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Stefan Bradl: «Einige Angebote kamen zu spät»

Von Günther Wiesinger
Nach drei LCR-Honda-Jahren wird Stefan Bradl 2015 für Forward-Yamaha fahren. Für den 24-jährigen Bayern kam die Angebote von LCR, Aprilia und Pramac-Ducati ein paar Tage zu spät.

Stefan Bradls Lufthansa-Flug von Frankfurt nach Chicago verlief gestern nicht ganz reibungslos. «Wir mussten in Manchester wegen eines medizinischen Notfalls an Bord zwischenlanden», berichtete der WM-Neunte. «Ich war übrigens nicht der einzige MotoGP-Fahrer an Bord. Valentino Rossi habe ich auch getroffen, dazu Ducati-Teammanager Paolo Ciabatti.»

Der deutsche LCR-Honda-Pilot wurde sich beim Deutschland-GP schlagartig bewusst, dass seine Tage bei LCR gezählt sein könnten, wenn Teambesitzer Lucio Cecchinello keinen Sponsor für den zweiten Fahrer auftreiben würde.

Und selbst dann würde er womöglich wohl nicht erste Wahl sein.

Fest stand: HRC würde ihn bei LCR 2015 nicht mehr finanziell unterstützen, dieser Support wurde für den 19-jährigen Moto3-WM-Leader Jack Miller reserviert.

Die Ergebnisse von Assen (Sturz in der Besichtigungsrunde, Platz 10) und Sachsen (Umbau des Motorrads auf Trocken-Set-up am Startplatz knapp misslungen, Platz 16) führten natürlich bei HRC auch keinen Meinungsumschwung mehr herbei.

Also sah sich Bradl nach einem anderen konkurrenzfähigen Motorrad und schlagkräftigen Team um. Als LCR dann endlich ein Angebot machte, hatte er sich innerlich bereits für Forward-Yamaha entschieden.

«Vielleicht tut mir ein Tapetenwechsel nach drei Jahren gut. Eine neue Herausforderung kann nie schaden», stellte Bradl fest.

Stefan, es war für viele der Beteiligten überraschend, dass du ziemlich rasch einen Plan B aus der Schublade gezogen hast, als bei LCR die Felle davon zu schwimmen drohten. Wie kam es dazu?

Lucio Cecchinello konnte beim Sachsenring-GP keine Aussage zu meiner Zukunft machen. Er sagte, er brauche noch zehn Tage Bedenkzeit. Es gab viele Fragezeichen. Gibt es einen zweiten Platz neben Miller? Findet sich in dieser kurzen Zeit ein Sponsor? Bin ich dann erste Wahl? Wer bekommt das Factory-Bike, wer das Open-Motorrad?
Von HRC hatte sich seit Ende Mai in Mugello niemand mehr mit mir unterhalten.
Auch beim Deutschland-GP gab es kein Meeting. Dafür sprach Jack Miller inzwischen offen über sein HRC-Angebot. Das war ein deutliches Signal.
Ich konnte mich nicht darauf verlassen, dass Lucio das Geld für den zweiten Fahrer innerhalb von acht oder zehn Tagen auftreibt.
In der Woche nach dem Sachsenring fielen erwartungsgemäss einige wichtige Entscheidungen. Dovizioso blieb bei Ducati, Crutchlow sagte zuerst auch zu. bei Forward war zu diesem Zeitpunkt nur ein Platz frei, denn Aleix Espargaró hatte sich noch nicht entschieden.
Bei Honda wurde mir für 2015 auch kein Open-Motorrad angeboten. Es herrschte Funkstille.
Am Samstag nach dem Sachsenring-GP sagte mir Lucio: Zu 60 oder 70 Prozent kannst du 2015 bei mir fahren.
Das war mir zu unsicher. Es waren nicht mehr viele lukrative MotoGP-Plätze frei. Von Forward gab es zu diesem Zeitpunkt ein sehr konkretes Angebot.

Manche Fans mutmassen, du hättest nur wegen des Gelds bei Forward-Yamaha zugesagt.

Wenn man WM-Neunter ist, ist es nicht so, dass man sich vor lauter Angeboten nicht mehr retten kann. Ich habe ein schlagkräftiges Team gesucht, bei dem es finanziell ähnlich aussieht wie in diesem Jahr bei Honda.
Wenn es rein ums Geld gegangen wäre, hätte ich am Schluss wohl bei Aprilia Racing unterschreiben müssen. Rennchef Romano Albesiano hat sich sehr ernsthaft um mich bemüht. Der Approach von Aprilia war sehr professionell. Doch die Verhandlungen haben erst begonnen, als ich mit Forward schon fast einig war.

Du kannst 2015 bei Forward um den Sieg in der Open-Class kämpfen. Das Ducati-Werksteam sowie Pramac-Ducati fahren auch nächstes Jahr im Factory-Status, wenn auch mit den Open-Vorteilen. Aber Honda wird die diesjährigen Factory-Maschinen ohne Seamless-Getriebe in die Open-Class schicken. Das wird spannend?

Ja, ich wäre auch nicht abgeneigt gewesen, eine Open-Honda zu fahren. Es gab jedoch nie ein Angebot. Deshalb habe ich mir andere Angebote angehört.

Bei Forward hast du rasch ein gutes Gefühl gehabt? Das Technik-Paket hat dich überzeugt?

Ja, das ist ein passables Team, Aleix Espargaró fährt überzeugende Ergebnisse ein. Das war eine reizvolle Alternative.

Bei Ducati war das Werksteam voll. Pramac-Ducati? Suzuki? Gab es dort Möglichkeiten?

Nein, es kam nie ein Angebot von dieser Seite. Pramac nahm erst wieder Kontakt auf, als Crutchlow zu LCR ging. Diese Tür ging also erst auf, als Iannone für den Platz von Cal übernehmen konnte. Da war es zu spät.

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