Gigi Dall’Igna: «Haben Vorteil mit Einheits-ECU»
In einem weißen Firmen-Shirt, ohne Jacke, ohne Krawatte, der v-förmige Bart ist etwas weißer als er es Ende der Saison 2015 war, war Gigi Dall’Igna der gefragteste Mann bei den Journalisten, die der Teampräsentation von Octo Pramac Yakhnich in einem Hangar in Casole d’Elsa beiwohnten.
Der italienische Ingenieur, General Manager von Ducati Corse, und der Mann, der die Ducati-Bikes für 2015 und 2016 designt hat, kam nicht nur in das kleine Dorf in der Toskana, wo sich der Hauptsitz von Pramac befindet, weil Paolo Campinotis Team ein guter Kunde von Ducati ist, sondern auch, weil die Roten, vielleicht mehr wie jeder andere Hersteller, einen Vorteil aus den Entwicklungsideen, den Lösungen und den Daten der Kundenteams ziehen.
Es war in der letzten Saison ziemlich offensichtlich, dass Techniker aus Borgo Panigale – Elektronik-Ingenieure – ständig bei Avintia präsent waren. Sie testeten und studierten die Software von Magneti Marelli. Ab 2016 müssen alle Teams auch die Einheits-Software von Magneti Marelli einsetzen. So wollte sich das Werk einen Vorteil gegenüber den anderen Herstellern verschaffen – zumindest zu Beginn der Saison 2016.
«Acht Maschinen auf verschiedene Teams aufgeteilt zu haben, ist vielleicht ein Vorteil, den wir in diesem Jahr der großen Veränderungen bestmöglich nutzen müssen», sagt Gigi. «Wir können mehr Daten sammeln als andere und unsere Ideen in kürzerer Zeit testen. Mit der Einheitselektronik werden wir einen Vorteil haben, möglicherweise, aber was die Reifen angeht, sind wir alle gleichauf. Wir haben unser neues Bike so designt, dass es zu den Michelin-Reifen passt, aber wir müssen schnell sein, um alle Erkenntnisse der ersten Rennen für Modifikationen am Bike zu nutzen, um näher und näher an das Optimum heranzukommen. Das wird einer der Schlüsselfaktoren in dieser Saison sein.»
Die Regeländerungen könnten Bewegung in die bisherige Hierarchie der MotoGP-Klasse bringen. Werdet ihr sie auf den Kopf stellen? «In den ersten Rennen sehen wir vielleicht überraschende Dinge, das ist wahr», sagt Gigi. «Die Werke und Teams, die in der Lage waren, vor dem Saisonstart gute Arbeit zu leisten, werden auch die Vorherrschaft in der Meisterschaft haben. Was uns betrifft, bin ich mit unserer Arbeit am neuen Bike sehr zufrieden. Ohne Zweifel müssen wir unsere Maschine noch weiterentwickeln, aber – erneut ohne Zweifel – sind wir hier, um auch zu gewinnen. Nichts anderes. Wenn wir nicht gewinnen, fühle ich mich besiegt.»
2016 hat Ducati noch einen weiteren Pfeil im Köcher: Casey Stoner. Wird die Anwesenheit des Australiers vielleicht die beiden Andreas – Iannone und Dovizioso – beunruhigen und unter Druck setzen? «Stoner wird lästig für sie sein, aus einem bestimmten Blickwinkel. Es könnte kaum anders sein. Doch wenn ich ein Fahrer wäre, wäre ich froh, wenn ich mich mit ihm vergleichen könnte.»
«Zudem müssen wir bedenken, dass dieses Jahr anders sein wird als das letzte. 2016 werden wir nur eine sehr begrenzte Anzahl von Tagen für Tests haben. Umso wichtiger für Ducati ist die Verbindung zu Casey. Für Ducati ist die eigene Geschichte sehr wichtig, Casey ist ein großer Teil davon. Und ja, ich denke, dass er noch immer sehr schnell ist und uns helfen kann, aber seine Bedeutung in unserer Geschichte ist noch viel wichtiger», betonte Dall'Igna.