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Stefan Pierer (KTM): «Deutscher Fahrer willkommen»

Von Günther Wiesinger
KTM-Firmenchef Stefan Pierer mit Ing. Kurt Trieb

KTM-Firmenchef Stefan Pierer mit Ing. Kurt Trieb

KTM plant für Herbst 2015 das erste Roll-out mit der MotoGP-Maschine RC16 und Testfahrer Alex Hofmann. Ob 2016 schon Rennen bestritten werden ist offen, der Teampartner natürlich auch.

KTM hat vor mehr als zehn Jahren den Aufwand für den werkseitigen Einstieg in die MotoGP-WM gehörig unterschätzt und deshalb 2004 die Pläne für das Werksteam wieder ad acta gelegt, die Motoren waren bereits fertig.

Immerhin liess sich KTM-Chef Stefan Pierer 2005 von Kenny Roberts in die Rolle des Motorenlieferants für das Roberts-Team mit Jeremy McWilliams und Shane Byrne drängen. Aber nur bis zum Brünn-GP, dann kan es wegen finanziellen Zerwürfnissen zu einer Trennung.

Für KTM war damals das MotoGP-Budget für ein Werksteam in der Höhe von von 25 bis 30 Millionen Euro pro Saison um ein paar Nummern zu gross, zumal damals schon in den Zweitakt-GP-Klassen 125 und 250 ccm schon 42 Millionen (von 2003 bis 2009) verbraten wurden.

Jetzt steht KTM als Unternehmen wesentlich besser da, es werden 160.000 Motorräder pro Jahr verkauft, Husqvarna wurde gekauft, 2013 wurde ein Gewinn von 50 Millionen Euro erwirtschaftet, in diesem Jahr steigt der Umsatz auf 860 Millionen,

Und durch die In-house-Lösung kann KTM zu überschaubaren Kosten wirtschaften. KTM muss mindestens je 5 Millionen für die Testphase 2015 und 2016 einplanen, für die 2017 beginnende Rennphase muss KTM bis zu 15 Millionen Euro einkalkulieren, minus Sponsoreinnahmen. KTM will sich mit einem existierenden Team verbünden und vielleicht das Material für einen Fahrer kostenlos liefern.

Aber wenn die RC16 nicht konkurrenzfähig ist, werden Teams wie Avintia, Aspar und Forward vielleicht lieber weiterhin bewährte Vorjahresmaschinen von Ducati, Honda oder Yamaha leasen.

Deshalb sind als Standortbestimmung für 2016 erste Wildcard-Einsätze vorgesehen. Dazu wird dann auch junger, schneller Testfahrer gebraucht, der die Kapazitäten der KTM RC16 möglichst zur Gänze offenlegt.

Honda hat sich Hiroshi Aoyama als Testfahrer geangelt, Yamaha tritt mit dem 40-jährigen Colin Edwards auf, Ducati mit Michele Pirro.

KTM-Sportchef Pit Beirer hofft für 2016 auf Einsätze eines Spitzenfahrers, «der die letzte Sekunde aus dem Material herausholen kann». Bei einem Deal für 2017 mit einem Team wie Aspar oder Forward könnten diese Teams ihre Fahrer aus der Moto3 oder Moto2-WM beisteuern.

Aber Pit Beirer will sich noch gar nicht mit Wildcard-Einsätzen 2016 befassen. «Das Thema Wildcards 2016 wurde von mir nie genannt», betont er. «Das sind alle Dinge, die man jetzt noch nicht diskutieren kann. Denn ich persönlich glaube, die Entwicklungszeit von zweieinhalb Jahren wird extrem knapp.»

Aber wäre zum Beispiel ein MotoGP-Debüt 2016 beim Österreich-GP in Spielberg kein reizvolles Thema? Beirer: «Sommer 2016, das sind eineinhalb Jahre. Mit diesem Termin befasse ich mich jetzt nicht. Für mich ist Katar-GP 2017 das ausschlaggebende Datum. Die ersten Roll-out im Herbst 2016, die stehen in unserem Zeitplan. Aber wir werden nicht in die bequeme Situation kommen, dass wir sagen: Wir wollen die WM 2017 fahren und sind Mitte 2016 fertig. Ich bin wahnsinnig glücklich über den Österreich-GP 2016. Das wird irgendwann unser Heimrennen sein. Aber wir können deswegen nicht unseren Zeitplan verändern.»

Wird sich KTM bei der Fahrerwahl in der MotoGP-Klasse ein Mitspracherecht vorbehalten? «Unser Ziel ist, dass wir ein Semi-Werksteam machen, wie wir es mit Aki Ajo in der Moto3-Klasse seit drei Jahren vorexerzieren», erklärte KTM-Firmenchef Stefan Pierer gegenüber SPEEDWEEK.com. «Wenn wir uns dann mit einem starken Team verbünden, wird es selber das Gespür dafür haben, wer ein guter Fahrer ist. Was uns natürlich sicher am Herzen liegt, sind Fahrer aus Ländern, wo wir vom Marketing her stark sind und ordentliche Stückzahlen verkaufen. Deshalb ist ein deutschsprachiger Fahrer bei uns immer höchst willkommen. Deutschland ist mittlerweile in Europa das mit Abstand wichtigste Land für uns. Für so einen Fahrer gibt es beste Unterstützung; der deutsche Markt hat in diesem Jahr 15 Prozent zugelegt. Auch Australier sind für uns wahnsinnig wichtig. Frankreich ist nach wie vor sehr stabil, Frankreich kommt wieder zurück zu alter Stärke. Italien schwächelt.»

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