Valentino Rossi: «Muss Jorge noch einmal besiegen»
Valentino Rossi auf Phillip Island
Nach dem neunten Gesamtrang am ersten MotoGP-Trainingstag auf Phillip Island sah Valentino Rossi wenig Grund zur Beunruhigung. Denn erstens liegt er in der WM 18 Punkte vor Jorge Lorenzo, zweitens kann er in puncto Rennpace gut mit dem Movistar-Yamaha-Teamkollegen mithalten.
«Bei der Pace ist der Unterschied zu Jorge nicht riesig», ist sich der 36-jährige Italiener bewusst. «Aber über eine einzelne Runde ist er heute schneller gewesen. Jorge konnte den neuen Reifen besser ausnützen. Damit habe ich etwas mehr als eine halbe Sekunde auf ihn verloren. Aber bei der Pace sind wir ähnlich stark. Trotzdem müssen wir uns noch etwas einfallen lassen, denn Jorge wird am Samstag sicher stärker werden. Márquez dürfen wir beim Rennspeed auch nicht unterschätzen. Es ist noch zu früh, um ein endgültiges Urteil abzugeben. Wir müssen den Samstag abwarten. Bisher ist alles offen. Ich wünsche mir vor allem ein gutes Wetter für den Samstag, damit wir unsere Arbeit sinnvoll fortsetzen können.»
Rossi macht sich etwas Sorgen für das Qualifying, denn die insgesamt acht Fahrer aus den Factory-Teams von Honda und Yamaha (Repsol, LCR, Marc VDS, Movistar und Tech3) haben nicht denselben weichen Hinterreifen wie die «concession teams» Suzuki, Ducati und Aprilia sowie die Open-Class-Fahrer.
«Vor allem die Werkspiloten von Suzuki und Ducati haben hinten eine Mischung, die eine Stufe weicher ist als unsere und zur Bedrohung weden könnte», weiss Rossi. «Hier wird dieser weiche Hinterreifen ein deutlicher Vorteil sein im Qualifying. Am Samstagnachmittag wird es also wichtig sein, im Q2 nicht zu viele Positionen zu verlieren. Ich rechne da nicht nur mit Ducati, sondern auch mit Suzuki. Sie sind sehr schnell über eine einzelne Runde.»
MotoGP-Rookie Maverick Vinales (Suzuki) liess bereits am Freitag mit Platz 3 in der Gesamtwertung hinter Márquez und Lorenzo aufhorchen, ein Highlight in der Karriere des Moto3-Weltmeister von 2013 und letztjährigen Moto2-WM-Dritten.
«Für mich hat Maverick ein riesiges Potenzial», sagt Rossi. «Wenn ich ihn auf der Piste verfolge, kann ich sehen, dass er sehr gut fährt. Er hat die Fähigkeiten, ein sehr starker MotoGP-Fahrer zu werden, ja. Es ist die erste MotoGP-Saison für ihn, ausserdem fährt er eine Suzuki, die drei Jahre nicht in der WM waren. Aber er ist ein Fahrer, der in Zukunft Rennen gewinnen kann.»
Wie sieht Rossi die Entwicklung der MotoGP-WM-Saison mit dem Duell gegen Jorge Lorenzo? Seit Japan gilt der Italiener für viele Experten als leichter Titelfavorit.
Rossi: «Für mich hat sich die Situation mit Jorge und mir von Rennen zu Rennen stark verändert. Jedes Mal, wenn Jorge vor mir ins Ziel gekommen ist, wurde er zum Favoriten gestempelt. Wenn ich beim nächsten Rennen vorne war, wurde ich in die Favoritenrolle gedrängt. Aber in der Realität sind die Stärkeverhältnisse seit dem ersten Rennen sehr ausgeglichen. Manchmal hat er mich besiegt, manchmal habe ich ihn besiegt. Und bei den Punkten ist es immer eng gewesen. Es ist schwer zu sagen, wer heute der Favorit ist. Ich habe bei den Punkten einen kleinen Vorsprung. Aber in drei Rennen kann alles passieren. Ich denke, dieses Rennen in Australien wird sehr wichtig sein, es kann zu einer Vorentscheidung kommen.»
Wird es reichen, wenn Valentino jetzt dreimal hinter Lorenzo ins Ziel kommt? Rossi: «Das glaube ich nicht. Das sehe ich nicht so. Ich glaube, ich muss mindestens noch einmal vor Jorge ins Ziel kommen.»