Decotis und Leib: Die Leiden der Amerikaner
Jimmy Decotis: Nur elf Punkte aus zwölf Rennläufen!
Beim Motocross-GP in Maggiora hatte sich die amerikanische Präsenz in der WM verdreifacht. Michael Leib trat in den Farben von Gariboldi Honda an, Jeff Alessi fuhr in der MX1-Klasse für das JK Racing Team. Jimmy Decotis wurde in der Mannschaft von CLS Monster Energy Kawasaki Pro Circuit bereits vor zwei Monaten als Ersatz für den verletzten Arnaud Tonus eingewechselt. Aber wegen Decotis wird die US-Präsenz wieder sinken, denn der MX2-Pilot reiste letzte Woche nach Hause. Dass er nochmals in der GP-Szene auftaucht, ist unwahrscheinlich.
Decotis wurde Anfang April ausgewählt, um in den verwaisten CLS-Sattel zu steigen (das Team geniesst technische Unterstützung vom berühmten Kawasaki-Tuner Pro Circuit aus Corona, Kalifornien) und damit erstmals ausserhalb der USA zu einem Rennen anzutreten. Aber der 21-Jährige erlebte eine harte Zeit der Akklimatisation an das Leben in Europa und an die andere Struktur im GP-Rennsport.
Die Nummer «613» zeigte zwar gutes Tempo, aber er mühte sich ab, zu WM-Punkten zu kommen. Er trat bei sechs Grands Prix an, landete aber nur bei zwei in den Top-20. Einer davon war in Brasilien, als weniger Fahrer als sonst mit dabei waren.
Das Selbstvertrauen war deutlich ein Problem, Decotis spürte den Druck, mit einem topunterstützten und kompetitiven MX2-Paket (Tommy Searle wurde damit 2012 Vizeweltmeister) richtig umzugehen. Der US-Boy vertraute SPEEDWEEK.com schon in Maggiora an, dass seine Zeit in Europa so gut wie vorbei sei. Weil Tonus wohl Ende Juni wieder mit Motorradfahren beginnen kann, ist es für CLS ein kleines Problem, einen kurzzeitigen Ersatzfahrer zu finden als einen für den Rest der Saison.
Decotis hat im Fahrerlager durch seine Offenheit und Freundlichkeit neue Freunde und einige Fans gewonnen. Aber sein erfolgloser Versuch, einen neuen Karrierenweg zu finden, zeigte schonungslos die Stärken der MX2-WM und der EMX250 als Zuliefererserie auf.
Wirklich nach Wunsch lief es auch bei Gariboldi Honda nicht, Michael Leib musste mit einem beschädigten Ruf klarkommen, weil ihn Beursfoon Suzuki in einer Medienmitteilung eines unprofessionellen Verhaltens beschuldigte. Der Kalifornier sei bei den Niederländern abtrünnig geworden. Leib hat offenbar trotz eines Deals mit Beursfoon für den Maggiora-GP bei Gariboldi angedockt. Nach dem Disput wurden rechtliche Schritte angedroht, mit diesem Damoklesschwert stürzte Leib am Sonntagmorgen und musste auf den Start mit der CRF250F bei den beiden Läufen verzichten.
Die Zukunft des 21-Jährigen, der letztes Jahr in Fermo als Wildcard-Fahrer einen sensationellen Podestplatz holte, ist momentan offen. Als SPEEDWEEK.com mit ihm über die Situation sprach, war Leib sichtlich entnervt, es wird sich erst noch herausstellen, wie es weitergeht und ob er im GP-Sport bleiben wird.