MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

MotoGP 2016: Erstmals seit 1975 kein US-Stammfahrer

Von Günther Wiesinger
1980er- und frühen 1990er-Jahren waren die Amerikaner in der Motorrad-WM äußerst erfolgreich. Doch nach den goldenen Jahren konnten nur Kenny Roberts jr. und Nicky Hayden Titel holen.

Die Vereinigten Staaten von Amerika sind in der ewigen Bestenliste der GP-Sieger-Nationen durch Jack Millers Moto3-Triumph in Austin/Texas 2014 von den Australiern übertroffen worden.

Australien hält inzwischen bei insgesamt 182 GP-Siegen, die USA bei 173.?Übrigens: In der seit 2002 bestehenden MotoGP-Ära der Viertakter mit 990 ccm (bis Ende 2006) und 800 ccm (bis Ende 2011) sowie der neuen 1000-ccm-Bikes hat Amerika nur zwei GP-Sieger präsentiert: Nicky Hayden siegte in Laguna Seca 2005 und 2006 in Assen und Laguna Seca, Ben Spies in Assen 2011.

Dabei haben die Amerikaner einst in der Königsklasse nach Belieben dominiert: Kenny Roberts gewann die 500er-WM 1978, 1979, und 1980, dann Freddie Spencer 1983 und 1985; Eddie Lawson gewann die Titel 1984, 1986, 1988 (dreimal auf Yamaha), ehe er 1989 auf Rothmans-Honda zum vierten Mal triumphierte. Danach folgte die Ära mit Wayne Raineys Titelgewinnen 1990, 1991 und 1992, im Jahr 1993 gewann Kevin Schwantz auf Suzuki die 500-ccm-Weltmeisterschaft. Und im Jahr 2000 eroberte Kenny Roberts junior die 500er-WM auf Suzuki.?Das heisst: Innerhalb der 15 Jahre von 1978 (Roberts) bis 1993 (Schwantz) räumten die Amerikaner zehn von 15 Titelgewinnen in der «premier class» ab.

Dazu kamen US-Stars wie Pat Hennen, Mike Baldwin, Doug Chandler und Randy Mamola, die nie Weltmeister wurden. Aber allein Mamola gewann 13 Halbliter-GP.?In den letzten neun Jahren gingen die Amerikaner punkto WM-Titel leer aus. Zuletzt hielt Nicky Hayden der australisch-europäischen Phalanx stand – er gewann die MotoGP-WM 2006 auf der Repsol-Honda gegen Rossi.?

Und es besteht in absehbarer Zeit wenig Hoffnung auf Besserung: Nach dem Wechsel von Nicky Hayden in die Superbike-WM wird 2016 erstmals seit 40 Jahren kein Amerikaner in der Königsklasse mitfahren.? Seit 1975 ist erstmals kein Stammfahrer aus den USA in den Klassen der Motorradweltmeisterschaft unterwegs. Und während 2013 noch die US-GP stattfanden, wurde für 2016 (nach Laguna Seca) auch Indianapolis vom Kalender gestrichen.

In der Moto3-WM-Klasse ist überhaupt noch nie ein Amerikaner mitgefahren. In der Moto2-WM ruhten die Hoffnungen 2014 auf US-Superbike-Champion Josh Herrin, der jedoch im Caterham-Team auf Suter schwer enttäuschte und noch vor dem Saisonende entlassen wurde.

Bisher gab es vor Herrin nur einen Amerikaner, der als Stammfahrer an der Moto2-WM teilnahm: Kenny Noyes fuhr 2010 und 2011 mit und brachte es im ersten Jahr sogar zu einer Pole-Position in Le Mans.?Aber: Der 2015 beim CEV-Rennen in Aragón schwer gestürzte Noyes lebt seit seiner Kindheit in Spanien.?Das beste Moto2-WM-Rennergebnis von Noyes war Platz 5 beim WM-Finale 2011 in Valencia. ?Noyes hat es immerhin auf 34 Starts in der Moto2-WM gebracht.?

Die mittlere Hubraumklasse (250 ccm/Moto2) war nie ein übermächtiges Spielfeld für die US-Amerikaner. John Kocinski hat neun GP-Siege errungen, Freddie Spencer 7, Kenny Roberts senior 2 und Jim Filice 1. ?Bisher haben erst zwei amerikanische Fahrer den Mittelgewichts-WM-Titel gewinnen: Freddie Spencer auf Honda 1985, John Kocinski auf Yamaha 1990.?

Und einer der ganzen grossen US-Helden will jetzt der Dorna helfen, amerikanischen Nachwuchs nach Europa zu bringen. Wayne Rainey ist seit 2015 Promoter der US-Serie «Moto America». ?Dort gilt Cameron Beaubier als Kandidat für einen GP-Vertrag, zumindest für 2017. Aber der Viertakt-Spezialist und US-Champion ist inzwischen auch schon 23 Jahre alt. Er bestritt 2007 und 2008 den Red Bull Rookies-Cup und verdiente sich damals einen Werksvertrag im Red-Bull-KTM-Team für 2009, ehe er mangels GP-Erfolgen in die US-Meisterschaft zurückkehrte.

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