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Pit Beirer (KTM): «Wir suchen die Nadel im Heuhaufen»

Von Günther Wiesinger
Bei KTM laufen die Vorbereitungen für den MotoGP-Einstieg 2017 auf Hochtouren. Rennchef Pit Beirer über Zeitpläne, Prüfstandtests, Testfahrer und so weiter.

Im kommenden Oktober soll das erste Roll-out der KTM RC16 stattfinden, das MotoGP-Projekt soll dann 2016 eine ganze Saison getestet werden. 2017 soll dann die erste Saison mit zwei Fahrern bestritten werden. In den nächsten Monaten werden weitere Gespräche mit potenziellen MotoGP-Teams geführt, die sich als Semi-Werksteam für KTM zur Verfügung stellen wollen.

Da kommen Rennställe wie Aspar-Honda, Avintia-Ducati, Forward-Yamaha und Marc VDS-Honda in Frage, die meisten anderen haben zu starke Verbindungen zu Werken – wie LCR mit Honda, Tech3 mit Yamaha, Pramac mit Ducati.

KTM hat aber auch einen Plan B in der Schublade – nämlich ein echtes eigenes Werksteam wie Suzuki.

Die aktuellen Gespräche mit existierenden Teams werden unter strengster Geheimhaltung geführt, denn kein Team kann es sich leisten, jetzt schon die Connections mit dem bisherigen Hersteller aufs Spiel zu setzen.

Pit Beirer, Head of Motorsport bei KTM, hat neben seinen anderen Tätigkeiten von Offroad bis zu Moto3 momentan alle Hände voll zu tun, um neues Personal zu engagieren, einen Testfahrer für 2016 zu suchen, Material zu beschaffen, Budgets zu berechnen, Terminpläne zu erstellen und das ganze MotoGP-Projekt in Schwung zu bringen. Er wird tatkräftig unterstützt von Entwicklungsleiter Ing. Sebastian Risse, Motoren-Designer Ing Kurt Trieb und Mike Leitner, dem langjährigen Crew-Chief von Dani Pedrosa.

Im Gespräch mit SPEEDWEEK.com berichtet Pit Beirer über den aktuellen Stand der Dinge.

Pit, der von Ingenieur Kurt Trieb gebaute 1000-ccm-V4-Motor sollte im Mai auf dem Prüfstand laufen? Dieser Termin wird schwer einzuhalten sein, ist zu hören?

Der Zeitplan spielt im Detail momentan keine Rolle. Wir arbeiten darauf hin, dass wir im Oktober unser Roll-out haben werden. Wir liegen insgesamt ordentlich im Zeitplan.
Es ist nicht so, dass alles einfach ist und automatisch vor sich geht. Wir stossen auf viele Sachen, die gelöst werden müssen. Aber es läuft echt gut, das Projekt entsteht recht ordentlich, die Mannschaft ist gut gewachsen. Wir kommen jetzt in eine Phase, in der ich mich richtig wohl fühle und das ganze Projekt richtig Geschwindigkeit aufnimmt.

Was ist vom RC16-Motor bisher zu sehen?

Sobald er zusammengebaut ist, wird er auch relativ schnell auf dem Prüfstand sein. Das ist jetzt ein Prozess mit sehr viel mühsamer Kleinarbeit, weil sich in so einen Vierzylinder-Motor sehr viele Teile drehen und bewegen müssen. Es gibt Langläufer, also Teile, die jetzt bestellt sind, dazu kommen Teile, die jetzt noch final designt werden. Es geht um tägliche Kleinarbeit, das formiert sich aber allmählich.
Wir wissen vom Konzept her genau, wie der Motor gestaltet werden soll. Das vereinfacht jetzt schon mal die Materialbestellung um einiges.

Die Informationen, dass der Motor erst im Juli auf dem Prüfstand laufen kann, bestätigst du momentan nicht?

Nein, ich habe das Wort Juli in diesem Zusammenhang noch nie in den Mund genommen. Ein Prüfstandtest im Mai ist absolut machbar, aber das ist jetzt nicht unser Hauptthema.
Es laufen verschiedene Zeitpläne für Motor, Chassis und die ganzen Anbauteile. Der wichtigste Zeitpunkt für uns ist der, wann die ganzen Teile miteinander verheiratet werden. Das läuft jetzt alles ordnungsmäss. Wir werden uns jetzt sicher nicht mit detaillierten Zeitplänen aufhalten und diese auch noch kommunizieren.
An dem Fakt, dass wir am Ende des Jahres auf der Strecke sind, werden wir auf jeden Fall festhalten.

Alex Hofmann soll das Roll-out durchführen. Für 2017 wird ein schneller Testfahrer mit aktueller MotoGP-Erfahrung gesucht. Keine leichte Aufgabe?

Ja, natürlich ist das schwierig. Denn umso besser der Testfahrer, umso besser das ganze Projekt. Wir suchen natürlich schon die Nadel im Heuhaufen.
Wir suchen einen Testfahrer, der sehr viel Erfahrung in der MotoGP hat, aber auch sehr schnell an Rennrundenzeiten herankommt.
Für 2016 einen passenden Fahrer zu finden, der frei ist, ist nicht einfach.
Wir sind jetzt mit einigen Fahrern in Kontakt.

Kann es ein Moto2-Fahrer sein? Könnte euch Aki Ajo zum Beispiel Johann Zarco ausleihen? Oder muss der Testpilot MotoGP-Erfahrung haben?

Das Ziel wäre schon, dass er MotoGP-Erfa?hrung mitbringt. Wenn die MotoGP-WM für den Fahrer Neuland wäre und wenn er dann auf eine Mannschaft trifft, die Neuland betritt mit einem Motorrad, das noch nie auf einer Rennstrecke war, kannst du dich ?sehr schnell im Kreis drehen und sich vergaloppieren.
Uns wäre schon ein Haudegen lieber, der schon einmal in der obersten Liga mitgespielt hat, damit wir auf die richtige Spur geführt werden.
Für das erste Losfahren beim Roll-out spielt das alles noch keine Rolle. Aber spätestens Mitte 2016 brauchen wir einen Testfahrer, der das Fahrzeug auf hohem Niveau bewegt.

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