KTM-Chef Pierer: Wie er die Krise meistert
Stefan Pierer will 70 000 Motorräder absetzen
KTM hat sich im Herbst aus der 250er-Strassen-WM zurückgezogen, dann folgte die Streichung des US-Rookies-Cups, auch die Betriebskosten für den europäischen Red Bull Rookies-Cup werden 2009 nicht mehr bezahlt. Dazu wurden die Werksteams in der Cross-WM und Rallye-Szene reduziert. «Wir haben das Sportbudget um 50 Prozent gekürzt, von 28 auf 14 Millionen Euro», erklärte KTM-Firmenchef Stefan Pierer gegenüber SPEDWEEK.
Denn die Wirtschaftskrise und der Dollar-Verfall haben auch beim österreichischen Motorradhersteller Spuren hinterlassen. Im Ende August 2008 zu Ende gegangenen Geschäftsjahr wurden 93 000 Motorräder abgesetzt; für das laufende Jahr rechnet Pierer (52) mit einem Absatz von 70 000 motorisierten Zweirädern.
Er verhehlt nicht, dass momentan 25 000 KTM-Motorräder unverkauft beid en Händlern stehen. «Das ist für diese Zeit okay», sagt der österreichische Unternehmer, der als Miteigentümer der CROSS Industries AG in Wels einen Gruppenumsatz von 900 Millionen Euro mitverantwortet und rund 3400 Mitarbeiter beschäftigt.
Bei KTM wurde die Beschäftigtenzahl zuletzt von 2200 auf 1880 reduziert. «Mit dieser Mannschaft möchte ich durch die Krise durchtauchen. Als ich in den 90er-Jahren bei KTM eingestiegen bin, haben wir mit 160 Mitarbeitern begonnen», hält Pierer fest, der noch an etlichen weiteren Firmen beteiligt ist.
Die CROSS Industries AG ist neben der KTM Power Sports AG (Umsatz 566 Millionen Euro) auch an der Eternit-Gruppe (80%, 96 Mio), Pankl Racing Systems (40,9 %, 100 Mio), Austria Email AG (50,8 %, 65 Mio), an der Unternehmens Invest AG (52,5 %), Wethje Carbon Composites (74 %), Kästle GmbH (72 %) und an der WP Suspension Austria GmbH (100 %) beteiligt.
Im Geschäftsjahr 2006/2007 hat die CROSS Industries einen Gewinn von 51 Millionen Euro erreicht. Der Umsatz bei KTM wuchs damals um 15 Prozent.
Inzwischen wurde auch KTM hart von der Wirtschaftskrise getroffen. «Der Kreditzufluss setzt komplett aus, nicht nur in Österreich», weiss Pierer. «Ich habe selbst zwei Monate gebraucht, um mich an diese Dramatik zu gewöhnen. Ich habe viele Nächte schlecht geschlafen.»
Durch eine Kapitalerhöhung, die Pierer gemeinsam mit dem indischen Partner Bajaj durchzieht, werden KTM frische Mittel zugeführt. «Es gehört sich für ein eigentümergeführtes Unternehmen, Geld ins Unternehmen zu pumpen, wenn es in einer schwierigen Phase steckt», erklärte Pierer.
Mit welchen neuen Modellen Pierer KTM aus der Krise führen will, warum er MotoGP für zu teuer hält, warum Moto2 kein Thema ist und wieso er auf die Superbikes setzt, erklärt Stefan Pierer in einem ausführlichen Interview mit der neuen Wochenzeitschrift SPEEDWEEK. Nr. 10/2009 jetzt im Zeitschriftenhandel.