Stefan Bradl: «Jorge Lorenzo ist mein Titelfavorit»
Stefan Bradl wird 2016 mit der neuen Aprilia RS-GP antreten
Die ServusTV-Sendung «Sport und Talk im Hangar-7» widmete sich am Montag umfangreich der MotoGP-WM 2016 und der Rückkehr der Weltmeisterschaft nach Österreich, wo ab 12. August der Grand Prix auf dem Red Bull Ring stattfinden wird. «Es wird cool, mal MotoGP in Österreich zu fahren», freut sich Stefan Bradl.
Ab 2016 sicherte sich Servus TV für vier Jahre die MotoGP-Rechte für Österreich. Alle 18 Saisonrennen werden live und in Full HD ausgestrahlt. Andrea Schlager wird als Moderatorin im Einsatz sein, als Kommentatoren fungieren Christian Brugger und Walter Zipser, als Experten werden Alex Hofmann, Ex-Superbike-Star Andreas Meklau und Gustl Auinger, fünffacher 125-ccm-GP-Sieger, auftreten.
Zu Gast im Studio waren Stefan Bradl sowie Alex Hofmann und Gustl Auinger. Bradl wurde natürlich auch zum Verhältnis von Marc Márquez und Valentino Rossi nach dem «Sepang Clash» 2015 befragt. «Sie sind sich bei den Tests schon aus dem Weg gegangen, aber was vorgefallen ist, werden beide nicht vergessen können. Es ging schon um einiges und es wurde viel darüber geredet. Ich würde sagen, es herrscht ein abgekühltes Verhältnis zwischen den beiden. Belassen wir es dabei und freuen uns auf die neue Saison», forderte der Bayer.
Experte Gustl Auinger fügte hinzu: «Natürlich gibt es eine Rivalität. Bei einem Positionskampf ist es denkbar schwierig, einen sehr guten Freund zu schlagen. Wenn man nicht so gut befreundet ist, dann findet man vielleicht einfacher einen Weg vorbei. Für den Sport und das Spektakel MotoGP müssen sie nicht die dicksten Freunde sein. Ich glaube aber auch nicht, dass sie Feinde sind und es eskaliert. Dafür sind sie beide viel zu sehr Profi und dafür ist der Sport viel zu gefährlich», fügte Experte Gustl Auinger hinzu.
Alex Hofmann lobte, dass im Yamaha-Team weiterhin die Daten von Rossi und Lorenzo für beide Crews zugänglich sein werden. Und warnte im Hinblick auf den Kampf zwischen Rossi und Márquez: «Ein Fehler kann heftige Konsequenzen haben.»
Wie schätzt Stefan Bradl das Kräfteverhältnis in der MotoGP-Klasse nach den Testfahrten ein? «Ich glaube, dass sie noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt haben. Das Testen gibt uns einen Anhaltspunkt, wer vorne sein wird, aber ein Rennwochenende ist etwas ganz anderes, wenn der Druck und das Adrenalin voll da sind. In den Rennen kann man einiges überfahren, wie es Márquez oft macht, er fährt ja oft über dem Limit. Wenn ihm das Motorrad nicht erlaubt, auf das Podest zu fahren, dann kann er das mit seinem Talent ausgleichen. Ich bin gespannt, aber es schaut gut aus für Lorenzo. Wenn ich nun einen Titelfavoriten nennen müsste, dann würde ich sagen, dass Lorenzo ganz oben auf meiner Liste steht.»
Stefan Bradl tritt 2016 erneut für das Aprilia-Werksteam an, er wird die neue vollwertige MotoGP-Maschine RS-GP pilotieren. Mit diesem Bike fehlen jedoch noch viele Testkilometer. «Wir sind ein bisschen im Hintertreffen, wenn man das so sagen darf. Das Motorrad wurde ganz neu entwickelt, wir hatten zwei Tests in Katar. Wir haben noch nicht die gewünschte Kilometeranzahl abgespult. Aber so ist es nun mal. Ich bin trotzdem optimistisch, denn die Maschine hat viel Potenzial.»
Wie bei den meisten Top-Fahrern läuft auch der Vertrag von Stefan Bradl Ende 2016 aus. Ist es die erste Aufgabe, den eigenen Teamkollegen zu besiegen? «Ja, auf alle Fälle. Der Teamkollege ist immer der Erste, den man knacken sollte. Dann geht es um einen Vertrag für 2017, das bin ich aus den letzten Jahren auch gewohnt. Ich weiß, wie ich damit umgehen muss. Das ist mir einmal besser gelungen, ein anderes Mal nicht ganz so gut. Mit dem Druck kann ich umgehen, es geht vielen anderen auch so. Die großen Vier der MotoGP sind aus dem ein bisschen herausgenommen, sie können selbst entscheiden, in welche Richtung die Zukunft gehen soll. Von diesen Vier ist viel abhängig.» Für den Katar-GP hat sich Bradl die Punkteränge zum Ziel gemacht.
Bereits am Donnerstag, den 17. März, gehen die MotoGP-Piloten unter dem Flutlicht von Katar für ihr erstes Training auf die 5,4 Kilometer lange Strecke. Die österreichischen Fans können alle 18 Saisonrennen live und kostenlos auf Servus TV verfolgen.
Auf die Frage, wie er einem MotoGP-Neuling diese Rennserie beschreiben würde, fand Gustl Auinger die perfekte Antwort: «Das ist Motorsport in höchster Vollendung, vergleichbar mit dem ultimativen Ritt auf der Kanonenkugel. Weil Motorräder mit mehr als 270 PS, mehr als 350 km/h Spitzenleistung und bei mehr als 60 Grad Schräglage nur von den weltbesten Motorradfahrern beherrschbar sind. Das muss man gesehen haben.» Als Katar-Sieger tippt Auinger auf Rossi, Hofmann auf Lorenzo.