Jack Miller zu MotoGP: «Es ist wie Sex in Hosen»
Der Australier Jack Miller verbesserte sich am dritten Testtag in Valencia deutlich und schloss sein MotoGP-Debüt mit recht vielversprechenden 2,7 sec Rückstand auf Marc Márquez ab.
Der sechsfache Moto3-Saisonsieger hatte schon nach dem ersten Testtag vom besten Tag seines Lebens gesprochen.
Seine Begeisterung für die 230 PS starke Open-Honda nahm im Laufe des Tests weiter zu. Dass er sich am Mittwoch noch einmal um 0,9 sec steigerte, verdient Respekt.
Miller legte am Montag 60 Runden zurück, am Mittwoch 70. Er büsste auf die Superbike-Fahrer Eugene Laverty und Loris Baz nur 0,2 sec ein, die beide Rookies schon viel Erfahrung mit 1000-ccm-Maschinen haben.
«Ich berühre mit dem Ellbogen jetzt den Boden», wunderte sich der 19-jährige LCR-Honda-Neuling, «mehr als je zuvor in meinem Leben. Und sogar an Stellen, an denen ich das nie erwarten würde. Zum Beispiel in Turn 3, von dort würde ich gern ein paar Fotos sehen. Dort geht die Maschine richtig sideways, bevor du zum Bremspunkt von Turn 4 kommst. Das sind spannende Erlebnisse, die kaum zu überbieten sind. Es ist wie Sex mit angezogenen Hosen.»
Am nassen Dienstag hatte sich Jack Miller wie einige andere Asse einen Ruhetag gegönnt. «Da habe ich die Couch im Motorhome ausprobiert», erzählte er.
Miller steuert immer noch eine diesjährige Production-RCV1000R-Maschine, erst in sepang wird er die neue RC213V-RS erhalten, das ist eine diesjährige Werksmaschine ohne Seamless-Getriebe, aber mit Einheits-ECU. Das bisher verwendete Bike büsste in Valencia im Top-Speed auf der nur 640 Meter langen Geraden rund 20 km/h ein.
«Aber der Mittwoch war sehr produktiv. Wir haben die elektronischen Fahrhilfen abermals sehr sparsam eingesetzt. Ich habe die Honda-Jungs gefragt, ob sie die Wheelie-Control nicht stärker einstellen können. Ihre Antwort: 'Nein, du musst weiter lernen, Sohn. Du musst noch einige Zeit warten, bis wir die Hilfen alle aktivieren.' Trotzdem haben wir uns gesteigert. Ich bin schneller als erwartet, das ist ein Bonus. Ich kann jetzt den Hinterreifen schon mehr zum Einlenken nützen, das macht mir als Fahrer viel Freude. Ich bemühe mich, ordentlich zu beschleunigen, ohne dauernd mit Wheelies kämpfen zu müssen. Es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn du in Turn 13 beim Driften den Lenker beim Gegenlenken bis zum Anschlag spürst. Ein Traum. Es fehlt uns zwar einiges an Power, ich bin nicht einmal über 310 km/h gekommen, Die Repsol-Bikes fahren mehr als 330.»
Miller verwendete am Mittwoch auch vermehrt den harten Vorderreifen. «Mit ihm hatte ich am Montag noch Mühe, am Mittwoch ging es besser damit», stellte Jack fest. Ich konnte problemlos damit fahren. Jetzt muss ich noch richtig lernen, in voller Schräglage die Hinterradbremse zu bedienen. Es ist eine andere Welt... Wir müssen die Limits dieser Maschine noch erforschen.»
Miller blieb am Mittwoch immerhin zwei Kurven lang hinter Marc Márquez. «Ihn zu beobachten und zu sehen, wie stark er den Vorderreifen belastet, ist unglaublich. Da merkst du erst, was dieser Reifen aushält. Wir wissen, woran wir noch arbeiten müssen. Trotzdem habe ich lächelnde Gesichter in der Box gesehen. Und wir haben das Motorrad bisher noch nicht weggeworfen. Ich habe Glück, Honda übt keinen Druck aus. Und wir haben noch vier Tests vor uns vor dem Saisonstart.»
Miller testet von 26. bis 28. November in Sepang. Dann lässt er sich das Metall aus dem 2013 gebrochenen Schlüsselbein entfernen.