Exklusiv: Regisseur Mark Neale über neuen MotoGP-Film
«Hitting the Apex» spielt im Zeitraum Ende 2010 bis Ende 2013. Der Film handelt davon, wie aus sehr guten Fahrern Weltmeister werden. Als Hauptdarsteller wählte Regisseur Mark Neale Valentino Rossi, Jorge Lorenzo, Dani Pedrosa, Marc Márquez, Casey Stoner und Marco Simoncelli. Er blickt auf deren Karriere, beleuchtet ihre Charaktere, vertiefte Sternstunden und Tragödien.
Die Dokumentation erscheint am 3. September 2015 auf DVD und Blue-Ray, «in Großbritannien und anderen Ländern läuft der Film auch im Kino», verriet Neale SPEEDWEEK.com im Exklusivinterview. «Ich kann nicht kontrollieren, wo der Film ins Kino kommt, habe mich aber dafür eingesetzt, dass dies in möglichst vielen Ländern der Fall sein wird.»
Teil 1 des großen Interviews.
Hast du alle der Fahrer persönlich getroffen?
Ja, ich habe sie alle interviewt, aber natürlich auch Archiv-Material verwendet. Marco Simoncelli habe ich ein paar Mal getroffen, als ich meinen letzten Film «Fastest» gemacht habe.
Wer ist der eindrucksvollste Charakter unter den sechs Fahrern, denen du dich gewidmet hast?
Ich halte sie alle für gleich wichtig. Aber derjenige, der alle zusammenfügt, ist Valentino Rossi. Er ist so lange in MotoGP, aber jeder Fahrer hat seine besonderen Qualitäten zu meinem Film beigetragen und fügt ihm eigene Aspekte hinzu. Aber Rossi ist der rote Faden.
Was fasziniert dich persönlich an MotoGP?
Mir geht es nicht nur um MotoGP, ich liebe Motorräder, auch wenn ich nie Rennen fuhr.
Ich habe in London ein Jahr als Motorradkurier gearbeitet, das ist recht gefährlich aber auch sehr spaßig.
Ich bin in England in einem kleinen Dorf nahe Dover im Südosten aufgewachsen. Die einzige Unterhaltung dort war eine Rennstrecke namens Lydden Hill. Als ich sieben oder acht Jahre alt war, fuhr ich mit meinem Fahrrad dorthin und bin rumgestreunt. Es gab dort dauernd Auto- und Motorradrennen, ich schwärmte für Motorradrennen und die Fahrer. Sie saßen im Fahrerlager, vielmehr auf der grünen Wiese neben ihren Vans und Trucks, und haben an ihren Bikes geschraubt. Die Freundin war auch dabei, sie tranken nach dem Rennen ein Bier, rauchten eine Zigarette und hörten Musik. So wuchs für mich diese Beziehung, es geht wirklich nicht um MotoGP, sondern um Motorräder und Rennen.
Wie hast du deinen Film den Universal Studios schmackhaft gemacht? Das ist eines der größten Studios in Hollywood.
Sie haben meinen letzten Film «Fastest» gekauft, nachdem er fertig war, und haben ihn vertrieben.
Meine Antwort auf deine Frage ist eine finanzielle. «Fastest» hat sich für sie gut verkauft, sie haben damit Geld verdient. Deshalb wollten sie einen weiteren Film haben.
Was kostet so ein Film?
Weniger als Leute denken. «Senna» oder «TT Closer to the Edge» hatten mehrere Millionen Budget, drei bis fünf Millionen, wir hatten weniger als eine Million.
Weshalb hast du dich entschieden, neben den Champions und Seriensiegern Rossi, Lorenzo, Márquez, Stoner und Pedrosa auch Simoncelli zu zeigen? Er war ein brillanter Fahrer, einmaliger Charakter und aufsteigender Stern, hat aber nie ein MotoGP-Rennen gewonnen.
Die Zeitspanne, welche mein Film abdeckt, schließt ihn mit ein. Mein Film spielt hauptsächlich zwischen Ende 2010 und Ende 2013. In der Mitte davon starb Marco Simoncelli.
Er gewann nie ein Rennen, wir wissen nicht, was er hätte leisten können.
Für mich ging es aber auch um die Beziehung zwischen den Fahrern. Das Herz meines Films ist, wie ein Weltmeister ausgebildet wird. Wie ein Fahrer beginnt, wie er sich entwickelt und wie einige sehr wenige zu Champions werden. Mein roter Faden ist, wie weit kann ein Fahrer gehen, wie aggressiv kann er sein und sollte er sein, was ist akzeptabel, was ist über dem Limit und was okay.
Dabei geht es nicht nur um Marco Simoncelli, sondern um jeden der sechs. Jeder von ihnen erleuchtete Aspekte dieser zentralen Frage. Der Frage, wie man zu einem Weltmeister wird.
Du lebst in Los Angeles: Wie präsent sind Motorradrennen in der Öffentlichkeit in den USA? Abgesehen von Supercross nicht sehr, oder?
Deine Einschätzung bringt es auf den Punkt. Das war auch immer so. Es gab viele amerikanische Champions, MotoGP war in den USA aber nie groß.
Die USA sind ein großes Land, eine relativ kleine Sportart kann aber trotzdem viele Fans haben.
Die Motorsportkultur insgesamt ist groß, dabei geht es aber um Harley-Davidson sowie Supercross und Motocross. Es gibt aber eine Szene für Sportmotorräder, diese Fans sind sehr enthusiastisch und gut informiert.
Ich wohne seit 16 Jahren in Kalifornien, als ich hierher kam, gab es kein MotoGP im Fernsehen. Langsam wurde es besser, heute mit dem Internet ist alles anders. Das war seltsam für mich, weil ich den Sport immer geliebt habe, in den USA war es aber unmöglich ihm zu folgen.
Dieser Umstand hat mir sogar dabei geholfen diese Art Filme zu machen. Ich zeigte sie Leuten und neun von zehn hatten keine Ahnung, worum es geht. Ich bekam also sehr bodenständige Reaktionen, ob die Geschichte oder die Charaktere interessant sind oder nicht. Hätte ich das in England oder Europa gemacht, hätte das Auswirkungen darauf gehabt, wie ich die Filme anging.
Ich mag es, wenn sich Leute nur die Story anschauen und sonst nichts darüber wissen. Es ist eine schöne Herausforderung, Leute, die sich nicht dafür interessieren, für MotoGP zu begeistern.