Wilco Zeelenberg: «Habe keinen Einfluss auf Lorenzo»
Teammanager Wilco Zeelenberg sprach mit SPEEDWEEK.com über die Stärken von Jorge Lorenzo, der Niederländer würde es verstehen, wenn er nach neun Yamaha-Jahren zu Ducati ginge.
Wilco, befürchtest du, dass Honda den Rückstand vielleicht in zwei, drei Rennen wettmacht? Oder wird HRC länger brauchen, um auf das Niveau von Yamaha und Ducati zu kommen? Sie klagen ja über PS-Mangel, über den zu weichen Michelin-Vorderreifen, über die mangelhafte Bremsstabilität und über Elektronik-Probleme.
So viel ich im Rennen beobachten konnte – Marc Márquez war recht dicht dran. Er hat nur 2,2 sec auf Jorge verloren in 22 Runden. Wenn Jorge nicht weggekommen wäre, hätte sich die Spitze aus vier Fahrern zusammengesetzt. Das heisst, das Honda-Paket sieht nicht so übel aus.
Es ist aber schwierig zu sagen, wie viel das mit Márquez zu tun hat und wie viel mit Honda. Denn alle anderen Honda-Piloten waren nirgends. Pedrosa verlor 14 Sekunden, Miller war 14. vor Rabat, Crutchlow ist gestürzt.
Ja, ich weiss nicht, ob dieser Rückstand Dani zuzuschreiben ist. Bei Yamaha haben wir zwei starke Fahrer, beide waren vorne dabei.
Cal Crutchlow beschwerte sich, der Michelin-Vorderreifen sei zu weich für das Honda-Chassis, deshalb überhitze er beim Bremsen.
Ich weiss nicht, was ich von solchen Aussagen halten soll. Wenn ich mir das Rennen anschaue... Der einzige Bereich, in dem Marc Márquez Boden gut gemacht hat, waren die Bremszonen. Vielleicht sollten sie sich auf die Beschleunigung konzentrieren.
Was macht Jorge Lorenzo besser als die Gegner? Wo findet er die Zehntelsekunden, die ihn vom Rest des Feldes unterscheiden? Es ist wie immer: Wenn man ihn auf der Piste beobachtet, sieht alles so sanft und geschmeidig und weich aus.
Ja, richtig, ich denke, das ist sein Charakter, das ist seine Persönlichkeit. Und er kann diese Rundenzeiten allein fahren. Er kann eine grossartige Pace fahren, sehr konstant. Für die Gegner ist es sehr schwierig, diese gleichmässige Pace im Rennen hinzubringen und auf diese Weise vorne zu bleiben.
Andrea Dovizioso war auch vorne, er war schnell, aber als er vorne war, ist die Pace langsamer geworden. Um zwei oder drei Zehntelsekunden. Das ist der schwierige Punkt: Du musst 1:55,5 oder 1:55,4 min durchziehen, wenn du gewinnen willst. Der Rest war in der Lage Jorge nachzufahren. Jorge hat immer die Messlatte vorgelegt. Und als der Spritvorrat zu Ende ging, hat er den nächsten Schritt gemacht, dann ist er davon gefahren und immer schneller geworden.
Ja, das ist Teil seiner Persönlichkeit...
Wie kannst du diese Persönlichkeit überzeugen, ein weiteres Jahr oder besser für zwei weitere Jahre bei Yamaha zu unterschreiben?
(Er lacht herzlich). Ja, das weiss ich nicht... Ich weiss nicht, ob ich da Einfluss nehmen kann. Was soll ich sagen?
Das wird ganz allein von Jorge entschieden. Da geht es nicht nur um einen Aspekt.
Aber du wärst verwundert, wenn er zu Ducati ginge? Denn ein so schlagkräftiges Paket wie bei Yamaha wird Jorge Lorenzo dort nicht vorfinden?
Das ist wahr. Anderseits: Ich kann mir aber auch vorstellen, dass jeder Sportler an einem gewissen Punkt seiner Karriere irgendetwas anderes machen will.
Wenn ich mir das anschaue: Jorge bestreitet seine neunte Saison bei Yamaha. Jetzt besteht die Möglichkeit zu einem Markenwechsel...
Aber ich hoffe natürlich, dass er clever genug ist und bei Yamaha bleibt. Dann kann er zwei weitere Titel gewinnen. Oder vielleicht sogar drei.