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Andrea Iannone (Ducati). «Wir werden unterschätzt»

Von Matteo Aglio
Die Ducati-Asse Andrea Iannone und Andrea Dovizioso beherrschten die ersten beiden Abende beim Nachttest in Katar. Im Exklusiv-Interview verrät Iannone, warum er bisher keinen weichen Hinterreifen nahm.

Andrea Iannone verblüffte Fans, Gegner und Arbeitgeber Ducati bereits in der Saison 2014, doch jetzt steigert sich der Italiener als Mitglied des offiziellen Werksteams und als Crutchlow-Nachfolger noch einmal beachtlich: Platz 1 am Samstag, Platz 3 am Sonntag beim Nachttest für die MotoGP-Klasse in Doha/Katar.

Wie ein Wüstensturm fegt Iannone, der sich gerne als «Crazy Joe» bezeichnet, über die MotoGP-Welteilte hinweg.

Am Sonntag büsste der Italiener nur 0,197 Sekunden auf die Bestzeit von «Desmo Dovi» ein, auf Marc Márquez fehlten ihm nur 0,013 Sekunden.

Ein Test ist nur ein Test, das ist unbestritten.

Und die Vorbereitung auf die Rennsaison ist noch kein Rennen.

Trotzdem haben wir in den letzten Jahren gelernt, dass Testergebnisse ein klarer Indikator sind. Sie zeichnen ein klares Bild von den aktuellen Hierarchien, sie bringen die Favoriten zum Vorschein.

Und wenn Ducati die beiden ersten Testabende in Katar dominiert, dann muss man die Italiener auch in die Vorhersagen für die MotoGP-WM 2015 miteinbeziehen.

Noch überraschender wird die Darbietung der beiden Andreas, wenn man berücksichtigt, dass sie bisher auf dem Losail Circuit auf die Benützung der weichen Hinterreifen verzichtet haben, die ihnen im Gegensatz zu den Factory-Piloten von Honda und Yamaha zustehen, weil Ducati 2013 kein Rennen mehr gewonnen hat. Genau genommen seit Oktober 2010 – damals mit Casey Stoner in Australien.

Iannone: «Wir stehen im Mittelpunkt der Diskussionen, sagt ihr? Gut, ich betrachte das als positiv. Das heisst, dass wir nicht nur jetzt einen guten Job machen, sondern dass Ducati auch die Winterpause daheim geschickt genützt hat. Deshalb verfügen wir jetzt über ein exzellentes Motorrad. Wir haben am Sonntag hier in erster Linie für die Rennabstimmung gearbeitet. Wir haben uns auf die Rennpace konzentriert, dazu haben wir ein paar Elektronik-Sachen ausprobiert. Wir haben wertvolle Daten gesammelt.»

Andrea, welche Reifen hast du verwendet?

Wir haben hinten die weiche Mischung noch nicht probiert. Das ist auch besser so, weil wir uns auf die Rennabstimmung konzentrieren. Das war letztes Jahr noch unser Schwachpunkt. Da müssen wir uns weiter verbessern. Aber wir sind zufrieden mit unseren Fortschritten.

Du wirst am heutigen Montag auch die Winglets an der Verkleidung testen, die wir am Sonntag schon erspäht haben?

Mein Gefühl mit der GP15 war von Anfang an gut. Trotzdem pushe ich noch nicht bis ans Limit, denn das Motorrad ist brandneu, ich muss es zuerst richtig beherrschen, bevor ich mehr Risiko eingehen kann. Mit jedem Arbeitstag bestätigen sich unsere positiven Gefühle stärker.
Ich wusste von den Winglets und dass wir sie hier in Katar testen sollen. Aber sie sind kein riesiger Fortschritt, denke ich. Sie können ein bisschen helfen, mehr nicht.

Deine Miene sagt alles aus. Die Zufriedenheit steht dir ins Gesicht geschrieben.

Wir haben bei den Wintertests gute Arbeit geleistet. Es läuft besser und besser. Die Arbeit, die die Ingenieure im Werk in Borgo Panigale erledigt haben, sind die Früchte unserer Arbeit von 2014. Schon die GP14 hat uns überrascht, sie war deutlich besser als das Vorgängermodell.
Jetzt können wir das Gleiche behaupten. Der zweite Sepang-Test hat gezeigt, dass die GP15 stimmig ist, Katar bestätigt unsere Fortschritte. Die GP15 ist der GP14 klar überlegen.
Ich bin am Sonntag eine verkürzte Rennsimulation über 15 Runden gefahren, das Resultat konnte sich sehen lassen. Und wir können noch besser werden.

Keiner will so richtig glauben, dass du an den ersten zwei Abenden in Katar keinen weichen Hinterreifen benützt hast?

Wir kümmern uns nicht um herausragende Rundenzeiten, die nur mit dem weichen Hinterreifen möglich sind. Denn wir können diesen Reifen nicht im 22 Runden langen Rennen nehmen. Ja, die weichere Mischung hilft im Qualifying. Du startest dann das Rennen weiter vorne. das ist ein Vorteil. Aber unser Ziel ist das Rennen selbst.
Vielleicht gibt es Menschen, die uns als Fahrer unterschätzen, mich und Dovi. Wir sind beide ziemlich schnell. Bist du anderer Meinung?

Testzeiten Katar, 15. März, 2. Tag (23 Uhr Ortszeit)

1. Andrea Dovizioso (I), Ducati), 1:54,907 min
2. Marc Márquez (E) Honda, + 0,184 sec
3. Andrea Iannone (I), Ducati), + 0,197 sec
4. Jorge Lorenzo (E), Yamaha, + 0,593 sec
5. Valentino Rossi (I), Yamaha, + 0,674 sec
6. Dani Pedrosa (E), Honda, + 0,675 sec
7. Cal Crutchlow (GB), Honda, + 0,717 sec
8. Bradley Smith (GB), Yamaha, + 0,741 sec
9. Pol Espargaró (E), Yamaha, + 0,751 sec
10. Karel Abraham (CZ), Honda, + 0,858 sec
11. Yonny Hernandez (COL), Ducati, + 0,865 sec
12. Aleix Espargaró (E), Suzuki, + 0,888 sec
13. Scott Redding (GB), Honda, + 0,896 sec
14. Maverick Viñales (E), Suzuki, + 0,903 sec
15. Héctor Barberá (E), Ducati, + 1,151 sec
16. Nicky Hayden (USA), Honda, + 1,197 sec
17. Mike di Meglio (F), Ducati, + 1,352 sec
18. Eugene Laverty (GB), Honda, +1,435 sec
19. Michele Pirro (I), Ducati, + 1,569 sec
20. Stefan Bradl (D), Yamaha, + 1,817 sec
21. Jack Miller (AUS), Honda, + 1,851 sec
22. Danilo Petrucci (I), Ducati +1,855 sec
23. Loris Baz (F), Yamaha, + 2,029 sec
24. Alvaró Bautista (E), Aprilia, + 2,366 sec
25. Alex De Angelis (RSM), ART-Aprilia, + 2,483 sec
26. Marco Melandri (I), Aprilia, + 3,075 sec

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