Ex-MX2-Fahrer Sydow verletzte sich bei Enduro-Rennen

Jeremy Sydow verletzte sich in Portugal an seiner linken Hand
Jeremy Sydow galt als eines der hoffnungsvollsten deutschen Talente im Motocross. 2015 gewann er den ADAC MX Junior Cup sowie den DM-Titel in der 85-ccm-Klasse. 2019 war er mit dem inzwischen zugesperrten deutschen Team DIGA-Procross Husqvarna Vizemeister im ADAC MX Youngster Cup sowie Gesamtsechster der Europameisterschaftsklasse EMX250 als direkter Unterbau der MX2-WM.
Genau dort war er 2020 mit der Kölner Truppe eigentlich angekommen. «Ich bin aber kaum zum Fahren gekommen, weil ich andauernd verletzt war», erinnerte sich Jeremy Sydow im Gespräch mit SPEEDWEEK.com am vergangenen Wochenende im portugiesischen Fafe, wo er einen Enduro-WM-Lauf bestritt. Mittlerweile hat Sydow nämlich eine neue motorsportliche Heimat gefunden.
Doch der Reihe nach: 2021 lief es für Sydow nicht besser und 2022 versuchte er sich bei Raths Motorsport weiterhin in der WM. Als bei DIGA Liam Everts verletzungsbedingt ausfiel, ersetzte Sydow den belgischen Weltmeistersohn und -enkel beim zweiten Saisonlauf und kehrte schon nach diesem auf die Raths-KTM zurück. Als sich dann beim Neestan-Husqvarna-Werksteam Roan van de Moosdijk verletzte, sprang der Sachse beim sechsten Rennen dort ein und war eigentlich vorerst am Ziel seiner Träume.
Doch das Pech klebte weiterhin an seinen Stiefeln, denn nach nur diesem einen Grand Prix im lettischen Kegums zog er sich beim Training die nächste (Schulter-) Verletzung zu. «In dieser Saison bin ich also für drei Teams gefahren und leider für keines richtig.»
Genau genommen fuhr Sydow in jenem Jahr für vier Teams, denn da er altersbedingt 2023 in die MXGP aufsteigen hätte müssen, aber keine Chance auf einen vielversprechenden und kostengünstigen Teamplatz sah, sowie von den vielen Motocross-Verletzungen desillusioniert war, entschloss er sich Mitte des Jahres zum Enduro-Sport zu wechseln.
Ein Entschluss, der wohl auch seinem Vater Mike gefallen haben dürfte – war dieser doch ehemaliger MZ-Werksfahrer in Sachen Geländesport und unter anderem Teil der siegreichen DDR-Clubmannschaft bei den Six Days 1987 im polnischen Jelenia Gora.
In dieser Szene schlug «Jere» ein wie eine Bombe. Gleich bei seinem ersten Rennen zur Internationalen Deutschen Enduro Meisterschaft (DEM) noch im Herbst 2022 feierte er einen Klassensieg in der mittleren Hubraumklasse E2 und wurde zudem in der klassenübergreifenden Gesamtwertung hinter seinem damaligen Teamkollegen Luca Fischeder starker Zweiter. Beim Finale der Enduro-Weltmeisterschaft im heimischen Zschopau wurde der Chemnitzer ins kalte WM-Wasser geworfen und lieferte auch hierbei.
Es folgten zwei erfolgreiche und verletzungsfreie Jahre. Im ersten gewann er national den E1-Meistertitel sowie die Vize-Meisterschaft im klassenübergreifenden Championat, dazu die hart umkämpfte französische Junior-2-Meisterschaft. Dort fuhr er auf Wunsch seines Arbeitgebers Sherco, was ihn wegen einer Terminüberschneidung den deutschen Meisterschaftstitel kostete. On top holte er international den Vize-WM-Titel in der Enduro-Junior 1 sowie Gesamtrang 3 in der kombinierten Wertung von Junior 1 und Junior 2.
Auch 2024 verlief für Sydow mit Endrang 5 in der J1-Weltmeisterschaft und zudem dem nationalen Doppel-Titel im Championat sowie der E1 sensationell gut. In diesem Jahr gewann er in der DEM die ersten beiden Saisonläufe im März souverän und ist national seit Oktober 2023 ungeschlagen.
Alles lief wie am Schnürchen, bis er nun beim WM-Auftakt 2025 am vergangenen Wochenende im nordportugiesischen Fafe beim Prolog am Freitagabend ein Verletzungs-Déjà-vu hatte. Nach ca. 200 m stürzte der 24-Jährige auf dem Parallelkurs im strömenden Regen und auf extrem rutschigem Geläuf so unglücklich, dass er sich dabei den Daumen und Zeigefinger der linken Hand brach.
«Das war mein Fehler, auch wenn mein Kontrahent bei einem Sprung in Richtung meiner Fahrspur kam. Aber darauf will ich es nicht schieben», meinte er am Tag danach als Betrachter des Geschehens von außen.
Einen Rückfall in sein altes Verletzungsschema beim Motocross wischt Jeremy Sydow aber schnell bei Seite. «Ich hatte jetzt lange nichts und es ist zum Glück auch nichts Schlimmes passiert. Das gehört trotz allem irgendwie dazu und ich denke, dass ich bald wieder auf dem Bike sitzen werde. Im Moment kann ich halt nicht Motorrad fahren, aber sonst kann ich alles machen», blickte er bereits wieder nach vorn. «Die Verletzung ist keine große Sache, da habe ich beim Motocross ganz anderes erlebt. Von daher falle ich jetzt ganz bestimmt nicht in irgendein mentales Loch.»
Übrigens, in Fafe gelang am zweiten vollumfänglichen Fahrtag (Sonntag) dem weiteren Ex-Motocrosser und Sohn des zweifachen Motocross-Weltmeisters Mickael Pichon, Zachary Pichon, der erste EnduroGP-Sieg (klassenübergreifende Gesamtwertung) seiner Karriere.