeinigt.

Es ist keine Alltäglichkeit, dass ein MotoGP-Fahrer aus freien Stücken eine Factory-Honda gegen eine Yamaha tauscht und einen Honda-Deal ausschlägt. Seit Valentino Rossi vor elf Jahren hat das kein Fahrer mehr gemacht. Bevor du das LCR-Angebot bekommen hast, warst du bei Honda nur fünfte Wahl hinter Vinales, Miller, Aleix Espargaró und Cal Crutchlow?

Fakt ist, dass ich bei HRC nicht mehr willkommen war. Von HRC hat sich seit dem Donnerstag in Mugello Ende Mai bei mir niemand mehr gemeldet. Auch beim Sachsenring-GP gab es keine Informationen über meine Zukunft. Null.
So wurde mir endgültig bewusst, dass ich einen Plan B und einen Plan C brauche. Die Spekulationen über einen Transfer von Jack Miller zu LCR haben sich immer weiter verdichtet.
Ich habe bemerkt, dass das Interesse von HRC an meiner Person immer geringer wird. Also haben wir uns anderswo umgeschaut und Ausweichmöglichkeiten vorbereitet.
Es war beim GP von Deutschland noch nicht klar, ob Lucio Cecchinello zwei Fahrer finanzieren könnte.

Am Sachsenring-GP-Wochenende ist dir endgültig klar geworden, dass deine Zukunft bei LCR auf sehr wackligen Beinen steht?

Ja, und in den Tagen danach sind bei Suzuki, Pramac-Ducati und so weiter jeden Tag ein paar Türen für mich zugefallen.
Die Forward-Chefs Cuzari und Curioni wollten mich beim Heim-GP kennenlernen. Aber ich habe gesagt: Ich lasse mich an diesem wichtigen Wochenende nicht durch Transfergespräche ablenken. Ich wollte unbedingt um einen Podestplatz kämpfen.
Aber es wurde ein Kontakt zu Forward hergestellt. In der Woche nach dem Sachsenring-GP bin ich zu Media Action nach Lugano gefahren, um das Team und die Mannschaft dort kennenzulernen, auch Crew-Chief Sergio Verbena, den ich noch aus meiner 125er-Zeit aus dem Jahr 2005 kenne. Er war damals Data-Recording-Spezialist im Werksteam.
Beim deutschen WM-Lauf habe ich von mehreren Seiten gehört, dass es bei LCR für mich schwierig ausschaut. So direkt hat es allerdings mir keiner gesagt.
Aber ich habe mir selber ausmalen können, speziell nach dem Rennergebnis vom Sonntag, dass meine Zukunft bei LCR nicht rosig ausschaut.
Der erste persönliche Kontakt mit Forward hat mir ein sehr positives Gefühl vermittelt.

Du hast gespürt, dieses Team und Werk hat sichtlich mehr Interesse an dir als Honda?

Die Teamleitung von Forward stand meinen Wünschen und Vorstellungen sehr aufgeschlossen gegenüber, vom ersten Moment an.
Dazu kenne ich neben Sergio auch andere Teammitglieder, zum Beispiel Elektronik-Ingenieur Dirk Debus und Tex Geissler.

Die Open-Yamaha hat sich 2014 als sehr schlagkräftiges Paket erwiesen?

Wenn man sieht, was Aleix Espargaró in diesem Jahr mit diesem Motorrads angestellt hat, dann ist das sicher ein konkurrenzfähiges Package.
Wir bekommen sicher konkurrenzfähige M1-Motoren. Es gibt momentan Yamaha-Chassis und Eigenbau-Fahrwerke, alles sieht recht vielversprechend aus.

Und du kannst einmal rausfinden, wie es mit den Open-Class-Vorteilen aussieht?

Ich bin jetzt mal erleichtert, dass wir wieder ein Spitzenteam gefunden haben und so ein schlagkräftiger Rennstall von der ersten Minute an grosses Interesse an mir hatte.
Mir war klar: Mit den bisherigen Ergebnissen ist die Unterstützung von HRC weg. Das ist verständlich. HRC hat mehr erwartet, leider habe ich diese Erwartungen nicht erfüllen können.
Wenn sich HRC nach anderen Fahrern umschaut, ist es auch kein Verbrechen, wenn sich der Fahrer nach anderen Möglichkeiten umschaut. Das haben wir gemacht.
Ich habe später trotzdem ein Angebot von LCR bekommen. Aber da lag von Forward bereits ein sehr gutes Angebot auf dem Tisch. Aprilia Racing hat ebenfalls innerhalb von kurzer Zeit sehr interessantes Angebot gemacht. Wirklich reizvoll und erfreulich. Aprilia-Rennchef Romano Albesiano hatte deutlich mehr Interesse als Ducati.

Einige Experten haben dir in letzter Zeit gesagt, dein Fahrstil passt besser zu Yamaha?

Ja, auch mein Gefühl sagt mir, dass dieses Moped meinem Fahrstil mehr entgegenkommt. Aber das ist reine Spekulation. Warten wir ab.

Yamaha war schon 2011 an dir interessiert?

Ja, wir haben schon für 2012 mit dem Tech3-Team verhandelt.
So wie sich das Fahrerkarussell in den letzten zwei Wochen entwickelt hat, gab es zwar plötzlich wieder eine Chance, bei LCR zu bleiben. Aber es klang für mich nicht mehr so interessant. Ich habe gespürt, es gab grosse Zweifel an meinen Fähigkeiten.

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