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MotoGP-WM: Das Schachspiel zwischen Rossi und Márquez

Von Manuel Pecino
Das fünfte Saisonrennen 2015 findet auf dem mythischen Kurs in Le Mans statt. Vor dem Saisonstart hätte wohl niemand mit dem gerechnet, was in Katar, Texas, Argentinien und Jerez geschah.

Sei ehrlich, hättest Du Geld darauf gesetzt, dass Valentino Rossi nach vier Rennen WM-Führender, Andrea Dovizioso Zweiter, Jorge Lorenzo Dritter, Marc Márquez Vierter und Dani Pedrosa 14. ist?

Diese Situation ist die Konsequenz einiger ungewöhnlicher Ereignisse, die einigen schadeten, aber anderen in die Karten spielten.

Valentino Rossis Start in die Saison war unglaublich. Vier Podestplätze und zwei Siege bedeuten einen seiner besten Saisonstarts. Und ich sage das über einen 36-Jährigen Rennfahrer, der schon 20 Jahre im GP-Sport unterwegs ist. Rossi bewies in den ersten vier Rennen eine unglaubliche fahrerische und auch physische Leistung.

Wenn man sich die Bilder von Valentino genau ansieht, dann siehst Du auch, was ich sehe. Er wirkt wie jemand, der sich im Winter den Arsch abtrainiert hat. Er ist schlank, ohne ein Gramm Fett… Ich würde sagen, es ist eine Art «flash back» um fünf Jahre. Körperlich scheint er so fit zu sein wie in seinen besten Yamaha-Jahren.

Rossi führt nach vier Rennen die Weltmeisterschaft an, weil Yamaha ihm ein besseres Bike zur Verfügung stellte als im letzten Jahr. Auch die Kommunikation mit seinem Team ist besser. Meiner Meinung nach wusste er im aufgewühlten Wasser der ersten Grands Prix genau, welche guten Teile er sich angeln muss.

Nein, Valentino ist nicht der Schnellste im MotoGP-Feld, aber er ist der Cleverste. Er hat das Maximum aus den Fehlern und Schwächen seiner Gegener gemacht. Wie nennt man es noch gleich? Ach ja: Erfahrung!

Bis Jerez lief alles perfekt für Rossi. Er gewann in Katar nach großen Fehlern von Márquez und Lorenzo. In Austin schaffte er es, eine der schwierigsten Strecken für Yamaha mit einem Podestplatz zu verlassen. Nach Argentinien führte er weiter die WM-Wertung an, nachdem er Márquez in einen fantastischen Rennen schlug. Dieser Kampf markierte ein «Davor» und ein «Danach» in der Beziehung zu Marc. Das Verhältnis der beiden wird nach dem Zusammenstoß nie wieder dasselbe sein.

Rossi kam mit der Idee nach Jerez, dass dort Jorge Lorenzo sein bester Verbündeter sei. Mit mehr als 30 Punkten Rückstand würde ein schneller Teamkollege das Beste sein, um Márquez das Leben schwer zu machen. Doch in Spanien lief es nur zu 50 Prozent nach Rossis Wunsch.

Ja, Lorenzo gewann und verhinderte, dass Márquez seinen zweiten Saisonsieg holte, aber Rossi beendete das Rennen hinter Márquez. Nach dem Rennen war er nicht zufrieden. Marc lag nur eine Sekunde vor ihm, es sah erneut nach einem Zweikampf mit dem Spanier aus, doch diesmal pushte Márquez im richtigen Moment. Valentinos Anstrengungen waren umsonst.

Meiner Meinung nach zeigte Rossi Márquez in Argentinien, dass er in einem Kampf nicht wie Pedrosa oder Lorenzo ist. In Jerez war die Nachricht von Marc an Valentino auch klar: nicht jeder Tag ist wie Urlaub. Der psychologische Krieg zwischen den beiden wird in den nächsten Rennen wie ein Schachspiel sein.

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