MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Leon Camier in Indy: «Muss nichts Spezielles machen»

Von Isabella Wiesinger
Leon Camier: Debüt in der MotoGP-WM

Leon Camier: Debüt in der MotoGP-WM

Superbike-Pilot Leon Camier erlebt als Ersatz für Nicky Hayden in Indy sein MotoGP-Debüt. Er fährt eine Open-Honda im Drive M7 Aspar-Team.

Leon Camier wird neben Crutchlow, Redding und Michal Laverty der vierte britische Fahrer auf dem MotoGP-Grid sein, wenn er am kommenden Wochenende sein Debüt in der Königsklasse absolviert. Er fährt als Ersatz für Nicky Hayden bei Drive M7 Aspar, während sich der Weltmeister von 2006 von einer Handgelenksoperation erholt.

Camier wird als Honda-Teamkollege von Hiroshi Aoyama die Rennen in Indianapolis und in Brünn auf der Prodcution-Honda RCV1000R fahren. Camier, der am Montag seinen 28. Geburtstag feierte, sollte eigentlich seit Anfang der Saison mit IodaRacing Project fahren, was aber wegen des Verlusts eines Sponsors nicht zustandekam.

Leon, du wirst in Indianapolis dein MotoGP-Debüt geben. Wie fühlst du dich?

Es ist alles ziemlich aufregend! Das Wichtigste ist zu lernen. Ich glaube nicht, dass man Erwartungen hat, es geht nur um das Lernen. Ich wurde eigentlich ins kalte Wasser geschmissen: das Team, das Motorrad, die Reifen und die Bremsen, alles ist neu für mich. Und die Rennstrecke kenne ich auch nicht. Es ist eine Herausforderung, um ehrlich zu sein.

Wie bist du zu Aspar gekommen?

Nachdem ich das Ioda-Motorrad verloren hatte, fuhr ich für BMW in der Superbike-WM, nachdem Sylvain Barrier sich verletzt hatte. Ich fuhr ein paar Rennen mit ihnen, sie verliefen ziemlich gut.
Als dieser Deal zu Ende ging, erhielt ich einen Anruf von Aspar Martinez. Sie erkundigten sich, wie es bei mir ausschaut, da Nicky Probleme mit seinem Handgelenk hatte. Ich sollte bereit sein, falls Nicky nicht fahren konnte. Er hat sich für die Operation entschieden und so wurde ich einberufen.

Gibt es ein spezielles Ziel für das kommende Wochenende?

Im Moment habe ich keines. Ich muss alles nehmen, wie es kommt, weil alles neu ist. Ich kann die Situation im Moment nicht einschätzen. Also werde ich alles probieren, bis wir zum Qualifying, zum Warm-Up und so weiter kommen. Ich bin sicher, dass wir uns ständig verbessern werden.
Für die meisten Fahrer, die aus der Superbike-WM kommen, dauert es fast ein Jahr, um alles zu lernen. Deshalb ist es für mich, der nur für zwei Rennen einspringt, eine ziemlich kurze Zeit. (Er lacht).

Obwohl viele Dinge an dieser Herausforderung neu für dich sind, ist ein bekannter Aspekt dabei und zwar Frankie Carchedi, mit dem du schon früher gearbeitet hast...

Ja, genau. Es gibt einige gute Techniker in dem Team und Frankie ist einer der Typen, die sich um das Chassis und die Elektronik kümmert. Er weiss, was ich normalerweise von einem Motorrad erwarte. Ich denke, dass das sicher etwas ausmachen wird. Ich muss es einfach versuchen. Das ist der erste Schritt.
Sobald ich es versucht habe, weiss ich, wo ich stehe. Natürlich verstehe ich die Herausforderung, der ich mich stelle, aber ich bin schliesslich nur für ein paar Rennen da, bis Nicky wieder fit ist – wann auch immer das ist.
Ich muss nicht versuchen, irgendetwas Spezielles zu machen. Ich muss einfach lernen – das ist das Wichtigste.

Falls Nicky Hayden nach Brünn noch nicht wieder fit ist, könnte es sein, dass du beim Britischen Grand-Prix in Silverstone starten musst...

Ganz ehrlich, da würde ein Traum für mich wahr werden. Nicht, dass ich Nicky etwas Schlechtes wünsche, weil ich aus eigener Erfahrung weiss, dass es kein schönes Gefühl ist, wenn jemand anderer kommt und dein Motorrad nimmt, auch wenn es nur für einen bestimmten Zeitraum ist.
Ich weiss, dass Nicky im ganzen Paddock als Legende in der MotoGP angesehen wird, deshalb will ich nichts Schlechtes für ihn. Aber natürlich wäre es wundervoll, bei meinem eigenen Heim-Grand-Prix zu fahren.

Glaubst du, dass dein Auftritt mit Aspar Auswirkungen darauf haben wird, was nächstes Jahr passiert?

Ich bin mir sicher, dass, wenn ich aufsteige und anfange Márquez zu besiegen, ich vielleicht eine Chance hätte nächstes Jahr ein Bike in der MotoGP zu bekommen. (Er lacht).
Man weiss nie. Wenn alles gut geht, kann vielleicht etwas passieren, aber ich erwarte keine Wunder.

Ist es immer noch zu früh, um über die nächste Saison zu sprechen?

Ehrlich gesagt ich bin nur daran interessiert, in die MotoGP zu gehen, wenn es mit einem wettbewerbsfähigen Motorrad klappt.
Genau das Gleiche ist es mit der Superbike-WM. Du kannst dort unter Umständen mit einem Motorrad antreten, das nicht optimal ist und fährst deshalb nur hinten mit – so einfach ist das.
Die Richtung, in die die Superbike-Regeln gehen, erlaubt mehr Motorrädern potenziell schnell zu sein.
Soviel ich weiss, geht es in der MotoGP auch in diese Richtung, da man die Unterschiede zwischen den Bikes und den Teams verringern will.
Meine Optionen für 2015 sind im Moment noch offen. Ich warte ab, was passiert. Ich weiss, dass in der Superbike-WM die Diskussionen in den nächsten ein, zwei Monaten losgehen. Ich werde abwarten, was passiert und mich dann entscheiden.

Verhandelst du mit irgendwelchen MotoGP-Teams über ein Motorrad für 2015?

Es gab ein paar Diskussionen, aber im Moment müssen wir warten und dann weiterschauen. Es ist alles noch sehr früh; es ist alles noch offen.

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