Die Überraschung des Jahres: Bradley Smith
Nach der Saison 2014 erhielt Bradley Smith einen weiteren Vertrag mit dem Tech3-Team von Hervé Poncharal, da sich für den französischen Teamchef keine wirklich bessere Option bot. Überzeugen konnte Smith 2014 mit WM-Rang 8 nicht. Sein Teamkollege Pol Espargaró hatte sich als Rookie zwei Positionen vor dem Briten platziert und 15 Punkte mehr gesammelt.
Daher war es umso überraschender, dass sich Smith 2015 zu einem Top-5-Fahrer mauserte und mit großer Konstanz glänzte. Neben Valentino Rossi war Bradley Smith der einzige MotoGP-Pilot, der 2015 in jedem der 18 Rennen punktete. Dies brachte Smith den sechsten WM-Rang ein.
Ein Highlight setzte der Pilot aus Oxford in Misano. Im chaotischen Rennen regnete es nach wenigen Runden, dann trocknete die Strecke wieder auf. Smith fuhr die komplette Distanz auf einem Satz Slick-Reifen und eroberte Platz 2 hinter Marc Márquez. In Sepang erzielte er den vierten Rang. Insgesamt schaffte er es zehn Mal in die Top-6. Sein schlechtestes Saisonergebnis war Platz 10 auf Phillip Island.
Zwischenzeitlich belegte Smith sogar den vierten WM-Rang vor den Werkspiloten Andrea Iannone und Dani Pedrosa. Am Ende lag er nur sieben Punkte hinter Iannone und weitere 18 hinter Pedrosa. Zudem hielt er sich 19 Punkte vor Andrea Dovizioso auf der Werks-Ducati.
Damit war Smith mit Abstand der beste Satelliten-Pilot, denn Cal Crutchlow lag ganze 56 Punkte hinter dem 25-Jährigen aus Oxford. Smiths Tech3-Teamkollege Pol Espargaró konnte sich 2015 nicht mit dem Briten messen. In 14 von 18 Rennen kam Smith vor dem Spanier ins Ziel. In der WM-Tabelle lag Espargaró drei Plätze und 67 Punkte hinter seinem Teamkollegen.
Bradley Smith: Leistung top, Angebote rar
Doch trotz seiner starken Leistungen 2015 musste Bradley Smith lange um seine Zukunft bangen, nachdem er die gleiche Behandlung für 2016 wie Pol Espargaró gefordert hatte. Während der Vertrag von Pol Espargaró mit Yamaha schon in Indy verlängert wurde, musste Smith bis kurz vor dem Silverstone-GP auf seinen Tech3-Vertrag warten. Auch Angebote von anderen Teams waren rar.
«Jeder hat das Recht auf seine eigene Meinung. In dieser Saison habe ich einfach nur mein wahres Potenzial gezeigt. Ich hatte wirklich Glück, die Möglichkeit zu bekommen, drei Jahre hier zu fahren, um das zu zeigen. In den ersten 18 Monaten nach meinem MotoGP-Aufstieg machte ich keinen guten Job. Doch nun ist es anders. Trotzdem verbessere ich mich noch immer Rennen für Rennen», sagte Smith während der Saison 2015.
«Für das nächste Jahr ist das Tech3-Yamaha-Team der beste Platz für mich. Wir werden danach zur Zeit der Vertragsverhandlungen sehen, wie viele Teams an mich denken», meint Smith, der sich 2015 von anderen Teams als zu wenig beachtet fühlte.
Der 25-jährige Brite hat 2015 das Beste aus seinem Bike, dem Team und den Möglichkeiten, die sich ihm boten, herausgeholt.
Mehr Durchsetzungskraft in Zweikämpfen
Für 2016 muss er noch mehr Aggressivität in den Zweikämpfen zeigen, denn vor allem gegen Ducati-Pilot Andrea Iannone musste er sich oft geschlagen geben. In der Gesamtwertung lag Iannone sieben Zähler vor Smith.
Was fehlt dir, um Fahrer wie Iannone in den letzten Runden zu schlagen? «In den Rennen, in denen Iannone mich eingeholt und überholt hat, hatte er die Pace dazu. Er war schlau, er wartete ab. Am Ende war der Rückstand zur Spitze groß, daher überholte er nicht sofort und versuchte aufzuholen, sondern wartete hinter mir ab. Als er dann eine gute Möglichkeit sah, ging er vorbei. Er hatte einfach noch Reserven. Gegen die Ducati-Fahrer ist es aber ohnehin sehr schwierig. Wenn man dieselben Rundenzeiten fahren kann, dann sind ihre Bikes auf den Geraden trotzdem zu schnell, in den Kurven stehen sie einem aber dann schon ab der Mitte im Weg. Das zerstört den Rhythmus. Wenn man von ihm also überholt wird, dann zerstört das deinen Rhythmus, erst danach kann man wieder seine Pace fahren. In Assen machte mir vor allem Dovizioso zu schaffen, er sorgte für viel Stress bei mir durch die zusätzliche Power der Ducati. Als ich ihn überholt hatte, war ich plötzlich 0,7 sec schneller», erklärte Smith in der Saison 2015 gegenüber SPEEDWEEK.com.
Wenn Smith 2016 mit mehr Durchsetzungskraft in den Zweikämpfen glänzt, werden für 2017 wohl auch die Augen des ein oder anderen Werksteams auf ihn gerichtet sein. Nach der Saison 2016 enden die Verträge der meisten Werkspiloten.
Übrigens: Bradley Smith durfte 2015 auch außerhalb der MotoGP-Klasse einen großen Erfolg feiern. Der Brite eroberte zusammen mit seinem Tech3-Teamkollegen Pol Espargaró und Katsuyuki Nakasuga den Sieg bei den «Acht Stunden von Suzuka». Es war der erste Sieg für Yamaha seit 1996.