Alex Hofmann: «Ein paar Euro für die Leidenschaft»
Nach sieben Jahren als Aprilia-Testfahrer wird Alex Hofmann in diesem Jahr KTM auf den MotoGP-Einstieg 2017 vorbereiten – neben seiner Tätigkeit als Boxengasse-Reporter für Eurosport.
Der österreichische Hersteller steigt 2017 mit einem Werksteam in die MotoGP-Weltmeisterschaft ein. Es wird ein 1000-ccm-V4-Motor mit Seamless-Getriebe und pneumatischem Ventiltrieb gebaut, dazu wird ein Gitterrohrstahlrahmen nach dem Vorbild der Moto3-Bikes entwickelt. Der Motor der RC16 soll im Mai 2015 auf dem Prüfstand laufen, für September oder Oktober 2015 ist der Roll-out vorgesehen. Diesen wird Alex Hofmann absolvieren.
«Ich habe diese Doppelbelastung gerne, denn ich bekomme so noch ein bisschen Adrenalin ab. Die sieben Jahre mit Aprilia enden nun, es war eine schöne und erfolgreiche Zeit. Nun geht es für mich in Orange weiter. Für die Fans wird es spannend sein, dass 2017 mit KTM ein deutschsprachiges Werk einsteigt. Wir werden nah dran sein», verspricht Alex Hofmann. SPEEDWEEK.com traf den MotoGP-WM-Dreizehnten 2007 zum Interview.
Alex, du warst bereits für Sport 1 als TV-Experte und Interviewer tätig. Wie verliefen nun die Verhandlungen mit Eurosport für 2015?
Ich bin froh, dass es jetzt endlich offiziell ist. Der Deal mit Eurosport für die MotoGP-WM kam natürlich erst spät zustande. Nachdem es jedoch bekannt wurde, gingen die Verhandlungen sehr schnell los. Als ich das Gefühl hatte, dass die Rahmenbedingungen für mich und die Fans sehr schön sind, habe ich mich dafür entschieden. Ich wollte natürlich wieder dabei sein, denn es ist als Ex-Rennfahrer ein Traumjob für mich. Ich will den Fans durch die Arbeit mit der Live-Kamera viel Leidenschaft vermitteln. Das macht natürlich auch mir großen Spaß. Es ist ein Beruf geworden, den ich sehr schätze.
Wie fühlst du dich in deinem neuen Team zusammen mit Dirk Raudies, Ron Ringguth und Lenz Leberkern?
Wir kennen uns alle. Dirk Raudies und Ron Ringguth haben kommentiert, als ich 2007 mein letztes Rennen fuhr und auch die Jahre zuvor. Wir haben nur noch nicht so eng zusammengearbeitet. Im ersten halben Jahr müssen wir nun natürlich sehen, wie sich das Ganze einspielt. Bei Sport 1 habe ich sechs Jahre mit Eddie gearbeitet, dabei entwickelt sich eine Arbeitsbeziehung und wäschst auch. Irgendwann weiß man blind, was der andere macht und umgekehrt. Nun starten wir wieder bei Null. Wir müssen herausfinden, wo unsere Stärken liegen, um den Fans das Maximum zu bieten.
Wie sehen deine Aufgaben aus?
Ich werde von früh bis spät mit einer Live-Kamera unterwegs sein, außer bei den Rennen in Motegi, Phillip Island und Sepang. Diese Möglichkeit hatten wir bei Sport 1 auch ab und zu, aber eben nicht immer. Ich bin offen für alles, was kommt. Ich hoffe auf ein erfolgreiches Jahr – vor allem für unsere deutschen Fahrer.
Was wird den Fans von Eurosport geboten?
Es werden alle Sitzungen live gezeigt, aber eben teilweise auf Eurosport 2, wenn es Überschneidungen mit den vielen anderen Sportarten bei Eurosport gibt. Wenn die Fans bereit sind, für ihre Leidenschaft den ein oder anderen Euro zu investieren, dann sind sie, wann immer sie wollen, live dabei.
Siehst du deine Arbeit für KTM als Widerspruch zu deiner Arbeit als TV-Experte? Vermittelt die Verbindung mit einer bestimmten Marke ein schiefes Bild?
Ganz und gar nicht, denn das war in den letzten sechs Jahren nicht anders. Ich war Testfahrer für Aprilia, also ein italienisches Werk, nun bin ich es für KTM. Als TV-Experte muss man natürlich so objektiv wie möglich über das Geschehen berichten. Doch als Testfahrer habe ich den Vorteil, dass ich noch mehr im Thema MotoGP drinstecke. Davon profitieren am Ende des Tages die Fans. Man kann natürlich nicht alles erzählen, das würde die Leute aber auch technisch langweilen. Trotzdem sind viele Situationen dabei, wo diese Erfahrung Gold wert ist. In den letzten Jahren hat es nie jemanden gestört, dass ich TV-Journalist und Aprilia-Testfahrer war. Für mich sind das zwei voneinander getrennte Jobs.
Wie sieht deine genaue Aufgabe bei KTM aus?
Ich bin Testfahrer. Mit dem ersten Roll-out werde ich wieder im Einsatz sein. Davor werde ich natürlich versuchen, mich in das Thema einzuarbeiten. Dafür werde ich die Bikes testen, die sie bereits im sportlichen Bereich haben: Welche Maschinen haben sie? Wie fahren sich die Bikes? Wo liegen die Stärken und Schwächen? Mit dem MotoGP-Roll-out beginnt dann ein völlig neues Kapitel, das sehr spannend sein wird. Wenn man zwei Traumjobs kombinieren kann, dann sollte man das auch durchziehen.
Was ist über den Roll-out hinaus geplant?
Über den Roll-out hinaus, stehen bisher die Streckenvorstellungen fest. Diese habe ich bisher mit der Aprilia RSV4 gemacht. In diesem Jahr wird es wohl die Super Duke R sein, ein Naked-Bike – ähnlich viele PS, aber keine Vollverkleidung. Das heißt, dass ich mich bei 300 km/h schön am Lenker festhalten muss. [lacht] Dann muss man abwarten, wie sich die Zusammenarbeit entwickelt. Wir stehen erst am Anfang.
Das heißt, dass nach dem Roll-out noch keine weiteren Tests für dich mit dem MotoGP-Bike geplant sind?
Doch. Natürlich, aber erst, wenn die Maschine dann mal rollt. Bald wird der Motor erstmals auf dem Prüfstand laufen. Wenn das Bike erstmals eine Rennstrecke sieht, werde ich daneben stehen und es aus der Box fahren. Das ist ein sehr interessanter Moment.