Alvaró Bautista: «Aprilia hat nun bessere Methoden»
Alvaró Bautista wurde von Aprilia für die Saison 2015 angeheuert, um die Entwicklung des MotoGP-Projekts zu leiten. Dabei musste sich der Spanier mehr als Teilnehmer statt Racer sehen, denn die Saison 2015 sollte grundsätzlich nur dazu dienen, die zukünftige Richtung des Herstellers aus Noale in der MotoGP-Klasse festzulegen.
Es ist wichtig festzuhalten, dass Bautista stets ohne den Hauch von Kritik über Aprilia spricht. Als er den Zwei-Jahres-Vertrag bis Ende 2016 unterschrieb, war ihm klar, auf was er sich einlässt. Bei Suzuki hatte er in der Vergangenheit eine ähnliche Rolle, obwohl sich die Japaner in einer anderen Situation befanden. «Ja, die Erfahrung mit Suzuki war anders, denn ich stieg aus einer anderen Kategorie auf und musste das Bike erst verstehen. Suzuki hatte das Ziel, dieses Bike weiterzuentwickeln. Man konnte die Fortschritte viel einfacher sehen als nun. In diesem Jahr, mit all der Erfahrung, habe ich gelernt, wie ich mit unterschiedlichen Situationen als Fahrer umgehen muss.»
Alvaró bezog sich auf die Tage, an denen gar nichts funktionierte. Die Erfahrung durch die Teilnahme an über 200 Grands Prix lehrte ihn Geduld und Konzentration. «Ich versuche immer, das Glas als halb voll zu betrachten. Ich meine damit, die Vorteile aus dem zu ziehen, was mir passiert. Ich musste mit einer ruhigen Herangehensweise arbeiten, alles analysieren und darüber nachdenken, ob die Änderungen funktionieren oder nicht. Ich denke, dass ich als Fahrer, obwohl es die Ergebnisse nicht zeigten, mehr Reife erlangt habe und einen Schritt weitergekommen bin im Vergleich zu den letzten Jahren. Ich bin nun selbstsicherer und in der Lage, alle möglichen Situationen zu managen. Vielleicht hilft es, nicht den Druck einer konkurrenzfähigen Maschine zu haben. In diesem Jahr waren Tage, an denen es lief einfach perfekt. Wenn es nicht funktionierte, sagte mir aber keiner, dass ich eine Schippe drauflegen muss.»
Es ist klar, dass Bautista in der Saison 2015 nur ein Teilnehmer war, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass er, wenn die Startampel ausging, sich nicht doch als Racer fühlte. Umgeben von den anderen Bikes vergaß er seine eigentliche Rolle als Testfahrer. «Natürlich», bestätigte er. «Wenn ich die letzten Runden im Training fuhr und ich nach einem Vergleichstest von der Strecke kam, dann habe ich manchmal schon vergessen, dass ich gerade an einem GP-Training teilgenommen habe, denn man ist so fokussiert darauf, ob das neue Teil besser ist oder nicht. Später im Rennen fügten wir alles zusammen, was ich im Training mochte. Und dann ging es um den Wettkampf.»
Wie geht es 2016 für Aprilia weiter?
«Ich denke, bis zum Deutschland-GP hatten sie keine Ahnung, wo sie stehen», erklärte Bautista mit jener Ehrlichkeit, die er im gesamten Gespräch zeigte, wenn es darum ging, ob die Aprilia-Ingenieure wissen, was sie tun. «Es war, als hätten sie zu viele Informationen erhalten, die sie noch nicht verarbeiten konnten. Nach dem Deutschland-GP änderte sich die Herangehensweise etwas. Nun haben sie eine bessere Methode und eine Idee, in welche Richtung es gehen soll. Die letzten kleinen Dinge, die wir ausprobiert haben, gingen alle in die richtige Richtung», versicherte der 31-Jährige.
2016 lautet das Ziel von Bautista, seinem Team und Aprilia eine bessere und konkurrenzfähigere Maschine zu haben. Es wird erwartet, dass die Regeländerungen wie die Einheitselektronik und die neuen Reifen helfen können, um die Dinge besser auszugleichen. «Sie erzählen mir nicht wirklich viel», räumte Bautista ein, als wir ihn nach der neuen RSV-GP fragten.