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Andrea Iannone: Er will beim Aragón-GP dabei sein

Von Günther Wiesinger
Trotz der Luxation der linken Schulter unternimmt Andrea Iannone alles, um in Aragón mitfahren zu können. Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti ist begeistert vom schnellen Italiener.

Andrea Iannone hat sich bei einem Sturz beim Joggen letzte Woche die linke Schulter wieder ausgerenkt. Trotzdem wird er sich bemühen, am kommenden Wochenende seinen vierten WM-Rang beim Grand Prix von Aragonien auf dem MotorLand Aragón zu verteidigen.

Andrea Iannone ist neben Rossi, Smith und Petrucci der einzige MotoGP-Pilot, der 2015 bei allen 13 Rennen gepunktet hat.

Paolo Ciabatti, Sportdirektor von Ducati Corse, ist begeistert von der Performance der 26-jährigen Neuverpflichtung. 2014 hatte «The Maniac» bei Pramac Ducati noch den zehnten WM-Rang sichergestellt.

Paolo, die Beständigkeit von Andrea Iannone kommt etwas überraschend. Bisher hatte er den Ruf, sehr schnell zu sein, aber draufgängerisch, er riskierte viel. Das ging aber oft mit Stürzen einher.

Ich kann nur sagen, wir sind zufrieden mit ihm. Wir arbeiten jetzt das dritte Jahr mit Iannone, wir haben eine konstante Entwicklung und Verbesserung beobachtet. Er ist mental jetzt sehr stark. Und er ist sehr konstant geworden.

Deshalb habe ich von einigen Kollegen von anderen Herstellern in Top-Teams gehört, dass sie überrascht sind. Sie haben diese Leistungen von Andrea nicht erwartet. Das beweist auf der einen Seite, dass wir die richtige Wahl getroffen haben. Und es war die richtige Entscheidung, ihn ins Werksteam zu transferieren, als sich Cal Crutchlow zum Weggehen entschlossen hat.

Man muss sich erinnern: Andrea Iannone fährt seit dem Beginn seiner Karriere zum ersten Mal in einem Werksteam. Er war jedes Jahr in einem anderen Team, er hat immer wieder das Fabrikat gewechselt, in der Moto2-WM sogar während der Saison. Jetzt hat er Stabilität, ein sehr präzises Arbeitssystem, eine gute Atmosphäre im Team, er spürt die totale Unterstützung. Dadurch hat er bekommen, was ihm vielleicht bisher gefehlt hat.

Wir stellen sicher, dass wir ihm zu 100 Prozent das geben, was er braucht. Manchmal tun wir das Falsche, aber das ist normal. Andrea spürt zum ersten Mal den Vorteil, ein Werksfahrer zu sein. Hier bekommt er alles, um sein Talent zu beweisen und entfalten zu können. Das gibt ihm das Extra-Selbstvertrauen, dadurch hat er sich gesteigert. Denn er geniesst zum ersten Mal die Aufmerksamkeit eines Werksteams.

Und die Menschen vergessen gern, dass du in einem sehr guten Team wie Pramac sein kannst. Pramac ist von der Engineering-Seite her grossteils von Ducati gemanagt. Aber trotzdem ist das nicht mit einem echten Werksteam vergleichbar. Wenn du spürst, dass ein ganzes Werk danach trachtet, deine Wünsche zu erfüllen und dir das zu geben, was du brauchst, wenn du nach jeder Session und jeden Abend direkt mit Gigi Dall'Igna sprechen kannst, wenn du ihm deine Wünsche mitteilen kannst, wenn wir dann das Beste tun, um diese Wünsche zu erfüllen, dann gibt dir das die nötige Stärke. Andrea Iannone bekommt jetzt das ganze Paket. Seine mentale Einstellung ist jetzt sehr klar.

Andrea Iannone war immer schnell. Aber HRC-Manager Livio Suppo wollte ihn zum Beispiel nicht, weil er etwas seltsam auftat und nicht sehr pflegeleicht wirkte.

Manchmal ist es einfach, sich ein Urteil zu bilden, ohne die Situation genau zu kennen. Ich war zwar vor einigen Jahren noch nicht in der MotoGP. Aber ich stimme zu, für einen Aussenstehenden wirkte er sehr talentiert, aber zu wild.

Aber wenn du an einen Fahrer glaubst, dann trägt ein Team auch Verantwortung. Wenn du in einem Fahrer ein wahres Potenzial siehst, dann ist es nicht einfach, diesen Fahrer zu verpflichten und ihn nach einem Jahr wieder abzuservieren. Die Frage ist: Hast du ihm alle Möglichkeiten gegeben, um sein Können zu beweisen oder nicht?

Ich weiss sehr genau, dass man manchmal sagt: Er hat eine Werksmaschine. Aber die Teamstruktur bei Pramac kann nicht so aufwändig sein wie bei unserem Werksteam. Damit will ich gar nichts an Pramac kritisieren. Pramac ist seit vielen Jahren unser Team! Wir tun unser Bestes, um ihnen zu helfen. Aber man kann nicht erwarten, dass ein Kundenteam dasselbe leistet wie ein Werksteam.

Denn die Priorität für Ducati und für unsere Sponsoren besteht darin, im Werksteam das Maximum zu leisten. Das Ziel sind Siege. Für ein werksunterstütztes Team besteht die Ziel darin, das Beste rauszuholen und jüngere Fahrer aufzubauen, wenn möglich. Die Ziele sind nämlich unterschiedlich.

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