Stefan Bradl: «Wir hätten mehr riskieren sollen»
Stefan Bradl im Rennen von Misano vor Barberá (8), di Meglio und Bautista
Stefan Bradl testet heute in Misano mit Aprilia, auch Ducati wird mit Dovizioso, Iannone und Pirro testen, in erster Linie Michelin-Reifen.
Für Stefan Bradl ist es der erste Testtag seit seinem Wechsel ins Aprilia Racing Team Gresini, denn auf den nassen Montag-Test in Brünn (es gab dort nur Michelin-Reifen) verzichtete er in Absprache mit seinem Team.
Am Sonntagabend und am gestrigen Montag analysierte Bradl mit Crew-Chief Diego Gubellini noch einmal den turbulenten MotoGP-WM-Lauf mit den zwei Boxenstopps zum Motorradwechsel.
Bradl war sich nach dem enttäuschenden 16. Platz klar, dass das Team eine grosse Chance verpasst hatte, das Timing für den zweiten Boxenstopp stimmte leider nicht, der Bayer fuhr zu spät rein und blieb zu lange mit Regenreifen draussen.
Loris Baz drehte mit den Regenreifen nur sechs Runden und brachte die Forward-Yamaha auf den grossartigen vierten Platz.
Bradl blieb in diesem Trubel fünf Runden länger draussen, das erwies sich im Nachhinein als Fehler.
«Meine Crew hat mir Referenzzeiten angezeigt. Sie haben mir denn auch 'Box' auf die Tafel geschrieben, aber in der Runde, als sie mir das signalisiert haben, bin ich eh von allein reingefahren», schildert der Aprilia-Werksfahrer. «Diego hat auch gemeint, er wollte mich früher an die Box holen, aber er hat natürlich auch nicht gewusst, wie es mit dem Rider-Feeling genau ausschaut. In so einer Situation hätte man vielleicht vor dem Rennen alles noch einmal durchgehen und eventuell alles besser planen sollen. Aber zwei Motorradwechsel, das ist sehr, sehr selten. Wir hätten in dieser Situation als Team und auch als Fahrer ein bisschen mehr riskieren sollen. Das hätte sicher nicht geschadet...»
Stefan Bradl unterhielt sich auch mit Technikern einiger befreundeter Teams. «Cal Crutchlow hat bei LCR das Box-Signal zwei Runden lang missachtet», hat Bradl herausgefunden. «Cal ist halt nicht reingefahren, weil er sich anscheinend an Dovizioso orientiert hat. Der hat den gleichen Fehler gemacht. Aber schlussendlich hat Rossi auch diesen Fehler gemacht, obwohl er natürlich auf die WM achten musste. Redding hatte das Glück, dass er gestürzt ist. So kam er beim ersten Stopp sehr früh zu den Regenreifen... Auch mit Loris Baz habe ich gesprochen. Er hat mir gesagt, dass er dreimal fast schon komplett auf der Nase gelegen ist. Smith hat auch einiges riskiert, indem er ohne Regenreifen durchgefahren ist. Wir hätten sicher mehr Risiko eingehen können. Ob es dann aufgegangen wäre, lässt sich schwer sagen. Das ist eine andere Frage. Aber wir hätten mehr riskieren sollen.»
Bradl gibt aber auch die aussergewöhnlichen Umstände zu bedenken. «Man hat die Orientierung verloren. Nach den Stopps hat man einige Zeit gar nicht mehr gewusst, auf welchem Platz man eigentlich rumfährt», erzählte er.