Stefan Bradl: «An Motivation mangelt es nicht»
Stefan Bradl beim Silverstone-GP
Stefan Bradl (24) wechselt nächstes Jahr nach drei LCR-Honda-Jahren zu Forward-Yamaha und will dann mit diesem italienischen Rennstall die Open-Class gewinnen – wie sein Vorgänger Aleix Espargaró in diesem Jahr.
NGM-Forward-Teambesitzer Giovanni Cuzari hat noch ein weiteres Anliegen: Stefan Bradl möge bitte auch den abtrünnigen Aleix Espargaró auf der Werks-Suzuki besiegen, wünscht sich der Teamchef.
Bradl wird 2015-Yamaha-YZR-M1-Motoren erhalten, dazu Werks-Chassis des Jahrgangs 2014 aus dem diesjährigen Tech3-Fundus, das haben ihm die Yamaha-Rennmanager Kouchi Tsjuji und Lin Jarvis bereits zugesichert.
SPEEDWEEK.com hat sich mit Stefan Bradl über die Aussichten und Ziele für 2015 unterhalten.
Stefan, in der Open-Class wirst du keinen extrem starken Honda-Piloten gegenüber stehen. Hayden, Aoyama, Baz, Miller, Abraham – das sind die voraussichtlichen Open-Fahrer von Honda.
Ja, das habe ich heute auf SPEEDWEEK gelesen.
Man muss noch genau abwarten, welche Kandidaten da zum Beispiel beim Aspar-Team noch ausgewählt werden. Aber die Open-Class zu gewinnen, das wird sicher ein vorrangiges Ziel sein. Ich möchte aber auch unter den Factory-Piloten mitmischen, wie es Aleix Espargaró in diesem Jahr oft getan hat.
Honda wird bei den Factory-Piloten 2015 ausserhalb von Repsol vom Cal Crutchlow und Scott Redding antreten. Das ist auch keine eklatante Verbesserung gegenüber 2014 mit Bautista und Bradl?
Nein, man sieht in diesem Jahr, dass Aleix in den Trainings immer gut dabei ist und dass er auch in den Rennen immer gute Punkte macht. Er ist WM-Sechster, er liegt vor den beiden Tech3-Yamaha-Fahrern... Er fährt sehr brav. Es wird auch 2015 nicht unmöglich sein, gegen die Honda-Factory-Piloten zu fighten.
Die Honda haben zwar Top-Speed-Vorteile, aber die sind nicht so gravierend. Aleix hat in den Kurven mit dem weicheren Hinterreifen und vielleicht auch mit dem Yamaha-Chassis hin und wieder kleine Vorteile.
Wenn wir uns jetzt das nächste Rennen in Misano anschauen, dort ist keine lange Gerade, dafür haben wir viele winklige, enge Kurven. Auf dem Sachsenring ist es ähnlich.
Es gibt auch noch andere solche Strecken, wo die Yamaha Vorteile haben kann.
In Malaysia wird es anders sein, dort wird Honda mit den zwei langen Geraden Vorteile haben. Aber über eine ganze Saison hinweg gleicht sich das aus.
Du wirst bei Forward 2015-Yamaha-Werksmotoren bekommen. Der Speed-Unterschied von Honda zu Yamaha ist schon in diesem Jahr geringer geworden?
Ja. In Silverstone ist mir aufgefallen, dass Pol Espargaró auf der Top-Speed-Liste immer recht weit vorne war. Die Open-Yamaha waren weiter hinten, wir sprechen da vielleicht von 6 km/h.
Das Tech3-Team mit Pol Espargaró und Bradley Smith wird nächstes Jahr auch eine Messlatte für dich sein?
Ja, Pol ist sicher schon in seiner ersten MotoGP-Saison eine Überraschung. Er macht einen guten Job, er fährt konstant ins Ziel. Er wird 2015 sicher ein guter Kandidat für Podestplatzierungen. Er hat teamintern den Smith schon einmal deklassiert. Die beiden pushen sich gegenseitig sehr stark.
Aleix Espargaró ist in der WM drittbester Yamaha-Pilot hinter Rossi und Lorenzo. So ein Ergebnis werde ich 2015 auch anstreben...
Es wird wichtig sein, dass ich meine Konstanz verbessere. In diesem Jahr hatten wir bei den ersten zehn Rennen vier Nuller...
Man sieht es auch bei Dovizioso. Er hat bei allen zwölf Rennen gepunktet. Aleix Espargaró hat auch erst einen Nuller, und den habe ich verursacht, als ich ihn in Indy abgeschossen habe.
Suzuki willst du 2015 auch besiegen. Ziele hast du für 2015 also genug? Und frische Motivation?
An Motivation hat es nie gemangelt. Die brauche ich nicht neu suchen.