Video: Antonio Cairoli erklärt seine Ducati Desmo450
Die Ducati von Antoni Cairoli
Der Prototyp der Ducati Desmo450 hat in der Motocross-Szene ziemlich hohe Wellen geschlagen. Alessandro Lupino führt nach 5 von 6 Läufen die italienischen Meisterschaften mit 1864 Punkten an. Lupino gewann am vergangenen Wochenende in Castiglione mit einem 1-2-Ergebnis. Beim 16. MXGP-WM-Lauf der Saison in Arnheim schaffte es Ducati-Testfahrer Antonio Cairoli mit dem neuen Motorrad im Qualifikationsrennen prompt auf Platz 7.
Ducati wirbelt die Szene also gehörig auf und tatsächlich schlagen die Italiener sowohl in Sachen Motor als auch Fahrgestell neue Wege ein. Motorseitig ist die Desmodromik das zentrale Thema, aber lassen wir Antonio Cairoli selbst zu Wort kommen:
«An unserem Chassis sieht man keine Schweißnähte», erklärt er. «Die Rahmenteile bestehen aus kompakten Aluminium-Profilen. Das ist eine Besonderheit in unserem Sport», sagt der neunfache Weltmeister. «Der Motor ist über die Desmodromik gesteuert, was den Charakter von Ducati ausmacht. Darin sehe ich den entscheidenden Vorteil und es gibt in vielen Situationen auch mehr Sicherheit: Wenn man zum Beispiel beim Absprung einen Schlag aufs Hinterrad bekommt, also einen Kicker, muss man immer aufpassen, dass man den richtigen Gang eingelegt hat. Die Ducati hat aber in jeder Situation genügend Durchzug und man kommt niemals in die Situation, dass nicht genügend Leistung zur Verfügung steht. Auch in Sachen Beschleunigung sehe ich einige Vorteile.»
Die Desmodromik, auch Zwangssteuerung genannt, steuert nicht nur das Öffnen, sondern auch das Schließen der Ventile. Konventionell erfolgt der Verschluss durch Ventilfedern. Die Desmodromik hat einige Vorteile: Das gefürchtete Ventilflattern bei hohen Drehzahlen ist prinzipiell ausgeschlossen. In der Praxis bedeutet das: Elastizität, Leistung und Drehzahlfestigkeit bis in höchste Drehzahlbereiche hinein.
Natürlich musste sich auch Cairoli erst einmal an das neue Bike gewöhnen: «Der Motor hat einen höher liegenden Schwerpunkt, weil der Zylinderkopf prinzipbedingt etwas größer ist. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Wir haben erst vor einer Woche die Werksteile von Showa bekommen. Vorher haben wir nur Standard-Teile verwendet, welche im kommenden Jahr auch im Serienmodell zum Einsatz kommen werden», erklärt der Multi-Champion. «Ich habe natürlich ein wenig Zeit gebraucht, um das Fahrwerk zu verstehen, aber inzwischen fühle ich mich wirklich gut auf dem Bike. Ich freue mich über die Kooperation mit Showa, denn sie sind eine der führenden Hersteller von Fahrwerkskomponenten.»
Viele Optionen für das Fahrwerk hatte der Sizilianer nicht: «Meine Schwinge ist übrigens Serie und im Moment auch die einzige, die wir haben. Wir haben für diese Rennen die Fahrwerkskomponenten an die Schwinge angepasst und hatten keinerlei Optionen für die Umlenkung usw. Es wird die Aufgabe der nächsten Wochen sein, das Werksmotorrad für das kommende Jahr vorzubereiten.»
Dann räumt Cairoli mit einigen Vorurteilen auf: «Die Leute denken, dass das Motorrad aus Carbon, Titan- und Magnesiumteilen gebaut ist, aber unser Ziel ist es, das beste Standard-Bike zu bauen, das auch ganz normal käuflich zu erwerben ist. Und diese Basis-Version haben wir hier verwendet. Einzige Ausnahme ist der größere Tank, der für eine Strecke wie in Arnheim nötig ist, um über die Distanz von 35 Minuten im tiefen Sand über Runden zu kommen.»
Durch das Datarecording war Cairolis Bike sogar etwas schwerer als das künftige Standard-Motorrad: «Wir sammeln so viele Daten wie möglich», erklärt Cairoli weiter. «Das Datarecording verursacht natürlich etwas mehr Gewicht. Aber wir sind hier, um Erkenntnisse aus einem WM-Lauf zu gewinnen.»
«Das Projekt ist gerade einmal ein Jahr alt und jetzt sind wir in einem WM-Lauf. Das ist etwas ganz Besonderes.»